Die Kosten beim Wohnungsbau sind zwischen April und Oktober 2022 um insgesamt 6,8 Prozent gestiegen – und damit weniger stark als noch im Semester davor (8,6 Prozent). Über ein Jahr betrachtet hat der Baupreisindex allerdings um ganze 15,9 Prozent zugelegt. Eine derartige Entwicklung gab es zuletzt im April 1975. Das historische Hoch ist auf die steigenden Kosten für Energie sowie vieler Baumaterialien zurückzuführen. Alle Branchen des Baugewerbes sind davon betroffen, wenn auch unterschiedlich stark, wie aus neuen Zahlen des Statistikamtes „Statec“ hervorgeht.
Die Kosten beim Rohbau, der eine große Gewichtung im Baupreisindex hat, stiegen zwischen April und Oktober 2022 um 5,3 Prozent. Binnen eines Jahres, also zwischen Oktober 2021 und Oktober 2022, war es sogar ein Anstieg von 14,9 Prozent. Der Grund ist laut Statec die Verteuerung verschiedener Materialien für den Mauerwerksbau, insbesondere von Zement. Die Kosten für Erdarbeiten (plus 12,7 Prozent im Jahres- und plus 5,4 Prozent im Semestervergleich) hingegen wurden stark vom Dieselpreis beeinflusst.
Bei den Dacharbeiten stiegen die Preise binnen sechs Monaten um 4,7 Prozent, im Jahresvergleich um 14 Prozent. Hier sind Preissteigerungen bei Produkten zur Isolierung, Abdichtung und Fertigstellung von Flachdächern die Ursache. Zudem spielen die Kosten für Verzinkungen, Dachziegel und -fenster eine preistreibende Rolle. Eine Entspannung auf dem Holzmarkt führte dagegen zu einer Stabilisierung der 2021 explodierten Preise für Holzrahmen.
Stark ausgeprägt ist weiterhin der Preisanstieg im Bereich der „Fermeture du bâtiment“, sprich Fenster, Garagentore und Fassaden. Innerhalb von zwölf Monaten nahmen die Preise hier um 18,6 Prozent zu. Im Semestervergleich war es ein Anstieg von 9,5 Prozent. Dieser ist vor allem auf erhöhte Kosten bei Dämmstoffen, Glas und Aluminium, aber auch auf höhere Transport- und Lieferkosten zurückzuführen.
Die Preise für technische Anlagen ihrerseits stiegen binnen eines Semesters um 6,6 Prozent, im Jahresvergleich um 14,3 Prozent. Die Kosten für Elektroinstallationen (plus 9,3 Prozent in sechs Monaten) sind dabei besonders hoch, wobei alle Gewerke betroffen sind, sowohl der Sanitärbereich (plus 5,5 Prozent) als auch Heizungs- und Lüftungsinstallationen (plus 5,3 Prozent).
Einen starken Einfluss auf den Baupreisindex hat auch der Bereich der Fertigstellungsarbeiten. Die Kosten für diese nahmen innerhalb eines Halbjahres um 8,1 Prozent zu, binnen eines Jahres waren es sogar 17,8 Prozent. Auch in diesem Fall sind erhöhte Materialpreise, etwa für Parkett, Innentüren, Einbauschränke oder Fliesen, sowie die hohen Energiekosten die Ursache.
Der Baupreisindex misst die Preisveränderungen für Leistungen, die im Wohnungsbau erbracht werden. Die Preise für Grundstücke sind von der Analyse ausgenommen. Der Index berücksichtigt vielmehr die Entwicklung der Material- und Arbeitspreise, aber auch Veränderungen bei der Produktivität und der Gewinnspanne der Bauunternehmer. Der Wert wird unter anderem bei der Anpassung von Kostenvoranschlägen oder bei Verträgen in Bezug auf noch zu bauende Immobilien angewendet. (GS)

