Arkadi und Boris Rotenberg gehören zu den einflussreichsten russischen Oligarchen. Eine neue internationale Recherche zeigt, wie die Putin-treuen Geschäftsleute versuchten, mithilfe von etlichen Firmen in Europa Sanktionen zu umgehen – auch über Luxemburg.
Die Welt der russischen Oligarchen-Familie Rotenberg war lange ein gut gehütetes Geheimnis. Mithilfe von Mittelsmännern und Offshore-Finanzkonstrukten wurde ihr in Europa angelegter Reichtum verborgen. Wie die milliardenschweren Unternehmer dabei vorgingen, zeigen Recherchen der russischen Medienplattform „IStories“ sowie des „Organized Crime and Corruption Reporting Project“ (OCCRP), die gemeinsam mit 17 Medienpartnern, darunter Reporter.lu, die „Rotenberg Files“ aufarbeiteten.
Die auf einem Leak basierenden Recherchen decken auf, wie Mittelsmänner mit der Unterstützung vieler Anwaltskanzleien und diverser Service-Anbieter in Europa, den Rotenbergs halfen, ihre Besitztümer außerhalb Russlands zu kaufen, zu verschleiern und vor Sanktionen zu schützen. Auch Luxemburgs Finanzplatz spielte dabei eine wichtige Rolle.
Oligarchen und Putin-Freunde
Die Verbindungen der beiden Brüder Arkadi und Boris Rotenberg zu den russischen Machtzirkeln, und besonders zu Wladimir Putin, gehen auf die Zeit vor dem Aufstieg des früheren KGB-Agenten zum autokratischen Präsidenten und Kriegsherrn zurück. Beide lernten Putin in den 1960er Jahren auf den Straßen St. Petersburgs kennen, das damals noch Leningrad hieß. Eine ihrer Gemeinsamkeiten: eine Vorliebe für Kampfsport, vor allem Judo.
Arkadi Rotenberg und Wladimir Putin standen sich von Anfang an nahe: „Als Putin ab 1992 in der St. Petersburger Stadtverwaltung arbeitete, hatten die beiden auch geschäftlich miteinander zu tun“, so der österreichische Politikwissenschaftler Gerhard Mangott im Interview mit dem OCCRP. Boris Rotenberg sei etwas distanzierter gewesen, auch weil er bereits in den 1990er Jahren als Judolehrer nach Finnland emigrierte.
2001 gründeten die Brüder die „SMP-Bank“, die zu einer der bedeutendsten Banken Russlands wurde. Die wirtschaftlichen Verbindungen der Familie Rotenberg zum russischen Staat begannen sich 2008 zu rentieren, mit der Gründung von „Stroygazmontazh“, einer auf den Bau von Pipelines spezialisierten Firma. Immer wieder kamen die Brüder an Staatsaufträge, die Millionen in ihre Kassen spülten. Meistens involviert: der staatliche Konzern „Gazprom“, der die Geschäfte der beiden förderte.
Den Höhepunkt erreichten die Rotenbergs 2014, als Arkadi den Auftrag bekam, die Kertsch-Brücke zu bauen, die die 2014 annektierte Krim-Halbinsel mit dem russischen Festland verbindet. Währenddessen erhielten die Firmen von Boris viele lukrative Aufträge rund um die Olympischen Winterspiele in Sotchi.
Das Wirtschaftsmagazin „Forbes“ schätzt Arkadi Rotenbergs Vermögen auf etwa 3,5 Milliarden US-Dollar, das seines jüngeren Bruders Boris auf 1,4 Milliarden. Beide sind inzwischen auf den Sanktionslisten der EU zu finden, Arkadi seit 2014 und sein Bruder sowie dessen Ehefrau Karina Rotenberg seit 2022. Beide Brüder stehen seit 2014 auch auf den US-Sanktionslisten.
Firmengründungen in Luxemburg
Dass Arkadi Rotenberg über Luxemburg Geschäfte machte und etwa die Villa Shoshana in Saint-Jean-Cap-Ferrat über eine hiesige Holding hält, hatte Reporter.lu bereits im Oktober vergangenen Jahres berichtet. Dass auch sein Bruder Boris sowie dessen Ehefrau seit 16 Jahren Villen und Grundstücke in Südfrankreich besitzen, wurde derweil immer wieder vermutet. Die „Rotenberg Files“ liefern nun aber konkrete Beweise dafür …
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