Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Pünktlich zum Wochenende blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: Legale bis illegale Erfolge und unvergessliche Stunden mit „Loulou“.
„Es ist einfach: Legal ist das, was nicht verboten ist.“ Die Weisheit, die der galaktische Ex-Wirtschaftsminister Etienne Schneider im „Tageblatt“ zum Besten gab, passt zu allen Luxemburger Lebenslagen: Impfdrängeln, das Verprassen von Staatsgeldern oder die sauberste Finanz- und Wirtschaftspolitik unter dieser Sonne. „In Luxemburg hatten wir immer Nischen, die aber immer kleiner werden, weil sie meist mit Steuern zu tun haben“, sagte Mister Klartext. Ex-Kollege Pierre Gramegna wird begeistert sein.
Aber eigentlich passt Schneiders Spruch auch zu seiner eigenen Karriere. Die treue Francine Closener wurde indes bei „RTL Radio“ gefragt, ob es die Sozialisten denn nicht nerve, alle paar Wochen eine neue Affäre aufzuarbeiten, die ihr ehemaliger Shootingstar verursacht habe. Nein, sagte die Ex-Staatssekretärin. „Ich würde gerne einmal sehen, wer Etienne Schneider Fehler nachweisen kann. Also legale Fehler“, meinte sie. Wir lernen: Solange ein Minister nicht mit beiden Füßen im Knast steht, ist alles super.
Das ist wahrlich eine beachtenswerte Leistung. Vor allem bei den knallharten Fragen, mit denen Luxemburger Politiker immer wieder konfrontiert werden. So auch im „Tageblatt“: „Hatten Sie damit gerechnet, dass sich die „Space Resources“-Initiative zu einem Erfolg entwickelt?“, wird Ex-Space-Minister Etienne gefragt. Die Antwort knapp zusammengefasst: Leider geil.
„De Kapp am Guidon“
Von legalen Springprozessionen und juristischen Winkelzügen versteht aber auch der Verwaltungsrat der Hôpitaux Robert Schuman so einiges. Noch besser ist, wie wir spätestens seit Donnerstag wissen, nur seine Krisenkommunikation. Nach tagelanger Kontroverse, medialem Hin und Her, Anschuldigungen und Verteidigungen, ist jetzt alles klar. Und das Dossier ist so „zou“ wie das öffentliche Ansehen von HRS-Präsident Jean-Louis Schiltz blendend ist.
Schon jetzt ist die Pressekonferenz des Verwaltungsrats der HRS einer unserer All-Time-Favorites. Fast so dramatisch wie damals bei der Auflösung unserer Lieblingsband Tic Tac Toe. Ja, fast so eloquent wie einst Eric „Loulou“ Cantona, nachdem er zufällig, zur „Sécuriséierung“ des Stadions, mit der Fußsohle in das Gesicht eines jungen Fans gerutscht war.
Auch Jean-Louis Schiltz räumte nun wirklich alle offenen Fragen aus dem Weg. Manche könnten meinen, der HRS-Präsident hätte die ganze Affäre mit seinen infantil anmutenden Ausreden und seiner arroganten Attitüde noch schlimmer gemacht. Wir finden: Ganz im Gegenteil! Schiltz sollte einen Ehrenorden erhalten. Für seine aufopferungsvolle Vorreiterrolle beim Impfen, klar. Aber auch für seine überragende Mischung aus Ethik-Proseminar für Schmalspur-Manager und Standup-Comedy-Einlage für alle anderen, die die Pandemie-gebeutelten Luxemburger eine schöne Stunde lang von ihren Alltagssorgen ablenkte.

Und dann erst diese Details! Wie Loulou die Armbanduhr auszieht, um uns zu sagen: „Kinder, ich nehm‘ mir Zeit für euch, trotz der Alimente.“ Alles gepaart mit der Verve eines späten Gerard Dépardieu und dem Style eines mittelmäßig motivierten Weinhändlers von der Côte d’Azur. Man merke an dieser Stelle: In: Ü50-Hipsterdutt und nachenklich an der roten Brille nuckeln. Out: Hemden zuknöpfen und Verantwortung für das eigene Handeln übernehmen.
Der Inhalt war allerdings auch easy. Von wegen Impfvordrängler: Jean-Louis Schiltz, Claude Seywert und Michel Wurth sind die wahren Helden der Pandemie. Seit einem Jahr haben sie bereits „de Kapp am Guidon“. Die Beziehung zwischen Krankenhaus und Loulou hat dabei schon fast erotische Züge erreicht: „Ech ginn owes mam Spidol an d’Bett an ech stinn moies mam Spidol op.“ Was dazwischen passiert, wollen wir erst gar nicht wissen.
Und sonst so, wollten die Journalisten wissen. Wie oft bist du In-da-house Loulou? „Also so dreimal die Woche“, sagt Jean-Louis Schiltz. Und die Anderen, dein „Alter-Ego“ Michel und so? „Boooaaaa. (Kunstpause.) Also regelmäßig.“
#LouLou4Premier
Dumm nur, dass quirlige Journalistinnen sich fragen, wieso die drei eigentlich immer in die Klinik kommen, obwohl sie kein Büro in den „Hôpitaux Robert Schuman“ haben. Loulous Antwort: „Soss hätte mir doheem um Canapé gesiess.“ Aber es gibt doch Zoom und Skype, das machen doch alle? Für Loulou keine Alternative, denn „bäi dene Zoommeetingen versteet een d’Leit nëmmen d’Halschent vun der Zäit.“
Dieser Einsatz verdient Respekt oder wie Jean-Louis „The Undertaker“ Schiltz es ausdrückt: „Ech verbidde mer et, fir mer Lektiounen an Anstand a Moral ginn ze loossen.“ Besonders nicht von Leuten die „jonk, quirreleg, energesch“ sinn. Schließlich haben sich Loulou und seine Buddys auch nur deshalb vor allen Anderen impfen lassen, weil die scheinbar noch Bedenken hatten, diese Schisser.
Also erstmal rein damit! So geht das! Aus dem einstigen Hoffnungsträger der CSV ist mittlerweile also ein richtiger Macher geworden. Wer jetzt noch Zweifel daran hat, wer Spitzenkandidat der CSV werden soll, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Wir haben jedenfalls keinen Zweifel daran: Mit #LouLou4Premier wird nicht nur das HRS, sondern das ganze Land mal so richtig „sécuriséiert“.
Ach übrigens, wissen Sie, wer wirklich Schuld an der Affäre ist: Paulette Lenert. War eh klar. Schließlich habe die Santé ja auch nicht wirklich gesagt „wéi, wat, wou“ bei den Impfungen, meint Loulou. Das findet auch der Undercover-Chefarzt vom Dienst Michel Wurth. Der findet überhaupt alles „ridicule“, aber nur im „Off“, also im vertraulichen Plausch mit Journalisten. Denn sich mit seiner ehrlichen, ungefilterten Meinung zitieren zu lassen, „dat entsprécht net mengem Wiesen“.
Dann noch ein „Fun Fact“ zum Schluss: Noch nicht alle Krebspatienten, die zur Therapie in die HRS kommen müssen, wurden geimpft. Und wissen zum Teil auch noch nicht, wann sie geimpft werden. Aber hey, wieso soll es den Schwerkranken besser gehen als den Frauen der Verwaltungsratsmitglieder. „Fir der leschter Rumeur dann virzebeugen. Ech dementéiere formell, dass eis Frae geimpft gi sinn“, erklärte Jean-Louis Schiltz, bevor er sich wieder mit seinem „Spidol“ ins Bett legte.
Systemisch relevant
Eigentlich wäre es jetzt auch mal an der Zeit, den wichtigsten Teil der „systemischen Governance“ des besten Mikrostaates der Welt durchzuimpfen. Nein, nicht die Großherzogin. Natürlich geht es um das relevanteste und selbstbewussteste Parlament der Welt. Die Vorstellung einer gewissen Fedil-Präsidentin, dass dort nur Null-Checker rumsitzen, ist natürlich völlig falsch.
Regelmäßig lässt sich die Bedeutung der Parlamentarier an ihren klugen Fragen an die Regierung ablesen. Warum ist der Jagdschein teurer geworden? Sollte „Liichtmëssdag“ zum Weltkulturerbe erhoben werden? Waren die „Spunien-Kämpfer“ (sic!) nicht doch schlimmer als die Nazis, immerhin haben sie für eine „republikanesch Republik“ (sicccc!!!!) gekämpft, fragte Fred Keup, der beste und glaubwürdigste Anwalt der Luxemburger Sprache seit es moselfränkische Dialekte gibt.
Und natürlich sorgten sich die Abgeordneten um den größten Skandal, der Luxemburg gerade umtreibt: Luxair hat den Luxemburger „Crémant“ durch irgendein französisches Gesöff ersetzt. Obwohl das Parlament zumindest die existenzielle Gefahr eines Luxemburger Kulturgutes fernhalten könnte: mit mehr „Crémant an der Chamber“. Quasi als „drinker of last resort“.
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