Auch in Luxemburg soll man bald Elektro-Scooter mieten können. Zumindest wenn es nach den großen Anbietern geht. Die Begeisterung hält sich bei den Behörden im Großherzogtum allerdings aus mehreren Gründen in Grenzen.
In Brüssel, Berlin, Paris und Co. prägen sie bereits seit längerem das Stadtbild. Geht es nach den Betreiberfirmen, sollen die Leih-Scooter auch bald in Luxemburg einziehen. Die belgische Firma Troty führt die Hauptstadt des Großherzogtums bereits jetzt als eine der Standorte an, in denen die Roller zur Verfügung stehen – obwohl dies aktuell noch nicht der Fall ist. Auch andere Firmen haben bereits Kontakt mit den Behörden aufgenommen, darunter die großen US-amerikanischen Start-ups Bird und Lime.
In Luxemburg hält sich der Hype um die Elektroroller aber noch in Grenzen. Denn bisher steht nicht einmal der gesetzliche Rahmen, der den Verkehr der E-Scooter regelt. Zur Zeit werden die Elektro-Roller ähnlich behandelt wie Fahrräder.
Wie das Transportministerium auf Nachfrage von REPORTER bestätigt, soll die Straßenverkehrsordnung nun an die Scooter – egal ob Leih-Scooter oder private Elektroroller – angepasst werden. Eine entsprechende Arbeitsgruppe beschäftigt sich bereits mit der Aufgabe. 2020 soll der neue « Code de la Route » stehen. Reglementiert wird nicht nur, wo die E-Scooter fahren dürfen, sondern auch wie sie technisch ausgestattet sein müssen.
Hauptstadt will bestehendes Angebot nutzen
Damit wäre allerdings nur die Verkehrssicherheit der Leih-Scooter geklärt, nicht aber die Frage, wie diese das städtische Mobilitätsangebot sinnvoll ergänzen können. Das Transportministerium hat die interessierten Anbieter an die Stadt Luxemburg verwiesen. Unter welchen Bedingungen sich die Firmen in Luxemburg niederlassen können, liegt nämlich in der Kompetenz der Gemeinden. Ähnlich wie in Belgien könnten sie die Niederlassung der Firmen zum Beispiel über Lizenzen regeln und die Vergabe an Umweltkriterien binden.
Informationen von REPORTER zufolge ist Luxemburg Stadt allerdings von der Idee, dass auf einmal Leih-Scooter das Stadtbild prägen, wenig begeistert. Die Verantwortlichen würden es vorziehen, wenn die Menschen auf das bestehende Angebot an Mietfahrrädern und -Autos zurückgreifen, vor allem da die Stadt selbst an diesen Modellen beteiligt ist, heißt es. Für eine offizielle Stellungnahme war die Stadt Luxemburg jedoch nicht zu erreichen.
E-Scooter passen nicht ins Mobilitätskonzept
Das Transportministerium sieht in den Miet-Scootern zudem wenig Potenzial: Zum einen würden die Treter nicht in das Mobilitätskonzept der Regierung passen. Zum anderen mache das Modell der geteilten Roller vor allem in solchen Städten Sinn, in denen eine gewisse „Mixität“ herrscht, so eine Sprecherin von Minister François Bausch. Sprich, in denen die Menschen nicht nur arbeiten, sondern auch wohnen. Die Stadt sei zudem nicht groß genug, damit sich das Modell lohnen könnte, heißt es.
Letztlich sind die Treter auch zu teuer, schätzt man im Transportministerium. Der öffentliche Transport ist bald gratis, „Vel’OH“s sind bereits für 18 Euro im Jahr erhältlich. Eine Fahrt mit einem Miet-Scooter wäre deutlich teurer: In Brüssel kostet das Freischalten der Scooter einen Euro, dazu kommen 15 Cent pro Minute. Für kurze Strecken zahlen die Nutzer demnach oft mehr, als sie für eine Busfahrkarte ausgeben müssten. Und die Fahrkarten für Bus, Bahn und Tram sollen ohnehin ab dem kommenden März abgeschafft werden.
Auch die soziale Komponente der Roller ist noch nicht geklärt. In Luxemburg wäre ein Arbeitsverhältnis wie jenes der « Juicer » in Brüssel und anderen Großstädten problematisch, wie das Arbeitsministerium auf Nachfrage bestätigt. Die « Juicer » sammeln die Roller nachts ein, laden sie auf, und setzen sie morgens wieder aus. Pro Scooter erhalten sie in der Regel fünf Euro Entgeld. Ihre Arbeitsverträge sind prekär.
Klar scheint demnach: Aktuell sieht es nicht danach aus, als ob die E-Scooter bald auch Luxemburg überrollen.
