Die Luxembourg School of Finance (LSF) stand in den vergangenen Jahren vermehrt in der Kritik. Die Dekanin der Fakultät für Recht, Wirtschaft und Finanzen, Katalin Ligeti, erklärt, warum die Masterstudiengänge nun reformiert und die teuren Studiengebühren von 17.500 Euro abgeschafft werden.
Interview: Laurence Bervard
Frau Ligeti, wie erklärt sich die Anpassung der Preispolitik der beiden Masterstudiengänge in Finanzen, deren Gebühren abgeschafft werden und sich künftig auf die Anmeldegebühr von 200 Euro pro Semester beschränken?
Die Luxembourg School of Finance (LSF) wurde vor 17 Jahren gegründet, seit dieser Zeit haben sich die Bedürfnisse des Luxemburger Finanzplatzes entwickelt und verändert. Damals wie heute steht das Anziehen hochqualifizierter Talente im Fokus, jedoch werden heute eher regionale Talente aus dem europäischen Ausland gesucht. Diese Entwicklung spiegelt sich in den neuen Studienprogrammen der LSF wider.
Die neuen Anmeldegebühren, die den üblichen Gebühren der Master der Universität Luxemburg angepasst sind, sind nur ein Teil der Reformen, um verstärkt qualifizierte Studenten der Großregion oder aus dem europäischen Ausland auf die Master aufmerksam zu machen. Hauptanliegen war die Umgestaltung des Programmes und eine Neuausrichtung mit Blick auf internationale Standards und auf die Bedürfnisse des Finanzplatzes Luxemburgs.
Die früheren Studiengebühren führten zu einem verdeckten Auswahleffekt und einer Studentenschaft hauptsächlich aus dem nichteuropäischen Ausland. Das Ziel der Reform ist, verstärkt Studenten anzuziehen, die eine berufliche Zukunft auf dem Finanzplatz Luxemburg ins Auge fassen.
Wie werden Sie vorgehen, um angesichts des nun eingeschränkten Budgets eine gute Unterrichtsqualität sicherzustellen?
Der Vierjahresplan sieht Finanzen und finanzielle Innovation („Finance and financial innovation“) als eine der Forschungsprioritäten der Universität vor. Ein gut ausgestattetes Budget ist für Forschung und Lehre bereitgestellt. In den nächsten Jahren wird die LSF weiterhin wachsen: Schon im Zeitraum 2018-2019 werden fünf neue Professoren anfangen.
Der neue „Master of Science in Finance and Economics“ geht auf die aktuellen Bedürfnisse der Industrie ein und bietet vier Spezialisierungen („majors“): Bankwesen, Investmentmanagement, Risikomanagement und Finanzwirtschaft. Neu ist auch die Einführung der sogenannten „Incubator-courses“, die Studierenden Wissen über neue Gebiete (wie nachhaltiges Finanzwesen, Fintech oder Cybersecurity) vermitteln.
Durch die enge Einbindung externer Partner ist ein hochmoderner Abschluss entwickelt worden, der sowohl praxisorientierte Lernmöglichkeiten, als auch eine solide akademische Grundlage bietet. Eine flexible Struktur, eine Verbindung von Theorie und Praxis und qualifiziertes Lehrpersonal bereiten Studierende auf eine breite Sparte von Karrieren vor, zum Beispiel bei Banken, Versicherungen, Investmentfonds, Beratungsunternehmen. Zudem steht im nächsten Jahr die internationale Akkreditierung des Masters an.
Sind Sie der Ansicht, dass sich die zuvor berechneten hohen Gebühren negativ auf die Attraktivität der Masterkurse ausgewirkt haben?
Ziel der neuen Masterprogramme ist es Talente, die ihre Zukunft in Luxemburg sehen, anzuziehen und auszubilden. Die Studiengänge waren auch vor der Reform attraktiv und die Reform wird die Attraktivität weiter verbessern.
Können Sie bestätigen, dass die Kürzung des Budgets für die Finanzierung dieser Kurse dazu führen wird, dass Sie nun nicht mehr auf einige der angesehenen ausländischen Professoren zurückgreifen werden, die zuvor aus der ganzen Welt angereist kamen, um an der Uni.lu zu unterrichten? Ist diese Entscheidung ausschließlich finanziell bedingt?
Die neuen Programme werden von unseren (internen, Anm. der Redaktion) renommierten Professoren und Forschern sowie von Praktikern der Industrie – Lehrbeauftragten – getragen, die die Qualität der Programme weiterhin gewährleisten. Selbstverständlich binden wir auch ausländische Kollegen in unser Lehrprogramm ein, das ist in allen Studiengängen unserer Fakultät Standard.
Können Sie bestätigen, dass bestimmte ausländische Professoren erst Ende August über das Ende ihres Unterrichts in Luxemburg informiert wurden?
Lehrbeauftragte arbeiten mit einem Jahresvertrag an der Universität, der jährlich verlängert werden kann („contrat de vacation“). Durch die Reform der Studienprogramme wurden einige dieser Verträge planmäßig nicht verlängert. Diese Verträge sind jährlich erneuerbar, zum Teil weil Anpassungen von Lehrprogrammen im Hochschulbildungswesen normal und üblich sind.
Bleibt der Name „Luxembourg School of Finance“ weiterhin erhalten?
Im Rahmen von weiter reichenden strukturellen Anpassungen der Uni und als Folge des Universitätsgesetzes wird es zu einer Umbenennung kommen. Die Luxembourg School of Finance (LSF) ist und bleibt aber ein Teil der Universität, und zwar ist sie eine der drei Forschungseinheiten der Fakultät für Recht, Wirtschaft und Finanzen. Das im Januar 2018 verabschiedete Universitätsgesetz sieht organisatorische Reformen vor, einschließlich der Umstrukturierung aller Forschungseinheiten der Universität in Abteilungen (Departments). Die LSF-Mitarbeiter werden weiterhin auf dem Kirchberg-Campus tätig sein und die Kurse werden weiterhin auf dem Kirchberg Campus angeboten.
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