Die „Oeuvre Grande-Duchesse Charlotte“ finanziert jedes Jahr gemeinnützige Projekte und Sozialleistungen des Staates. Das Geld stammt von der „Loterie Nationale“. Doch die Konkurrenz durch illegale Glücksspiele steigt. Wegen dieser Praxis wurde mittlerweile Klage eingereicht. 

Sie stehen in Cafés, Pubs und Bars und locken die Kundschaft mit bunten Schriftzügen und Lichtern an. Spielautomaten sind in Luxemburg eigentlich verboten und dürfen lediglich in Casinos betrieben werden. In Kneipen sind nur jene Maschinen erlaubt, bei denen kein Geldgewinn angeboten wird.

Obwohl dieses Gesetz seit 1977 in Kraft ist, gibt es in der Praxis kaum Kontrollen. Die Automaten sind somit die größte illegale Konkurrenz für die „Loterie Nationale“ – und nicht nur für sie. Denn das Geld, das das Lotto-Unternehmen einnimmt, geht an die Wohltätigkeitsorganisation „Oeuvre Nationale de Secours Grande-Duchesse Charlotte“. Letztere spendet es an diverse Projekte und Vereine.

2.000 Automaten quer durchs Land verteilt

Vor einem Jahr hat die Oeuvre wegen illegalen Glückspiels Klage gegen Unbekannt eingereicht. Die Automaten stören die Oeuvre einerseits, weil sie gesetzlich verboten sind. Andererseits, weil ihr dadurch Geld verloren geht, das sie spenden könnte. Das Geld, das ein Spieler in einen solchen Spielautomaten steckt, geht integral an den Betreiber. Auch werden die Gewinne nicht besteuert.

„Diese Maschinen bereiten uns viel Kopfzerbrechen“, sagt Pierre Bley, Präsident der Oeuvre. Jetzt wolle man sich endlich dafür einsetzen, dass sie verschwinden. Er spricht von rund 2.000 Automaten, die quer durch das Land in Cafés und Bars verteilt sind. Obwohl die Wohltätigkeitsorganisation vor einem Jahr geklagt hat, ist bisher wenig geschehen. „Es scheint momentan noch keine Priorität der Polizei oder der Staatsanwaltschaft zu sein“, ergänzt der Direktor der Oeuvre, Emile Lutgen.

Weniger verkaufte Lose, weniger Spenden

„Der Loterie Nationale geht es gut“, sagt seinerseits Léon Losch. „Sie macht viel Geld, das gespendet wird. Wenn aber jemand anderes auf illegale Weise genau so viel Geld macht, finde ich das nicht in Ordnung“, so der Präsident der Loterie Nationale.

Doch mit den Spielen entsteht für das Lotto-Unternehmen – und letztlich auch für die Oeuvre – eine Gewinneinbuße. Je weniger Menschen Lose kaufen und spielen, desto weniger Geld bleibt am Ende für den guten Zweck übrig. Zwar konnte die Loterie Nationale 2018 Verkäufe von 104,3 Millionen Euro verzeichnen – ein neuer Höchstbetrag. Doch die Verantwortlichen sind sich sicher: Es würde noch mehr Geld reinkommen, wenn es die illegalen Spielautomaten nicht geben würde.

Illegale Praxis schadet auch dem Staat

Das Problem dabei: Nicht nur werden punktuell Organisationen von der Oeuvre finanziell unterstützt. Der Großteil der Einnahmen ist fest eingeplant für Organisationen wie das Rote Kreuz, das Comité Olympique et Sportif Luxembourgeois, die Caritas oder Ligue Luxembourgeois d’Hygiène Mentale. Außerdem fließen auch jedes Jahr 50 Prozent der Einnahmen in den Fonds National de Solidarité, der diverse Sozialleistungen des Staates finanziert. Demnach fehlt das Geld am Ende auch dem Staat.

Zwei Drittel der Ausgaben sind jedes Jahr fix eingeplant. Um die Investitionen weiterhin garantieren zu können, braucht es auch die nötigen Einnahmen. „Das Geld geht auch an der Steuerverwaltung vorbei und die Betreiber bereichern sich damit“, sagt Léon Losch.

„Oeuvre Nationale de Secours Grande-Duchesse Charlotte“

An Weihnachten 1944 rief die Luxemburger Regierung die „Oeuvre Nationale de Secours Grande-Durchesse Charlotte“ ins Leben. Sie sollte den Menschen über das Leid des Zweiten Weltkriegs hinweghelfen. Weil es damals noch keine sozialen Strukturen im Land gab, war die Mission der Oeuvre, Geld für die Kriegsopfer zu sammeln. Nachdem im Januar 1945 die Regierung alle Berufstätigen dazu aufrief, einen Tageslohn als finanzielle Hilfe an die Bedürftigen abzutreten, wurde ein halbes Jahr später die „Loterie Nationale“ gegründet. So sollte eine dauerhafte Hilfe für die Bevölkerungen gewährleistet werden. Bis heute gehen die Einnahmen der „Loterie Nationale“ integral an die Oeuvre. Sie unterstützt wohltätige Organisationen und Vereine.