Gleich mehrere luxemburgische Hilfsorganisationen sind in Laos tätig. Sie arbeiten eng mit der dortigen Regierung zusammen. Über die normale Kooperation mit lokalen Behörden hinaus, haben es die Helfer aber auch mit einer gewissen Kontrolle des sozialistischen Regimes zu tun.
Am Anfang steht das Administrative: Jede Hilfsorganisation, die ein Projekt in Laos starten will, muss erst mit der Regierung ein sogenanntes Memorandum of Understanding unterzeichnen. Will heißen: Es wird ein Text zusammengestellt, in dem steht, wie das Projekt genau aussehen soll, in welcher Gegend es geplant ist, welches Budget investiert wird, was die Ziele des Projektes sind und wie lange es andauern soll.
Die Organisationen haben dabei konkrete Vorstellungen, wollen Krankenhäuser oder Schulen bauen, das Wassersystem in Dörfern verbessern oder den Menschen beibringen, wie sie selbstständiger leben können. Die Dossiers, die sie einreichen, müssen transparent sein – sonst lehnt die Regierung sie ab. Sie kontrolliert genau und in allen Details, welche NGOs Programme und Projekte starten wollen. Sie profitiert aber auch von ihnen.
Sozialistisches Regime behält die Kontrolle
Die Organisationen arbeiten nämlich eng mit der Regierung zusammen, sie gehen gemeinsam in die abgelegenen Dörfer, erklären den Menschen die Projekte, arbeiten gemeinsam an den Orten. Der Vorteil für die Organisationen: Die Laoten vertrauen ihrer Regierung. Wenn sie von einem Regierungsmitglied begleitet werden, akzeptieren die Stämme sie auch schneller.
Der Vorteil für die Regierung: Es ist jemand da, der sich um die Ärmsten der Armen kümmert, der Ideen ins Land bringt und natürlich Geld. Dabei läuft alles unter dem Deckmantel des sozialistischen und durchaus autoritären Regimes. Die NGOs geben sich zwar als Care, Rotes Kreuz, Caritas oder Inclusion zu erkennen – die Menschen wissen aber, dass sie von der Regierung der « Laotischen Revolutionären Volkspartei » geschickt worden sind.
Arbeit mit lokalen Organisationen ausgebremst
Die Zusammenarbeit mit der Regierung bringt aber gleich mehrere Probleme mit sich. Einerseits sind die Hilfsorganisationen nie wirklich frei. Andererseits bilden die NGOs Regierungsmitglieder aus, die in den Dörfern Verantwortung für die Projekte übernehmen sollen. Diese werden aber oft nach kurzer Zeit wieder abgezogen. „Die Arbeit mit der Regierung ist auch deshalb schwierig, weil ihre Mitglieder in den Dörfern häufig wechseln“, erklärt Louise Kelly von Caritas.
Die Organisationen stecken viel Zeit und Energie in die Ausbildung der Leute und müssen immer wieder von vorne damit beginnen. Hinzu kommt, dass die Regierung die Kontrolle über die Projekte behalten will. Das zeigen nicht nur die ausgehandelten Verträge. Die Regierung bremst auch die Zusammenarbeit der internationalen Hilfsorganisationen mit lokalen « Non-Profit-Organisationen » aus.
Die Regierung sieht in der Zusammenarbeit von internationalen und nationalen Organisationen eher ein Risiko als eine Chance. »Louise Kelly, Caritas
„Es ist das Ziel einer NGO mit einer lokalen Organisation zusammenzuarbeiten. Das vereinfacht die Arbeitsprozesse und stellt sicher, dass die Projekte langfristig laufen“, so Louise Kelly. Die Regierung wolle aber nicht, dass die NGOs zu viel Geld in die lokalen Organisationen investiere – weil ihr das dann verloren geht. „Die Regierung sieht in der Zusammenarbeit von internationalen und nationalen Organisationen eher ein Risiko als eine Chance.“
Die Regierung kann seriöse Hilfsorganisationen durch die Verträge vor dubiosen Vereinigungen schützen. Die MoUs sind aber auch umständlich, jede Menge administrative Arbeit – und eben eine Kontrolle. Das kritisiert auch Benoit Couturier von Humanity&Inclusion. „Die Aushandlung der MoUs ist eine der größten Herausforderung für uns in Laos. Diese Aushandlungen bremsen unsere eigentlichen Projekte aus.“