Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Pünktlich zum Wochenende blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: Lachen im DP-Staat und ein Ex-Premier als weltpolitischer Strippenzieher.

Als regelmäßige/r Leser/in dieser Zeilen wissen Sie: Lachen ist gesund. Besser ist nur noch: Über sich selber lachen. Das wissen nicht nur wir (und Sie). Auch die DP versucht sich neuerdings im satirischen Handwerk. Im hochglänzenden DP-Magazin (nota bene: nicht journal.lu, sondern magazin.dp.lu) findet man nämlich nicht nur parteipolitisch korrekte Selbstinterviews, Selbstporträts und Selbstreportagen, sondern auch hochwertige liberal-humoristische Kost im „De satirischen Eck“.

Eine Kostprobe: „D’Corinne Cahen an de Claude Lamberty – an e Grappvoll hardcore Ech-ginn-op-all-AG-Groupië – mussen dëst Joer net op 171 Generalversammlunge vun den DP-Sektioune flitzen. Dat eleng verbessert de Lëtzebuerger Klimabilan ëm 0,0074%. Héich Zäit deemno fir de grénge Punkt am DP-Logo e bëssi ze vergréisseren.“

Ha. Ganz im Ernst: Nachdem wir ausgelacht haben, können wir die liberalen Schenkelklopfer aus dem satirischen Eck nur begrüßen. Denn wer wäre besser in der Lage, die DP zu karikieren als die DP selbst?

Blödes Timing war dabei, dass die Humor-Abteilung der DP-Fraktion nicht mehr auf die wirklich wichtigen Themen dieser Woche eingehen konnte. Zum Beispiel die Causa Monica Semedo. Allerdings ließ es sich DP-Generalsekretär Claude Lamberty nicht nehmen, in seiner Reaktion auf die Mobbing-Affäre der EU-Abgeordneten, einen kleinen liberalen Joke einzubauen. Nach der Bestrafung und der „Entschuldigung“ seiner Parteikollegin sei „zu dësem Zäitpunkt och den Dossier zou“, so der von seiner Präsidentin vorausgeschickte Scherzkeks aus Hesperingen.

#UmBuedem

Obwohl das „Dossier zou“ sein soll, musste sich dann doch der Premier dazu äußern. „Et geet net em näischt“, sagte Xavier Bettel am Freitag vor der Presse. Worum es tatsächlich geht, machte der Parteifreund und politische Ziehvater der Betroffenen dann auch gleich dreimal deutlich. Nein, es geht nicht um die gemobbten Mitarbeiter, sondern um das wahre Opfer der Affäre. Und das mit einem doppelten „wéi gesot“: „D’Madamm Semedo ass um Buedem am Moment. Se ass um Buedem am Moment. Se ass um Buedem am Moment.“ #NoJoke

Ansonsten müsse man die ganze Affäre aber erst mal sacken lassen, so Bettel weiter. Ehrlich gesagt, sind wir nach der rund fünf Minuten langen Antwort des Regierungschefs zum Thema auch nicht ganz sicher, was er nun genau gesagt hat. Als Kenner der politischen PR-Maschinerie hätten wir ihm ja eine professionelle, politisch korrekte Antwort zurechtlegen können. Andererseits sind wir aber genauso wie offenbar seine engsten Berater bekennende Fans des Freestyle-Raps von MC Xavier.

Beim zeithistorisch interessierten Beobachter werden jedoch zwangsläufig Erinnerungen an eine andere hausgemachte DP-Affäre wach. Auch in der Causa Maggy Nagel hatte der Premier seiner Parteifreundin in improvisierten A-Cappella-Einlagen den Rücken gestärkt, bevor er die volksnahe Mondorferin schließlich in die Wüste schickte.

Wie es heißt, hat sich der Comité Directeur der Liberalen denn auch schon erkundigt, ob die Weltexpo-Kommissarin in Dubai noch eine Assistentin gebrauchen kann. Der Vorteil läge auf der Hand: Nicht nur ist großer Bedarf vorhanden, denn die Weltausstellung wurde wegen der Pandemie auf Ende dieses Jahres verlegt. Auch bräuchte man sich angesichts des lässigen Arbeitsrechts in den Emiraten keine Sorgen um Mobbingvorwürfe von Mitarbeitern zu machen. #WinWin

#FeelTheFern

Apropos „Dossier zou“: Auch in der Angelegenheit um das „Chamberbliedchen“ bewies der DP-Staat durchaus Humor. Da wollte der liberale Chamber-Präsident doch allen Ernstes durchsetzen, dass die Sitzungsprotokolle, die auf der Chamber-Webseite zu finden sind, künftig auch gegen Bezahlung auf den Webseiten der Medien veröffentlicht werden sollen. Dass dabei zunächst nur das liberale „Journal“ bedacht wurde, ist natürlich reiner Zufall. Ein Schelm, der bei soviel Liberalsatire noch irgendetwas ernst nimmt.

Im lächerlich langen Interview mit „Radio 100,7“ versuchte sich Fernand Etgen dann für seinen medialen Coup zu rechtfertigen. „Die Demokratie hat einen gewissen Preis“, scherzte der Erste Bürger des Landes. Und meinte damit, dass künftig doch eigentlich alle Onlinemedien des Landes das lukrative „Chamberbliedchen“ als PDF veröffentlichen könnten. Vier Tage später verstand der auf der Zielgeraden ausgebremste Wohltäter der Medien dann aber auf einmal keinen Spaß mehr und kündigte die privilegierte Partnerschaft mit dem „Journal“ auf. #Sad

Wir sind an dieser Stelle etwas verwirrt. Erhalten die Medien jetzt noch Geld für ein PDF oder nicht? Egal. Sicher ist sicher.

#JunckerComeback

Während sich seine Landsleute mit geradezu liberalen Dorfpossen herumschlagen müssen, hat Jean-Claude Juncker bekanntlich ganz andere Dinge zu tun. Der Ex-Kommissionspräsident vertraute diese Woche „Paperjam“ an, wie groß sein weltpolitischer Einfluss nach wie vor ist. „J’avais conseillé à Joe Biden de se présenter“, so der Souffleur der Mächtigen dieser Welt. Wer jetzt aber denkt, dass es Juncker war, der den Globus vor „4 more years“ Donald Trump bewahrte, wird enttäuscht: „J’ai eu de bonnes relations avec lui, comme avec tous les présidents américains d’ailleurs“, so der Ex-Premier.

Juncker hat Biden also zur Präsidentschaft geraten. Da stellt sich dann doch die Frage: Wie kann der Jungspund Jean-Claude Juncker (66) dem 78-jährigen Biden raten, das Amt des mächtigsten Mannes der Welt anzustreben, wenn er selbst ein Comeback in die Luxemburger Politik kategorisch ausschließt? Und das auch noch in einer Phase, in der sich seine CSV vor dem anstehenden Kongress im April selbst zerfleischt und ihr Präsident Frank Engel sich im RTL-Interview öffentlich vor einem Gegenkandidaten fürchtet.

Wir finden: Es ist höchste Zeit für ein Juncker-Comeback. Nicht unbedingt als Parteichef oder Premier. Aber vielleicht doch als superlustiger Satiriker im nächsten, von der DP inspirierten CSV-Magazin „Vun der satirescher Heck gepléckt“. Oder zumindest in einem vom Parlament gesponserten PDF im digitalen „CSV Profil“. Wir können es jedenfalls kaum erwarten…


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