Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Immer samstags blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: Gemütliche Tage mit den Royals und Versöhnung mit den „Bad Boys“.

Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der stolzeste Politiker im ganzen Land? Dem royalen Flair konnten diese Woche nicht viele widerstehen. Die Facebook-Seiten einiger Minister waren jedenfalls reichlich mit Fotos der Visite des belgischen Königspaars bestückt. Dabei fragen wir uns immer noch, ob das Highlight der Handshake mit einer wahren Königin oder die exquisite Einladung zum Gala-Dinner war.

Nur Großherzogin Maria Teresa musste sich einen Teil der Feierlichkeiten entgehen lassen, die die Polit-Klasse diese Woche in Atem hielten. Laut Angaben vom Hof hatte sie sich noch nicht ausreichend von ihrer Knie-OP erholt. Fürs Dinner reichte es aber – nur die Schärpe des belgischen Königordens konnte (oder wollte) sie nicht tragen.

Skandal oder halb so wild? „Bei solchen Großereignissen ist es eigentlich Brauch, dass die Ehrengäste die Schärpen des jeweils anderen Hauses als gegenseitige Respektsbekundung tragen“, belehrt uns das „Luxemburger Wort“.

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#belux2019 S.M. la Reine Mathilde, S.A.R. la Grande-Duchesse Maria Teresa et S.A.R la Grande-Duchesse héritière Stéphanie : trois femmes symbolisant les liens forts unissant le Luxembourg et la Belgique. Au-delà de leurs liens historiques, les deux pays sont aussi connectés par une vraie relation d’amitié et de complicité. Dans ce contexte, S.A.R la Grande-Duchesse a reçu le Grand-Cordon de l’Ordre de Léopold en 1994, la plus haute distinction décernée par S.M. le Roi Albert II de Belgique. S.A.R la Grande-Duchesse l'a porté lors de la Visite d’Etat luxembourgeoise en Belgique en 2007, et n'a pas pu le porter ce mardi lors de la soirée de Gala en raison de sa position engendrée par sa récente opération du genou.

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Mittendrin statt nur dabei …

Vergangene Woche fühlte sich der Luxemburger Politikbetrieb wie eine zerstrittene Schulklasse an. Diese Woche war es eher ein freudiger Klassenausflug – mit Promis und unzähligen Selfies. So viele Selfies, dass das selbst Teenies peinlich wäre. Mittendrin war Corinne Cahen, Ministerin für die Großregion (ja, dieses Mikroministerium mit nicht einmal einer Handvoll Angestellten gibt es wirklich).

Selbst der vergangene Woche in der „Chamber“ leicht überforderte und schwer gebeutelte Parlamentspräsident Fernand Etgen durfte diese Woche etwas durchatmen. Die Grüßaugust-Rolle steht ihm einfach besser als die Funktion des Respekt einflößenden Klassensprechers.

Allerdings ist das royale Tam-Tam etwas zeitaufwendig. Und so blieb den Ministern kaum Zeit zum Regieren. Nur Pierre Gramegna durfte eine große Rede zum Staatshaushalt halten und zitierte gleich mal den großen Abraham Lincoln: „The best way to predict the future is to create it.“ Das sagte Lincoln zwar nie – wie das „Land“ am Freitag exklusiv meldete. Aber es klingt halt gut.

Die anderen Minister hatten aber offenbar nichts zu sagen: Das Kabinett habe über die internationale und europäische Lage beraten, hieß es in einem vierzeiligen „Pressecommuniqué“. Sonst werden in der Mitteilung wenigstens ein paar zufällige Gesetze oder Verordnungen untergebracht. Blau-Rot-Grün scheint das mit der Transparenz wirklich auf die Spitze treiben zu wollen. Wir schlagen vor: Beim nächsten Ministerrat könnte man auch einfach schreiben: „Das Kabinett hat beraten. Der Rest geht euch eh nichts an.“

(Wieder) ziemlich beste Freunde

Nicht mal Fotos gibt es aus dem Ministerrat – anders als bei den EU-Gipfeltreffen. Darauf ist Xavier Bettel stets gut gelaunt mit Mutti und Manu zu sehen – das kommt immer ganz dufte an und verlangt keinerlei politische Statements in der Substanz. Aber die Weltöffentlichkeit erfährt diesmal auch von Bettels verständnisvollem Umgang mit den „Bad Boys“ der europäischen Tafelrunde. In diesem Fall: Viktor Orban und Boris Johnson. Immerhin scheinen sie über seine Witze zu lachen.

Xavier Bettel mit den „Bad Boys“ Orban und Johnson. (Foto: SIP / Thierry Monasse)

Es ist aber auch eine Geschichte der Versöhnung: Sonst kritisiert Luxemburg den ungarischen Premier stets als bösen Rechtspopulisten. Auch der britische Regierungschef ist eigentlich kein politischer Verbündeter. Noch vor einem Monat sicherte sich Bettel seine „15 minutes of fame“, als er den britischen Kollegen in Luxemburg vor der internationalen Presse vorführte. Doch Boris nahm es offenbar sportlich. Wenn das keine Grundlage für eine ewige Freundschaft ist …