Die Krankenkasse CNS sieht die Verhandlungen mit den Psychotherapeuten als gescheitert an – eine Erstattung der Therapiekosten ist für den Patienten damit kurzfristig nicht in Sicht. Nachdem die Erstattung der Therapiekosten bereits 2015 gesetzlich verankert worden war, bedarf es für die Umsetzung weiterhin einer Konvention zwischen dem Psychotherapeuten-Verband Fapsylux und der CNS. Fortschritte erhofft sich die CNS nun durch ein erneutes Schlichtungsverfahren. Dieses soll durch eine Entscheidung des Verwaltungsrates der CNS am 14. September eingeleitet werden.
Uneinig sind sich die Verhandlungspartner insbesondere bei den zu erstattenden Tarifen. Fordert die Fapsylux 175 Euro pro Stunde, rechnet die CNS nur mit 120 Euro. Eine Anpassung ihrer Forderungen an die Tarife anderer Berufsklassen des Ärzteverbandes kommt für die Fapsylux nicht in Frage. Ihr Vorschlag orientiere sich am Vollzeitlohn jener Psychotherapeuten, die in Luxemburgs Krankenhäusern arbeiten, erklärte die Fapsylux-Präsidentin Catherine Richard im Interview mit „Radio 100,7“. Sie betonte, dass ein Psychotherapeut pro Tag keine acht sondern lediglich fünf Stunden Therapie mit Patienten durchführen könne, was die Höhe des vorgeschlagenen Tarifs rechtfertige. Der Rest der Zeit würde in die Vorbereitung der Sitzungen und administrative Aufgaben fließen.
Zu klären bleibe laut Fapsylux zudem die Frage, ob die Psychotherapie für jede Altersklasse ohne ärztliches Rezept zugänglich ist. Im Laufe der Verhandlungen hatte die CNS ihre Absicht geäußert, Kinder und Jugendliche sowie Menschen über 60 Jahre vorerst aus der Konvention auszuklammern, was für die Fapsylux nicht hinnehmbar ist. Die Fapsylux drückte über das Vorgehen der CNS ihr Erstaunen aus und hatte ihrerseits gehofft, ihre Forderungen unabhängig von den Konventionsverhandlungen der CNS in der „Commission de nomenclature“ umsetzen zu können.
Beide Verhandlungspartner betonen die Dringlichkeit der finanziellen Entlastung für Menschen mit psychischem Leidensdruck. Die CNS hofft, dass die Kostenerstattung „im Laufe des Jahres 2023“ Realität wird. Für 2021 hatte sie bereits ein Budget von 20 Millionen Euro für die Erstattung der Therapiekosten vorgesehen.
Es ist das erste Mal, dass ein Berufsverband für eine neue Leistung über eine derart lange Zeit keine Einigung mit der CNS erzielen kann. Politiker unterschiedlicher Parteien fordern inzwischen ein Eingreifen des zuständigen Ministers für soziale Sicherheit, Claude Haagen (LSAP). (LB)