Es muss dringend Platz her. Insgesamt beherbergen die Strukturen des „Office National de l’Accueil“ (ONA) mittlerweile 3.832 Personen, von denen 44,4 Prozent über einen internationalen Schutzstatus verfügen. Dies entspricht einer „erschreckend hohen“ Auslastung, sagte Außen- und Immigrationsminister Jean Asselborn (LSAP) am Montag auf einer Pressekonferenz zur Luxemburger Asylpolitik. Im Juni lag die Belegungsrate bei 95,6 Prozent. Bereits im Dezember 2021, vor dem Ukrainekrieg also, hatte die Belegungsrate bei 93,9 Prozent gelegen.
Hauptgrund für den Platzmangel sind nach Angaben des Außenministers anhaltende Verzögerungen bei den Umbau- sowie Renovierungsarbeiten möglicher Flüchtlingsunterkünfte. Zwar arbeitete das Ministerium schon länger an einer Lösung des Problems. Doch jüngste Verspätungen von Materiallieferungen verschieben die geplanten Eröffnungsdaten der neuen Strukturen um einige Monate, erklärte Jean Asselborn vor der Presse. So wird das alte Verlagsgebäude des „Luxemburger Wort“ in Gasperich, das für Mai bereitgestellt werden sollte, voraussichtlich erst Ende August 200 neue Betten für Schutzsuchende zur Verfügung stellen können. Auch das „Bâtiment T“, das frühere Übersetzungszentrum, soll von 156 Betten – von denen aktuell 112 belegt sind – bis Ende des Jahres auf 693 ausgebaut werden.
Unter anderem führt der Platzmangel dazu, dass Personen langfristig in einem „Centre de Primo Accueil“ untergebracht werden. Diese Zentren sind eigentlich für Erstankömmlinge vorgesehen. Laut dem Ministerium liegt zurzeit ein Durchschnittsaufenthalt in den ONA-Unterkünften bei 600 Tagen. So werden auch provisorische Strukturen, wie etwa die Zelthalle in Kirchberg, fortan mit Klimaanlagen ausgestattet, um sich an die sommerlichen Temperaturen anzupassen.
Den letzten Zahlen zufolge hat das Ministerium 4.195 von 4.500 ukrainischen Kriegsflüchtlingen befristeten Schutz gewährt. Obwohl die Mehrheit dieser Flüchtlinge – insgesamt 2.958 – von privaten Haushalten untergebracht worden sind, würden private Gastfamilien nun an ihre Grenzen kommen, sagte der Außenminister. Das Außenministerium setzt deshalb auf die Hilfe der Gemeinden und ruft zu mehr Kooperation auf. In den Gemeinden Steinfort und Weiswampach sollen künftig neue Unterkünfte gebaut werden. (ME)
*Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Version dieses Artikels wurde irrtümlicherweise die brutto statt der netto Belegungsrate der Flüchtlingsunterkünfte für Dezember 2021 angegeben.


