Der Präsident des „Syndicat Intercommunal de Gestion Informatique“ (SIGI) hat nach der Veröffentlichung von drei Audits Konsequenzen gezogen. Yves Wengler (CSV) hat während der Sitzung am Dienstag angekündigt, von seinem Amt zurückzutreten.

„Es kommt eine Mammutaufgabe auf die politisch Verantwortlichen zu“, sagt Yves Wengler kurz vor der Vorstellung der Audits. Diese Aufgabe will der Echternacher Bürgermeister und langjährige Vorsitzende des „Syndicat Intercommunal de Gestion Informatique“ (SIGI) allerdings nicht mehr übernehmen. Yves Wengler verkündete bei der Sitzung des erweiterten Vorstands des SIGI am Dienstagnachmittag seinen Rücktritt als Präsident.

Hintergrund sind drei Prüfungsberichte, deren Durchführung im Zuge von Recherchen von Reporter.lu im vergangenen Juni beschlossen wurde. In den Audits werden mehrere Missstände in der Finanzführung des Gemeindesyndikats thematisiert. Dabei geht es nicht zuletzt um die Verantwortung des SIGI-Direktors Carlo Gambucci sowie der politischen Aufsicht, allen voran jene des seit rund 20 Jahren amtierenden Präsidenten.

Yves Wengler stand seit geraumer Zeit für seine Treue zum Direktor in der Kritik. Obwohl viele Kritikpunkte am Management seit Jahren bekannt waren, wollte der Präsident keine Kritik am Direktor gelten lassen. „Ich wurde nie mit Kritik am Management konfrontiert, sondern habe im Gegenteil oft Lob und Bewunderung für die gute Arbeit erhalten“, sagte er noch vor einem Jahr im Gespräch mit Reporter.lu. Auch Vorwürfe zum unprofessionellen Personalmanagement, über die Reporter.lu exklusiv berichtet hatte, wurden in einem Audit bestätigt.

Unzufriedenheit der Gemeinden

Zusätzlich zählte Yves Wengler zu den größten Verfechtern von „Siginova“. Die neue Opensource-Software des SIGI sollte das veraltete System „Gescom“ ersetzen. Dieses wurde für fast alle Bereiche der Kommunalpolitik benutzt. Dazu zählen etwa die Erstellung von Budgets, die Kontenführung oder die Ausstellung von Genehmigungen. Doch die groß angekündigte Revolution durch „Siginova“ blieb bisher aus. Rund 40 Prozent der Gemeindemitarbeiter zeigten sich mit der Arbeit des SIGI unzufrieden.

Die Unzufriedenheit der Gemeinden ist bezeichnend für den Führungsstil des Syndikats. In die Entwicklung der Software wurden sie zuvor offenbar kaum eingebunden. Dabei ist diese mit erheblichen Kosten verbunden. Fast jährlich mussten die Beitragszahlungen der Gemeinden an das SIGI nach oben angepasst werden. Dennoch konnte selbst das Finanzaudit nicht feststellen, wie viel die Entwicklung der Software genau gekostet hat. Offenbar wurde dies nie aufgeschlüsselt.

All diese Kritikpunkte führten dazu, dass Yves Wengler als Präsident nicht mehr tragbar war. Das „Comité“, bestehend aus den Mitgliedsgemeinden, soll nun schnellstmöglich einen neuen Vorsitzenden wählen, um den Erneuerungsprozess des SIGI voranzutreiben.


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