Das „Luxembourg Science Center“ soll trotz Zweifeln an seiner Geschäftsstruktur ausgebaut werden. Das Projekt könnte für den Staat teuer und für das Unternehmen von Direktor Nicolas Didier lukrativ werden. Allerdings droht es nun zu scheitern.
65.000. Wenn Nicolas Didier über das „Science Center“ spricht, wiederholt er gerne diese Zahl. Denn so viele Menschen haben das Wissenschaftszentrum in Differdingen im vergangenen Jahr besucht. Sogar während der Covid-Pandemie waren die Besucherzahlen weiter gestiegen. Dieses Jahr sollen sie nochmals übertroffen werden. Man erwarte sich 85.000 Besucher, heißt es. Das stete Wachstum ist das, was den Gründer des Science Center am meisten interessiert. Denn nur durch diese Zahlen kann der Direktor den anstehenden Ausbau des Zentrums rechtfertigen. Dabei sollte diese Erweiterung eigentlich nicht nötig sein.
Ursprünglich sollte das Science Center seit seiner Gründung in der Halle der „Groussgasmaschinn Nr. 11“ angesiedelt sein. Das Zentrum sollte um die industrielle Maschine herum entstehen, die zuvor unter Denkmalschutz gestellt wurde. Aber die Ambitionen von Nicolas Didier waren größer als das Budget der Geldgeber. Regierung und Gemeinde wollten, dass das Projekt in einer ersten Phase kleiner ausfällt, um zu prüfen, ob es sich bewährt. Deshalb zog das Zentrum zuerst in das Gebäude der „Léierbud“ gleich gegenüber dem Industriegelände mit der Groussgasmaschinn.
Die Besucherzahlen geben dem Gründer und Direktor nun recht, die Erweiterung seines Zentrums voranzutreiben. Die sogenannte „Phase 2“, wie der Ausbau im Science Center genannt wird, soll laut Nicolas Didier bald anstehen. Dafür werden rund 100 Millionen Euro benötigt. Für Nicolas Didier geht es dabei auch um eine langfristige finanzielle Absicherung für sein Unternehmen „GGM 11“. Über die Verflechtung der Firmen von Nicolas Didier und des Science Center hatte Reporter.lu vor Kurzem exklusiv berichtet.
Der Beginn in der „Léierbud“
Den Grundstein für die Absicherung seines Unternehmens hatte Nicolas Didier bereits vor der Eröffnung des ersten Science Center gelegt. Das neue Zentrum soll nun vier- bis fünfmal größer werden als das derzeitige Gebäude. Eigentlich haben die Arbeiten an den neuen Räumlichkeiten bereits vor der Inbetriebnahme des Science Center am aktuellen Standort begonnen. Als das Unternehmen GGM 11 im Jahr 2011 gegründet wurde, war sein erster Auftrag die Instandsetzung und Restaurierung der Groussgasmaschinn.
Seitdem stellt sich die Frage, was mit der Industriehalle und der Maschine passieren soll. „Seit 2007 haben die verschiedenen Regierungen uns gebeten, ein Konzept für die Groussgasmaschinn auszuarbeiten, um die Kosten für die Restaurierung zu begründen“, erklärte Nicolas Didier im vergangenen August in einem Brief an Kulturministerin Sam Tanson (Déi Gréng).
Ich bitte Sie, sich konstruktiv an der Gestaltung des Projekts zu beteiligen.“
Kulturministerin Sam Tanson an Nicolas Didier
Dem Direktor des Science Center, der diesen Posten auch bei seiner Firma GGM 11 bekleidet, schwebte vor, in den Hallen ein Museum für die Industriegeschichte Luxemburgs zu schaffen. Das mögliche Zielpublikum wurde allerdings als zu klein eingeschätzt. So entstand die Idee für das „Luxembourg Science Center“. Demnach war seit Beginn des Projekts klar, dass dieses später in die Halle von „ArcelorMittal“ gleich gegenüber dem jetzigen Standort, der Léierbud, umziehen soll.
Mit der Léierbud kannte GGM 11 sich bereits aus. Denn die Firma von Nicolas Didier hatte das Gebäude schon zuvor für die öffentliche Europaschule von Differdingen umgebaut. Die Räumlichkeiten werden von der „Fondation Léierbud“ verwaltet. Diese hatte GGM 11 damit beauftragt, die Arbeiten zu koordinieren. Da die Arbeiten am eigentlichen Schulgebäude in Verzug gerieten, sollte das Unternehmen die Léierbud weiter ausbauen und umgestalten. Dafür hat es die nötigen Pläne erstellt und arbeitete mit mehreren weiteren Unternehmen zusammen. GGM 11 erhielt dafür 2,6 Millionen Euro. Insgesamt kosteten die Umbauarbeiten 8,5 Millionen Euro, erklärt das Bildungsministerium auf Nachfrage von Reporter.lu. Eine Ausschreibung fand damals nicht statt …
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