Erstmals in Luxemburg hat sich ein Verein gegründet, der ausschließlich die Interessen der Mieter vertritt. Für die Gründer ist es ein überfälliger Schritt. Bei rasant steigenden Mietpreisen und der Zunahme an prekären Wohnsituationen ist die Nachfrage an Unterstützung hoch. 

„Wir sind überzeugt davon, dass ausreichender, angemessener und erschwinglicher Wohnraum ein Recht für alle ist“, sagt Jean-Michel Campanella, der Präsident des Vereins „Mieterschutz Lëtzebuerg“. Seine langjährigen Erfahrungen im Sozialbüro von Bettemburg haben ihm gezeigt, dass es für Mieter immer schwerer wird, sich auf dem Wohnungsmarkt in Luxemburg zu behaupten. „Für viele Mieter ist es nahezu unmöglich, sich Informationen über ihre Rechte zu besorgen, die meisten Beratungsstellen sind nicht genug bekannt oder in wichtigen Bereichen des Mietrechtes inkompetent“, führt Campanella aus. „Mit uns gibt es nun den ersten richtigen Mieterschutzverein, der alle Mieter vertritt und aktiv schützt.“

Der Verein, der seit dem 10. Juli im Handelsregister eingeschrieben ist, definiert sich als „politisch unabhängig“ und möchte eine Solidarität unter den Mietern entwickeln, um gemeinsam die Mietsituation im Land zu verbessern. So ist es in den Statuten nachzulesen. Die Hauptaufgaben liegen in der Verteidigung des Rechtes auf Wohnen, dies besonders im Hinblick auf in der Gesellschaft benachteiligte Gruppen, wie etwa Menschen mit einer Behinderung, alte Menschen, Einwanderer oder Alleinerziehende. „Viele Mieter sind gegen unrechtmäßige Mieterhöhung oder Missstände in der Wohnung nicht ausreichend geschützt“, so Campanella. „Das möchten wir ändern.“

Politische Unabhängigkeit

Der Verwaltungsrat setzt sich aus vier Mitgliedern zusammen: zwei Männern, zwei Frauen; zwei Sozialarbeiter*innen, einem Doktoranden und einer Erzieherin. Um in den Verwaltungsrat gewählt werden zu können, muss man selbst Mieter sein, ebenso um aktives Mitglied zu werden und somit Stimmrecht bei der Generalversammlung zu besitzen. „Der Mieter steht bei uns an erster Stelle“, so Jean-Michel Campanella. Dennoch können auch Eigentümer Mitglied des Vereins werden, allerdings nur als Unterstützungsmitglieder ohne Stimmrecht. Die dritte Kategorie von Mitgliedern sind die Ehrenmitglieder, Menschen, die – nach Beurteilung des Verwaltungsrates – dem Verein besondere Dienste erwiesen haben und ernannt werden können.

Wohnraum in Luxemburg wird für viele Menschen immer weniger erschwinglich. Das begrenzte Angebot und die hohen Mietpreise sind sicher auch ein Hauptgrund dafür, warum derzeit 30 Prozent der 25- bis 34-Jährigen noch bei ihren Eltern wohnen. Eine im Dezember 2019 veröffentlichte Eurobarometer-Umfrage hat ergeben, dass in der EU gerade einmal 13 Prozent der Menschen das Wohnen als nationales Hauptproblem ansehen – in Luxemburg hingegen liegt diese Zahl bei 60 Prozent.