2020 erhielt die „Cellule de renseignement financier“ (CRF) insgesamt 1.933 Meldungen zu verdächtigen Finanztransaktionen in Zusammenhang mit der Pandemie. Der Großteil bezog sich auf Betrugsfälle im Onlinehandel mit Masken und Covid-Schnelltests, die entweder gefälscht oder von geringer Qualität waren. Das meldet die unabhängige Anti-Geldwäscheeinheit in ihrem kürzlich erschienenen Jahresbericht 2020.
Kriminelle Banden hätten sich schnell auf die sanitäre Krise eingestellt, indem sie ihre Handlungsweisen angepasst oder neue kriminelle Aktivitäten aufgenommen hätten. Deren Fokus änderte sich mit der Entwicklung der Pandemie. Im Frühjahr 2020 nutzten sie den Mangel an Schutzmaterial, wie etwa Masken und Desinfektionsmittel, aus. Teils boten sie gefälschte oder minderwertige Waren an oder sie lieferten die bestellten Produkte nicht, so die CRF.
Ab August 2020 war das Schutzmaterial in großem Umfang verfügbar und die Infektionen nahmen ab. Entsprechend weniger Betrugsfälle wurden der CRF gemeldet. In einer zweiten Phase boten Kriminelle vorgeblich Medikamente an. In einer dritten Phase dominierten gefälschte Schnelltests die Betrugsfälle, betonen die Analysten der CRF.
98 Prozent der knapp 2.000 verdächtigen Transaktionen meldeten Online-Finanzdienstleister an die CRF. Nur 29 stammten von Banken. Ein Viertel der Meldungen bezog sich auf gefälschte Dokumente zur Identität der Onlinehändler, die sie den Finanzdienstleistern vorlegten.
Ein weiteres Muster, das die Anti-Geldwäsche-Einheit feststellte, ist die sogenannte „Fraude au président“. Dabei geben sich die Kriminellen als Chef oder Investor einer Gesellschaft aus und versuchen durch Täuschung einen Mitarbeiter zur Überweisung von hohen Summen zu veranlassen. Auch für diese Betrugsart war die Pandemie ein Beschleuniger. Die CRF zitiert den Fall zweier Luxemburger Investmentfonds, die in letzter Minute die Überweisung von 154.000 US-Dollar an Akteure stoppten, die den Investor gehackt hatten und diese Informationen für ihren Betrugsversuch nutzten.
In ihrer Analyse nennt die CRF ebenfalls den Betrug mit staatlichen Wirtschaftshilfen in der Covid-Krise als einen Grund für Verdachtsmeldungen. Betrüger gründeten fiktive Firmen, fälschten die Bilanzen oder schrieben falsche Rechnungen, um an staatliche Gelder zu kommen. Die CRF betont, dass die von ihr entdeckten Fälle „hauptsächlich“ auf im Ausland ansässige Verdächtige zurückgehen. (LS)


