Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Immer samstags blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: ein Premier im Rampenlicht, ein Raub im großherzoglichen Palast und ein „Djunior“ in der „Chamber“.
Wer hätte es gedacht? Xavier Bettel liebt die Menschen. Das einzige, was er noch mehr liebt: Wenn er mit diesen Menschen gesehen oder gefilmt wird. RTL hat dem Menschenfreund den Gefallen getan, ihn ein Jahr lang für eine Doku zu begleiten. Das Ergebnis gab es diese Woche zu sehen: #Xavier – Ee Joer mam Premier.
Was den Zuschauer erwartet? Einerseits die offizielle Seite. Bettel in Brüssel, Bettel beim DP-Kongress, Bettel vor und während seiner Rede zur Lage der Nation. Und dann natürlich die private Seite – die, die so gut bei den Menschen ankommt. Bettel ganz authentisch im Supermarkt, ganz locker beim Bierchen mit seinen mächtigen Freunden Manu und Angie im Hotel Amigo, ganz hungrig beim Bestellen eines Bacon-Burgers in der Imbissbude Mister Goofy. Manchmal kommt dann aber doch der alte, liberale Vintage-Bettel durch, der etwa einer älteren Frau vorwirft, dass sie ihr Leben lang eine Wohnung gemietet hat statt auf Pump eine Immobilie zu kaufen.
#Xavier kommt in all diesen Szenen wie immer rüber: Jovial, ständig gut gelaunt, begrüßt er jeden, der ihm über den Weg läuft mit einem lauten „Bonjour, wéi ass et?“. Manchmal wirkt der Premier dann doch etwas müde, ja hier und da auch ein bisschen verpeilt. Eine Doku, die uns all das noch einmal zeigt, hätte es dafür eigentlich nicht gebraucht.
Uns ist dafür aber ein ganz anderer in der Dokumentation ins Auge gestochen. Kabinettschef Paul Konsbruck. Seine Rolle? Mittendrin, statt nur dabei. Immer an der Seite seines Chefs. Mal spielt er den Kumpel-Typen, der mit Bettel eine Schachtel Bonbons teilt, mal geht er leicht gelangweilt mit seinem Chef die Termine des Tages durch, mal will er, dass der Premier seine Reden etwas energischer hält. Nur mit nüchterner, inhaltlicher Politik scheint der Job komischerweise wenig zu tun zu haben.
Der Video-Hype, der keiner war
Was in der Doku auch irgendwie zu kurz kommt: Xavier Bettel mag es ja eigentlich überhaupt nicht, also wirklich gar nicht, wenn er im Zentrum der Aufmerksamkeit steht. Etwa, als er zum „Youtube-Star“ nach dem EU-Brexit-Gipfel wurde. „Es ist frustrierend. Manchmal arbeite ich viel für eine intelligente und recherchierte Rede und dann erhält man 10 Likes“, klagte er diese Woche im angeregten Gespräch mit „Radio 100,7“.
Vor den Mikros britischer Journalisten sagte Bettel am 14. Dezember: „Brexit is your choice, not mine.“ Sprachs und lief davon. Dafür bekomme man dann „1,5 Millionen Views“, sagte der Premier 100,7 – total unfair.
Das Problem ist allerdings, dass das Video zwar viel geteilt wurde. Doch es waren keine 1,5 Millionen Menschen, die sich das anschauten. Das Facebook-Video des RTL-Journalisten David Winter wurde über 80.000 Euro Mal angeschaut, das Twitter-Video von Channel 4 kam auf 57.000 Views, die Facebook-Version auf 350.000 Aufrufe – und das waren die erfolgreichsten. Nächstes Mal sollte Bettel es vielleicht doch mit einer intelligenten und recherchierten Rede versuchen.
Wer hat die Kronjuwelen?
Die Headline hatte ein bisschen was von einem James-Bond-Film – oder von unserem Lieblingnationalheld Superjhemp: Im großherzoglichen Palast wurden Kronjuwelen gestohlen. Wer es war? So ganz sicher ist man sich da noch nicht. Der Visagist der belgischen Königin Mathilde wurde aber bereits festgenommen. So viel steht fest: Kein Superheld wurde zur Hilfe gerufen – lediglich die belgische Polizei. Anhand von DNA-Spuren sollen die Beamten den Tatverdächtigen ausfindig gemacht haben.
Sie brauchten allerdings ganz schön lange dafür. Wie die Staatsanwaltschaft nämlich mitteilte, wurden die Juwelen bereits am 22. Juni 2017 gestohlen. Diesen Fall hätten James Bond oder Superjhemp dann doch vielleicht etwas schneller gelöst…
Achtung, Djunior kommt …
„Du wëlls et? Da wiel et“, war gestern. Denn die Wähler wollten Djuna. Und haben sie gewählt. So konnte die Jungpolitikerin sogleich ins Parlament nachrücken. Mit 26 Jahren ist Djuna Bernard die jüngste Politikerin im Parlament. DP-Finanzminister Pierre Gramegna entwickelte daraufhin schon fast… nun ja, nennen wir es väterliche Gefühle … und taufte Djuna sogleich „Djunior“. Packen wir das Kapitel „paternalistische Frauenverniedlichung“ mal lieber nicht aus. Wobei, das hat Djunia (Djunior) sogleich selbst übernommen und postete die Nachricht sogleich samt Kätzchenfilter auf Instagram. Das Bild bringt die neue Leichtigkeit der luxemburgischen Politik ziemlich gut auf den Punkt. Aber besser mal abwarten, wie Pierre Gramegna das so findet.