Was ist eigentlich Sterbehilfe und was nicht? Beim Thema Euthanasie gibt es viele Unklarheiten und Missverständnisse. Von Arzneimitteln, die das Lebensende beschleunigen, dem Ausschalten von Maschinen und dem Druck auf die Familie.

Es gibt sie, diese medizinisch aussichtslosen Situationen: Sei es bei Menschen, die unheilbar krank, definitiv und völlig von lebenserhaltenden Maßnahmen abhängig sind, bei Menschen im Koma ohne Hoffnung auf Besserung oder bei Neugeborenen mit neurologischen Missbildungen, die unweigerlich zum Tod führen.

Seit dem Gesetz von 2009 darf ein Arzt der Bitte des Patienten nachkommen, sein Leben nach einem Unfall oder einer Erkrankung bei einem dauerhaften und unerträglichen physischen oder psychischen Leiden ohne Aussicht auf Besserung frühzeitig zu beenden. Dies gilt auch für Patienten mit fortgeschrittenen Krebserkrankungen oder degenerativen Krankheiten.

Und dennoch sind Fälle von Euthanasie in Luxemburg eine Seltenheit. Von den rund 25.000 Menschen, die zwischen 2009 und 2016 in Luxemburg starben, entschieden sich lediglich 52 für eine Euthanasie oder einen assistierten Suizid.

Den Tod akzeptieren, aber nicht herbeiführen

Beim Thema Sterbehilfe gibt es viele Unklarheiten, Verschwommenheit und widersprüchliche medizinische Studien. Dies hängt damit zusammen, dass einige Maßnahmen das Lebensende beschleunigen, andere den Tod unausweichlich machen, und weitere, den Tod aktiv herbeiführen. Selbst Fachleute streiten immer wieder über die Auswirkungen einiger Eingriffe.

Auch über die Definition der passiven Sterbehilfe ist man sich längst nicht immer einig: Die Frage, was eine aktive, eine passive oder eine versteckte Euthanasie ist, hängt nicht zuletzt von moralischen, ethischen, deontologischen, religiösen, philosophischen oder gar politischen Überzeugungen ab.

Was ist eigentlich Euthanasie?

Von Euthanasie spricht man, wenn der Tod mit sofortiger Wirkung mittels einer Injektion oder einer Pille herbeigeführt und diese Sterbehilfe vom Arzt selbst vollzogen wird. Beim assistierten Suizid stellt der Arzt dem Patienten Mittel zur Selbsttötung zur Verfügung.

Palliativpflege, Euthanasie oder beides?

Ob es zu einer aktiven Sterbehilfe kommt und diese in der Statistik auch als solche verzeichnet wird, hängt von der Tabuisierung oder der Akzeptanz jener Maßnahmen ab, die den Tod herbeiführen. Befürworter und Gegner streiten unlängst über die Vereinbarkeit von Euthanasie und Medizin, sprich von Euthanasie und Palliativpflege. Darf sich ein Arzt für eine Erleichterung des Sterbens aussprechen, wenn er an die Tugend und Wirkung der Medizin glaubt und für ihre Effizienz im Rahmen der Schmerzlinderung wirbt?

„Für uns ist es keine Entweder-Oder-Frage: Palliativpflege kann sehr viel erreichen, manchmal stoßen Menschen an ihre Grenzen und äußern Sterbewünsche, die ernst genommen werden“, erklärt Christine Dahm, Direktorin von Omega 90. Die Vereinigung setzt sich für Palliativpflege ein und betreut todkranke Menschen in ihrem Haus Omega in Hamm. Des Weiteren ist sie für die Weiterbildung in Palliativpflege von Ärzten, Krankenschwestern und Pflegern zuständig und informiert in diesem Zusammenhang auch über Euthanasie.