Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Pünktlich zum Wochenende blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: Grüne Glaubwürdigkeit und weitere Schenkelklopfer.

Der Premier brauchte diese Woche, mal wieder, echt mal eine Pause. Während sich ein paar dahergelaufene Virusexperten über seine mangelnde Kompetenz in der Covid-Krisenkommunikation aufregten, machte Xav das, was er am besten kann: Ein bisschen mit den Kollegen aus den Niederlanden zoomen und irgendwelche EU-Kommissare begrüßen. Auch wir finden: Xavier, bleib bei deinem Leisten!

Für die Grünen dagegen, die dem Vernehmen nach auch in der Regierung sind, war das eine Chance. Endlich mussten sie einmal nicht irgendwelche peinlichen Audits vorstellen, sich von Iron Lydie vorführen lassen oder der Welt eine komplett vermurkste Cannabis-Legalisierung (sic!) schönreden. Nein, diese Woche konnten Déi Gréng mit ihrem Markenkern glänzen: Glaubwürdiges Klimabewusstsein und raketenstarke Nachhaltigkeit.

Offshore for the win

Carole Dieschbourg legte vor und das gleich mit einem ökologischen hole-in-one. Die grüne Ministerin pflanzte nämlich gemeinsam mit einer Schulklasse Bäumchen im Ösling. Die gibt es dort bekanntlich kaum. Total nachhaltig war diese Woche auch Claude Turmes unterwegs. Der Energieminister hat nämlich unsere Windmühlen besucht.

Windiges Offshore-Business einmal anders: Claude Turmes bei einem „ganz besonnesch spannende Reportage“. (Foto: MEA/Twitter.com)

Nein, nicht im Ösling, wo man sie vermuten würde. Da könnte sich am Ende noch jemand über sie aufregen. Luxemburgs Windräder stehen natürlich dort, wo man sie in einem kleinen Binnenstaat und Steuerparadies haben will. Genau, offshore. Also irgendwo in der Nordsee. Beim Besuch in Dänemark und der Kutterfahrt auf hoher See konnte Turmes gleichzeitig noch für die nächste Flutkatastrophe trainieren. Rein zufällig war natürlich auch ein Kamerateam von RTL dabei, um das Ganze zu filmen. #JournalForFuture

Grün, grüner, Raketen

Der Klimakönig der Woche bleibt aber François Bausch. Denn ihm ist irdischer Klimaschutz einfach zu wenig. Und da der Weltraum Luxemburg seit dem überaus erfolgreichen Space Mining Etienne Schneider quasi persönlich gehört, ist es nur logisch, dass auch der Kosmos grüner werden soll. Damit das auch den ökoskeptischen Amis klar wird, reiste der Armeeminister samt Entourage extra nach Los Angeles.

Ein Etienne-Verschnitt namens Elon Musk baut dort Raketen, die mehr als einmal die Atmosphäre mit ihren Emissionen bereichern können. Und da Mehrwegverpackungen fast so etwas wie die Gründungsidee der Grünen sind, findet François Bausch die Idee natürlich total toll. Auf Twitter jubiliert der Minister: „Thrilled about the revolutionary idea of SpaceX to re-use their launch vehicles Falcon 9 and Starship. This makes access to space more sustainable.“

„And I think it’s gonna be a long, long time …“ François „Rocket Man“ Bausch mit seinem neuesten ultranachhaltigen Spielzeug. (Foto: @Francois_Bausch/Twitter.com)

Manche Neunmalkluge mögen sich nun fragen: Raketen als nachhaltig bezeichnen, gehts noch?! Nur die eingefleischtesten Ökofanatiker wissen aber: Wenn man es grün nennt, dann ist es grün. Basta. Auch Pierre Gramegna könnte ihnen davon ein Liedchen über ach so grüne Finanzen singen. Dass auch unser grüner „Rocket man“ beim Verfassen seines Tweets „high as a kite“ war, ist dagegen ein böses Gerücht. Denn Cannabis wird jetzt ja bekanntlich nur in Deutschland legalisiert.

Weltträume werden wahr

Fast zeitgleich hatte die Aktion des grünen Ministers aber bereits Folgen in Luxemburg. Der Chef der europäischen Weltraumagentur ESA kündigte sich zum Blitzbesuch an und attestierte dem freudestrahlenden, naja, durchaus schmunzelnden Wirtschaftsminister Franz Fayot: „Luxemburg ist eine Weltraummacht.“ Nicht belegt ist, ob in der schriftlichen Übersetzung in der heimischen Presse ein „t“ verloren ging. Aber, egal. #Dreambig

Auch bei der potenziellen grünen Wählerschaft auf Twitter stößt die Idee der nachhaltigen Raumfahrt auf großen Zuspruch. So kommentierte ein Nutzer den Post des Ministers wie folgt: „Meng geeschteg Gesondheet hänkt um seidene Fuedem.“ Nächste Woche dann auf der Agenda der grünen Minister: Bambusstrohhalme auf der Päischtcroisière, ein Solardach für die Aire de Berchem und biologisch abbaubare Munition für die Armee. #Can’tWait

Quel succès incroyable !

Biologisch abbaubar ist eine Monarchie bekanntlich nicht. Nachhaltig ist sie trotzdem: Eine Generation schafft sich selbst die nächste und so geht das immer weiter. Probleme machen dabei höchstens links-grün-versiffte Minetter, die glauben, der Pöbel hätte irgendwas an seinen Herrschern zu bestimmen. Etwa ob Monarchen sich Wohnungen in Biarritz zu kaufen haben. Wie die Zöglinge sich zu scheiden haben oder wie man mit dem Personal umzuspringen hat. Pfff, dann sollen sie doch Kuchen essen.

Wie eine lupenreine Monarchie auszusehen hat, konnte man diese Woche in der Hauptstadt beobachten. Maria Teresa, Angetraute des Großherzogs und selbst ohne offiziellen Titel, hatte geladen. Der Anlass: Die Gemahlin des Staatsoberhaupts hat ein Buch über 40 Jahre Ehe mit Großherzog Henri verfasst. In einer Buchhandlung in der Oberstadt hatte sie, gemeinsam mit ihrem größten Fan und Hofberichterstatter Stéphane Bern, zur Autogrammstunde geladen.

Der Andrang war groß. Dennoch wussten die Untertanen sich im Angesicht ihrer Durchlaucht zu benehmen. So berichtete das überkritische antimonarchistische Kampfblatt „Paperjam“ über das Event: „Une file s’étirant sur des dizaines de mètres et une bonne dose de patience pour celles et ceux qui tenaient plus que tout à les rencontrer: la séance de dédicaces du livre «Un Amour souverain» par ses auteurs – la Grande-Duchesse Maria Teresa (sic!) et Stéphane Bern – a rencontré un succès incroyable samedi après-midi.“

„Cher Jeannot Wa …“ Die Großherzogin der Herzen erzählte ihre ganz persönliche Erfolgsgeschichte. (Foto: @MariaTeresa_Lux/Twitter.com)

Auch ausländische Medien hatten im Vorfeld über das Buch berichtet. In einem Interview mit dem TV-Sender „France 5“ erinnerte sich Maria Teresa unter anderem an die ersten Tage bei den Schwiegereltern: „Mes beaux-parents m’ont invitée à plusieurs reprises, je savais que je passais des tests mais j’essayais d’être moi-même le plus possible. Ils ont éte adorables et m’ont accueillie les bras ouverts.“

Eine etwas andere Erinnerung dürften die ehemaligen Chefredakteure der heimischen Presse an die Beziehung von Maria Teresa zu ihren Schwiegereltern haben. Der ehemalige Koordinator der Satirezeitschrift „De Feierkrop“, Jacques Drescher, erinnerte sich in einem Interview im „Land“ an eine denkwürdige Story aus dem Jahr 2002, die es auch in „Le Monde“ schaffen sollte: „L’histoire de la grande-duchesse était extraordinaire, parce qu’il s’agissait aussi d’une question politique touchant le souverain. Elle avait convié tous les rédacteurs en chef pour se plaindre de sa belle-mère, et personne n’avait rien écrit dans son journal. Et ce malgré le fait qu’aucun embargo n’avait été émis. Aujourd’hui, cela ne fonctionnerait plus. La presse s’est beaucoup professionnalisée.“ #ViveViveVive

Re-fe-ren-dum, di da, di dum …

Weniger Andrang als bei Hofe herrscht mittlerweile nebenan, vor der Chamber, wenn es um die Verfassung geht. Nach dem Motto: Stell dir vor, es ist Referendum und keiner geht hin. Die zehn Gestalten, die mehrheitlich eine Nähe zur ADR haben und mit schönen ADR-Plakaten von der total ADR-unabhängigen Petition für ein Referendum über die Verfassung demonstrierten, fühlten sich am Donnerstag dann doch etwas allein gelassen.

Dabei vertritt die ADR doch seit nun schon sechs Jahren bekanntlich mindestens 80 Prozent der Bevölkerung. Aus irgendeinem Grund wollte diese schweigende Mehrheit jedoch vor allem eins: weiter schweigen und nichts mit den vermeintlichen Volkstribunen mit dem Megafon zu tun haben.

Die ADR-Referendumskampagne zieht wahrlich die Massen an. (Symbolbild)

Mehr Retrospect