Wer in Luxemburg keinen Darlehen bekommt, wendet sich gerne an belgische Kreditinstitute. Dort gibt es schnell Cash – allerdings zu hohen Zinsen. Doch wie kam es dazu, dass belgische Kredithaie in Luxemburg auf Kundenjagd sind? Ein Überblick. 

Mit der Wirtschaftsunion zwischen Belgien und Luxemburg hat eigentlich alles angefangen. Das Abgekommen wurde von beiden Ländern im Jahr 1921 unterzeichnet und somit bekamen „belgische Münzen und Banknoten eine gesetzliche Zulassungsgültigkeit“ im Großherzogtum. Will heißen: Das Geld des Nachbarlandes ist als Zahlungsmittel anerkannt, der Wechselkurs praktisch eins zu eins. Was heute in der Eurozone Gang und Gebe ist, war früher bereits zwischen Luxemburg und Belgien normal.

„Wer nach Belgien ging, musste sein Geld im Vorfeld nicht umtauschen, das war natürlich ein großer Vorteil für Belgien im Vergleich zu unseren anderen Nachbarländern“, sagt Christian Schumacher von der Schuldnerberatungsstelle „Ligue Médico-Sociale“.

So wurde es auch einfach, in Belgien Geld anzulegen – oder dort um welches zu beten. Die Währung und ihr Wert waren ja immerhin der gleiche. „Irgendwann war es normal für die Menschen nach Belgien zu gehen, wenn sie in Luxemburg keinen Kredit mehr bekamen“, so Christian Schumacher.

Ein „Geschäftsmodell“, das sich durchsetzte

Um den Luxemburgern den Zugang zu den Krediten noch weiter zu vereinfachen, pflanzen die belgischen Kreditinstitute Zweigstellen direkt an die Grenze zu Luxemburg. „Früher wurden die Verträge sogar teilweise an Raststätten aufgestellt“, so Christian Schumacher.

Die Kredithaie haben ein eigenes „Geschäftsmodell“ rund um die Luxemburger Kundschaft entwickelt. Das zeigt sich schon beim Blick auf ihre Onlineseiten. Sie bieten ihre Angebote nicht nur auf Französisch, sondern auch Luxemburgisch und Portugiesisch an. Ganz im Sinne des potenziellen Luxemburger Kunden.

Dieser Kunde ist – damals wie heute – eine bereits verschuldete Person, die einen Kredit im Ausland als einfache Möglichkeit sieht, um an Geld zu kommen. „Ein ’normaler‘ Bankkunde geht nicht nach Belgien, wenn er einen Kredit aufnehmen will“, so Christian Schumacher. „Nicht, wenn die Zinsen dort mehr als doppelt so hoch sind.“ Nur verzweifelte Betroffene würden diese in Kauf nehmen. Wahrscheinlich, ohne zu wissen, wie sie das ganze Geld später zurückzahlen sollen.

Ein Problem der Banken, nicht der Länder

Julie Jasson vom Europäischen Verbraucherzentrum Luxemburg sieht das Problem anders. „Ich glaube, dass es weniger eine Frage des Landes ist. Auch in Belgien gibt es traditionelle Bankinstitute, die Risikokunden kein Darlehen geben. Andererseits gibt es dort dann aber auch noch die sogenannten Kredithaie.“

Die Zweigstellen belgischer Verbraucherkredite, die es in Luxemburg gibt, sind alle über die Muttergesellschaft in Belgien angemeldet. Sie müssen sich lediglich in eine Liste beim Verbraucherschutzministerium eintragen – und dürfen dann als Vermittler auftreten. Der eigentliche Vertrag wird dann zwischen dem Kunden und dem Institut in Belgien aufgestellt. Und dort gelten andere Zinssätze wie in Luxemburg.

Demnach ist es vielleicht doch eine Frage von beidem. Einerseits eine falsche Betreuung, andererseits hohe ausländische Zinssätze. Die gefährliche Kombination ist Betroffenen aber meist egal. Sie suchen in ihrer Verzweiflung eine schnelle Hilfe, die fatale Folgen haben kann.