Alle wollen in die Stadt: Nicht zum Wohnen, sondern zum Arbeiten. Denn der Büroimmobilienmarkt floriert – vor allem im Zentrum. Doch im Gegensatz zu den vergangenen Jahren  scheint sich die Situation etwas zu beruhigen. Das hat einen politischen Grund.

Dass Immobilien in Luxemburg ein Dauerthema sind, ist keine Überraschung. Ähnlich ist es allerdings auch bei Büroimmobilien. Auch hier steht fest: Der Markt boomt seit Jahren. Beliebt ist vor allem das Stadtzentrum. Weil der Platz dort allerdings begrenzt ist, weitet sich das Zentrum seit Jahren stetig aus. Zu den beliebten Gegenden in den Büroimmobilien zählen deshalb auch Kirchberg, Gasperich sowie das Bahnhofsviertel.

Dort befinden sich entweder schon große Namen wie Arendt&Medernach, Alter Domus oder die ING Bank – oder sie ziehen erst dorthin. ArcelorMittal soll 2021 in ein neues Gebäude von einer Fläche von 54.000 Quadratmetern in Kirchberg ziehen, Deloitte hat seinen neuen Firmensitz in Cloche d’Or. Weitere Großprojekte sind das Infinity-Gebäude in Kirchberg, die „Portes de Hollerich“ oder das neue Royal Hamilius im Zentrum.

Die meisten Transaktionen im Banken-Bereich

Was aus den Berichten zum zweiten Quartal 2019 der Immobilienmakler Inowai und JJL hervorgeht: Es läuft weiterhin extrem gut – im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Lage allerdings etwas beruhigt. Bester Beweis: Die vermietete Fläche ist im Vergleich zu 2018 (mit 109.734 Quadratmetern) und 2017 (143.400 Quadratmeter) stark zurückgegangen und beläuft sich für die erste Jahreshälfte auf lediglich 41.334 Quadratmeter. Nur sechs Transaktionen hatten dabei eine Fläche von mehr als 1.000 Quadratmeter.

Zu den größten Transaktionen zählen laut JJL am Hauptbahnhof die Büros „Spaces“ der IWG Group (Regus) mit 6.453 Quadratmetern, die Société Nationale de Crédit et d’Investissment mit 2.240 Quadratmetern und auf Kirchberg die neuen Regus-Büros mit 1.925 Quadratmetern.

Was im Vergleich zu den Vorjahren gleich bleibt: Die meisten Transaktionen der Branche gibt es weiterhin  im Banken- und Finanzsektor. Mit 46 Prozent macht es fast die Hälfte der Transaktionen aus. Mit 21 Prozent folgen Bürovermietungsfirmen wie Regus.

Regus bietet Büroräume an, die man sich mit anderen teilen und punktuell mieten kann. Laut JJL geht in Luxemburg der Trend hin zu mehr Co-Working-Büros. So, dass im Laufe der Zeit in diesem Bereich weitere Transaktionen folgen könnten. Eine Erklärung könnte sein, dass die großen Bürogebäude schon alle für renommierte Firmen reserviert sind. Kleinere Unternehmen und Freischaffende finden auf dem Markt kaum noch passende Büroflächen.

Kaum freie Büroflächen

Denn freie Büroflächen sind auch weiterhin Mangelware in Luxemburg. Dafür reicht ein Blick auf die Leerstandsquote: Sie befand sich im zweiten Quartal 2019 bei 3,78 Prozent. Im Jahr 2018 lag der Wert im Schnitt bei 3,4 Prozent. Eigentlich zu tief im europäischen Vergleich. Die Quote soll zwischen vier und sechs Prozent liegen, damit es eine Balance zwischen Angebot und Nachfrage geben kann.

Im zweiten Quartal wurden laut Inowai 25 Prozent der zur Verfügung stehenden Flächen im Stadtkern belegt, 23 Prozent im Bahnhofsviertel. 21 Prozent in Kirchberg und jeweils fünf Prozent in Merl und Cloche d’Or. 79 Prozent dieses Bestands ist auf sechs Viertel verteilt. Nur Belval befindet sich nicht im Ballungsraum der Stadt Luxemburg: Kirchberg (26,74), Zentrum (20,61), Cloche d’Or (11,82), Bahnhof (10,61), Belval (4,66) und Flughafen (4,24).

Im Schnitt belief sich die Größe der vermieteten Fläche für das zweite Quartal 2019 auf 395 Quadratmeter. Auch hier sind die Werte allerdings rückläufig. Zur gleichen Zeit im Jahr 2018 wurden im Schnitt Flächen von 703 Quadratmetern vermietet.

Was das alles zeigt? Allgemein sind Firmen momentan mit ihrer Planung etwas vorsichtiger – und das wirkt sich auch auf die Immobilien aus. Die Wirtschaft in Luxemburg läuft zwar weiterhin gut und ist robust. Das Problem liegt eher auf internationaler Ebene. Politische Unsicherheiten, wie beispielsweise der Brexit, regt Firmen dazu an, keine voreiligen Entscheidungen zu treffen.