Im Sommer dieses Jahres sah es schlecht aus für die „Passerell asbl“. Die Luxemburger Organisation für Flüchtlingshilfe stand vor dem finanziellen Aus. Nun bekommt sie Unterstützung von der EU-Kommission. Diese wird es ihr erlauben, zumindest die nächsten Jahre zu überbrücken.
Die Hauptaufgabe von Passerell besteht darin, Schutzsuchende bei ihren Dossiers für den Antrag auf Schutz im Großherzogtum zu unterstützen und ihnen bei administrativen Hürden zu helfen. Bei der Finanzierung ihrer Arbeit ist die Nichtregierungsorganisation auf Spenden und die Unterstützung von außerhalb angewiesen. Über Jahre hatte sie sich denn auch diesbezüglich eine Basis aufgebaut, gestützt von Geldern der „Oeuvre Grande-Duchesse Charlotte“.
Das Problem: Diese Unterstützung war an Projekte gebunden und lief nach ein paar Jahren aus. Sie stellte also keine nachhaltige Lösung dar. Als diese Geldquelle dann versiegt war, und die Spenden von Privatpersonen und Unternehmen nicht ausreichten, um die fehlenden Mittel zu kompensieren, schlug die NGO vergangenen Juli Alarm.
Ohne sofortige Finanzspritze hätte Passerell Ende August dicht machen müssen, wie Reporter.lu berichtete. Ganz so weit kam es aber nicht: Die Mitarbeiteranzahl wurde zwar von vier Vollzeitposten auf eine Arbeitsstelle in Teilzeit reduziert und auch die Empfangsstunden wurden verringert. Verschwunden, wie viele es befürchtet hatten, ist die NGO aber nicht.
Vielmehr kann sie mit der Unterstützung der EU-Kommission nun die Zukunft planen. Im Rahmen des sogenannten EILAW -Programms, was für „Listen, Exchange and Inform on Human Rights Law for Women“ steht, wird Passerell nämlich, zusammen mit den beiden anderen Luxemburger Flüchtlingsorganisationen „Ryse“ und „Douri“, Beihilfen in Höhe von 550.000 Euro erhalten. Das Programm, das besonders auf die Einhaltung der Rechte von geflüchteten Frauen ausgerichtet ist, wird es Passerell erlauben, in den kommenden beiden Jahren wieder zu alter Personalstärke zurückzukehren.
Dass es die EU-Kommission ist, die der Organisation hilft, und nicht die Luxemburger Regierung, mag verwundern. Tatsächlich erhielt Passerell – bis auf kleine punktuelle Hilfen – keine finanzielle Unterstützung von den verschiedenen zuständigen Ministerien. Dabei ist der Verein mit einem Jahresbudget von rund 170.000 Euro eher eine kleine Vereinigung im Vergleich zu anderen Hilfsorganisationen.
Die eingeschränkte Hilfsbereitschaft von staatlicher Seite könnte auch an der Streitbarkeit der NGO liegen. Anstatt sich bedeckt zu halten, ging Passerell mit ihren Forderungen wiederholt auf Konfrontation mit dem Staat, was nicht überall auf Wohlwollen stieß. Dass der Verein eine Klage gegen die „Direction de l’Immigration“ wegen ungerechtfertigter Praktiken bei der Behandlung von Asylanfragen einreichte, war in diesem Kontext wohl auch nicht hilfreich. (LC)
