Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Immer freitags blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: Ein Fallschirmspringer und ein Youtube-Video sichern die Ehre der Nation.

War ihnen auch schon mal danach ein Auto aus einem Flugzeug zu schmeißen? Im tiefsten Arizona lässt dieser Traum sich verwirklichen. Das weiß keiner besser als Georges Reuter. Oder George, wie man in America sagt. George entwickelt in Eloy, Arizona, Fallschirme, und testet ihre Belastbarkeit, unter anderem mit Autos als Testspringer.

Doch auch in der Politik entpuppt George sich als Überflieger. RTL berichtet kurz vor Beginn der heimischen Wahlkampagne, dass der Luxemburger Expat in Eloy, Arizona, zum „Council Member“, auf gut Luxemburgisch zum „Schäffen“, gewählt wurde. Wenn das nicht mal ein Ansporn für die 547 Kandidaten ist, die am 14. Oktober zur Chamberwahl antreten.

Neuwahlen, die zweite?

Einige unter ihnen tun sich bekanntlich noch schwer damit, diese Herausforderung anzunehmen. Die unwilligen „Demokratie“-Kandidaten werfen mit dieser Haltung Fragen auf, die auch für erfahrene Journalisten Neuland sind: Was passiert eigentlich wenn ein Kandidat wider Willen ins Parlament gewählt wird? Ist das Wahlresultat dann anfechtbar?

Fragen über Fragen. Höchste Zeit also, einen Experten zu befragen und für Aufklärung zu sorgen. Wer wäre da besser geeignet, als der unabhängige Verfassungsexperte Alex Bodry, im Nebenberuf auch LSAP-Fraktionschef. Der tüchtige Gesetzeskenner weiß den RTL-Kollegen erstaunliches zu berichten. Neuwahlen wären womöglich „de leschten Auswee“, wenn aufgebrachte Wähler sich durch die manipulierten Kandidatenlisten betrogen fühlen.

Da kann man von Glück sagen, dass die neugewählte Chamber selbst entscheiden kann, ob sie sich wirklich gleich wieder auflösen will. Das Schlamassel wäre kaum auszudenken: Nach massivem „Betrug am Wählerwillen“ vor fünf Jahren, wäre die demokratische Wahl erneut gescheitert. Mehr Bananenrepublik geht nicht.

Fußball, Neonazis und andere Aufreger

Doch ohnehin beschäftigte die allermeisten Luxemburger diese Woche eher der Fußball als der Wahlkampf. Wie schnell sich doch alle einig sein können; von ADR bis Déi Lénk feierten dabei auch etliche Politiker den F91 Diddeleng und dessen Einzug in die Gruppenphase der Europa League ab. Darunter auch so manch eine und manch einer, die bisher nicht unter Verdacht standen, sich übermäßig für die schönste Nebensache der Welt zu interessieren. Aber egal. Vive de Flav!

Unbeirrbaren Jeunesse-Esch-Fans bleiben da wohl nur Videos aus der guten alten Zeit. Zum Beispiel, der altbekannte Klassiker aus dem Jahre 1994 als heroische Luxemburger Polizisten einer Truppe wilder Neonazis das Fürchten lehrte. Für ernst zu nehmende heimische YouTube-Nutzer gehört dieses Video, neben unzähligen Gaston-Vogel-Gassenhauern, eh zum Standard-Repertoire. Aber ist es nicht besonders schön, wenn auch die großen Nachbarn mit reichlicher Verspätung ihre Anerkennung zum Ausdruck bringen?


Wie „Wee 2050“-Präsident und ADR-Kandidat Tom Weidig es wohl mit diesem Stück Luxemburger Kulturgeschichte hält? Seine Facebook-Aussage, die Nazis hätten „d’Letzebuerger winnstens net erhongern geloos, ob jidferer Fall net zu Letzebuerg“ (sic), sorgte für manchen Listen-Kollegen von der ADR jedenfalls für Unbehagen. Gast Gibéryen war sich im REPORTER-Interview jedenfalls nicht sicher, ob Weidig den nötigen „Background-Check“ bestehen würde, um der ADR beizutreten. Gut, dass Weidig sich beim „Wee 2050“ selbst um das Screening der Kandidaten kümmert.