Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Pünktlich zum Wochenende blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: Die neue Aschenputtel-Regel und wie aus Selbstlob ein Eigentor wird.
Es gibt noch gute Nachrichten: Xav ist auf dem Weg der Besserung und ab Montag wieder Regierungschef – so mit allem Drum und Dran. Eine weitere gute Nachricht: Weder Pierre noch Dan haben den „Triple-A“- oder den „Index“-Putsch durchgezogen. Im Grunde ist es gar nicht aufgefallen, dass Xav gefehlt hat. Und Dan Kersch hat bewiesen, dass er auch etwas für sein Vizepremier-Gehalt tut.
Obwohl: Die „Freestyle“-Einlagen von Xav haben bei der Vorstellung der neuen Corona-Regeln irgendwie gefehlt. Ohne „an ech soen et nach eng Kéier“ versteht ja niemand, um was es geht. Tatsächlich ist die Schnelltest-Regel auch nach mehrfachem Lesen unverständlich. Die neue Aschenputtel-Regel besagt, dass alle, die vor Ort einen „Popeltest“ (dixit Paulette) gemacht haben, um Mitternacht nach Hause müssen. Also zumindest macht der Polizeiminister einen „warmen“ Appell dazu. #BitteBitte
Die Ü-40 „um Tour“
Xav hat das Nationalfeiertag-Feiern vorerst mit einem ordentlichen Corona-Kater überstanden. Ob das auch für das ganze Land gilt, wird sich noch zeigen. „Et ass absolut net fir mam Fanger op déi Jonk ze weisen. Déi eeler waren och gutt mat derbäi“, ermahnte Paulette die 45- bis 60-Jährigen. Darunter ein gewisser 48-jähriger Kollege aus der Regierung. #Autsch.
Es gebe eine gewisse Zahl an jungen Menschen (undefinierten Alters), die mehrere Tage hintereinander „um Tour“ waren, wie Paulette erklärte. Da sei nicht genau nachzuvollziehen, wo sie sich angesteckt haben. „Wo sich Bettel infiziert habe, sei jedoch nicht eindeutig geklärt, hieß es aus dem Staatsministerium“, lautete auch die Meldung des „Luxemburger Wort“.
Wie es Xav im März 2020 formulierte: „Dir sidd Deel vum Problem!“ Aber: „Dir kennt Deel vun der Léisung sinn!“ (Retrospect berichtete.) Aber das ist ja alles Geschichte. Luxemburg ist Zweitbester in der Pandemiebekämpfung weltweit, wie „Der Spiegel“ in einer fiesen Attacke … äh großartigen journalistischen Recherche herausfand. Was natürlich die ganze blau-rot-grüne Riege twitterte, likte und so weiter.
Saving Private Corinne, Teil 2
Corinne „ich bin nicht zuständig“ Cahen ließ diese Gelegenheit zum Selbstlob natürlich nicht ungenutzt verstreichen. Das Kleingedruckte des Länderrankings übersah die Liberale aber. Luxemburg wäre auf Platz 1 – wäre da nicht die Übersterblichkeit – also die vielen Toten in den Altersheimen in der dritten Welle. #Ups
Am Montag 8 Uhr schlägt wieder die Stunde von Jeannot Waringo, dem unbestechlichen Kämpfer gegen spezielle Formen des Amtsverständnisses. Gott sei Dank ist Xav wieder fit, um seiner Spielplatz-Freundin zu Hilfe zu eilen. Aber wir sind sicher, dass der zweitspannendste Waringo-Bericht nur feststellen wird, dass Corinne gar nicht zuständig war. Es kann gar nicht anders sein.
„Paperjam History“
Corinne Cahens Rolle in der Pandemie ist unbedingt ein Fall für „Paperjam History“. Die Kollegen haben eine neue Sommerserie „Secret Stories“. Es geht offenbar um Skandale und Skandälchen, über die manches noch nicht bekannt ist und vieles umgedeutet werden kann.
Also zum Beispiel wie PwC den „Luxleaks“-Sturm von innen erlebt hat: „Les 20 jours les plus longs de PwC“. Der D-Day der Steuerberater war der 5. November 2014. Der Tag an dem die Welt lernte, was ein Ruling ist. Wie Paperjam betont, waren die natürlich absolut legal. (Dummerweise gibt es für „legal“ keinen Superlativ.)
Nur sah die ganze Welt das anders. Selbst bei PwC schlichen sich Zweifel ein: „La firme se questionne également sur la pratique des rulings. Et s’assure auprès de ses juristes et du gouvernement de la légalité des pratiques mises sur la sellette.“ Offenbar konnte der berühmte Marius sie aber beruhigen.
Gut, bei der „Secret Story“ fehlen ein paar Episoden, die längst öffentlich sind, aber das Gesamtkunstwerk gestört hätten. Zum Beispiel die Razzia, die PwC im Haus ihres Mitarbeiters Raphaël Halet organisierte. Hatten wir schon gesagt, dass alles „parfaitement légal“ war?
CSV-Kummertelefon – da werden sie geholfen
Apropos verzweifelte Imagepflege: Personell ist die CSV bekanntlich bestens aufgestellt. Ist sie doch die einzige Partei im Land mit zwei Fraktionspräsidenten, zwei Vize-Fraktionspräsidenten, zwei Vize-Parteipräsidenten und einem Parteipräsidenten. Und obwohl es ihnen nicht an Personal mangelt, bemerkten die Konservativen doch kürzlich, dass ihnen etwas fehlt: Inhalt. Die Lösung ist klar. Jene fragen, die der Partei ebenfalls allmählich abhanden kommen: die Wähler.
Bei der CSV nennt sich das Ganze dann „Nolauschter-Tour.“ Wie eine politische Drückerkolonne fahren Martine Hansen, Claude Wiseler und Co seit letzter Woche durchs Land und reichen jedem die Hand, der nicht bei drei „Frank Engel“ ruft.
Den undankbarsten Job übernahmen derweil der Escher Bürgermeister Georges Mischo und Marc Spautz. Denn sie mussten nicht nur Tiere streicheln und souverän in Richtung Kamera blicken. Nein, die beiden Süd-Politiker mussten wirklich zuhören. Beim sogenannten „Biergertalk“ betreuten die beiden das Kummertelefon der CSV. Für die Aktion konnten Bürger der CSV ihre Telefonnummer hinterlassen und wurden dafür am Samstagmorgen von Spautz und Mischo zurückgerufen. Was will man mehr?
Und weil es die CSV seit der Debatte um die „Police-Fichier“ sehr genau mit dem Datenschutz nimmt, war im Begleitvideo zur Aktion auch deutlich zu erkennen, wer die CSV kontaktiert hat. Denn dafür blendete die Partei eigens das Tablet mit den Namen und Kontaktdaten der Bürger ein, die sich auf die Aktion gemeldet hatten. #CSVLife
Da könnten manche denken: Better Call Bettel.