Was war los in der EU? Und was hat das alles mit Luxemburg zu tun? Charlotte Wirth blickt aus Brüssel auf die politischen und medialen Top-Themen der vergangenen Wochen zurück. Dieses Mal: Schwarze Löcher und der Halloween-Brexit.

In letzter Zeit konnte die EU-Kommission selten mit guten Nachrichten punkten. Da kam der Durchbruch des Event Horizon Teleskop-Projektes, an dem sich die EU finanziell beteiligt, mehr als gelegen. Den Astronomen des internationalen Horizon-Projektes ist es gelungen, das erste Foto eines schwarzen Loches zu schießen. Das Foto zeigt einen dunklen Fleck inmitten eines orangefarbenen, verschwommen Rings.

Eingefangen wurde das Bild mit Hilfe von acht Radioteleskopen, die zu einem virtuellen Superteleskop zusammengeschlossen wurden. Das schwarze Loch befindet sich im Zentrum der Galaxie Messier 87, die 55 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Bisher konnten schwarze Löcher nur über Umwege nachgewiesen werden. Da die Löcher sogar Licht verschlingen, sind sie quasi unsichtbar. Die Entdeckung gilt als Beleg für Albert Einsteins allgemeine Relativitätstheorie.

Halloween-Brexit

Ebenfalls ein schwarzes Loch: Der Brexit. Jedenfalls musste das Foto des Horizon-Teleskops in der britischen Presse für etliche Vergleiche mit dem Dilemma des EU-Austritts Großbritanniens herhalten. Die BBC lieferte den Überblick.

Am Mittwoch stand dann der neueste Brexit-Gipfel an. Es ging darum, zu verhindern, dass Großbritannien am 10. April ohne Deal aus der EU austreten würde. Die „Brexit-Fatigue“ merkte man auch den Luxemburger Regierungsvertretern an. Jean Asselborn verglich das Brexit-Debakel mit einer Zahnpasta-Tube, Xavier Bettel hingegen gingen die Metaphern aus. „Man kann nicht halb drin und halb draußen sein“, sagte er in die Mikrofone und wärmte seinen alten Godot-Vergleich auf.

Bis spät in die Nacht diskutierten die EU-Staatschefs über eine vorläufige Lösung, um einen No-Deal Austritt zu verhindern. Eines wurde dabei jedenfalls klar: An einem Austritt ohne Deal hatte keiner Interesse: „Ein harter Deal wäre ein Desaster“, betonte Kommissionschef Jean-Claude Juncker bereits vor dem Gipfel.

Spielverderber Frankreich

An allen Fronten wurde also für eine Verlängerung gekämpft. Lediglich Frankreich wehrte sich gegen eine lange Verschiebung. Er wolle nicht, dass die Probleme Großbritanniens in die EU importiert würden und einer Erneuerung der EU im Wege stünden, so Präsident Emmanuel Marcon.

Kommissionspräsident Juncker reagierte darauf sichtlich genervt. Macrons Haltung würde dazu führen, dass die EU-Staatschefs beim Gipfel auf einmal die innenpolitischen Probleme Frankreichs lösen müssten statt die Brexit-Pattsituation.

Austritt an Halloween

Schließlich kam es zur Kompromisslösung: Der EU-Austritt Großbritanniens wird auf den 31. Oktober verschoben – ein Brexit an Halloween also. Nach diesem Datum ist nämlich auch die aktuelle EU-Kommission nicht mehr im Amt. Am 1. November beziehen neue Kommissare sowie Junckers Nachfolger ihre Brüsseler Büros. Demnach könne dann nicht mehr in letzter Minute über eine weitere Verlängerung verhandelt werden. „Ich verlasse meinen Job am 31. Oktober. Also glaube ich nicht, dass wir dann nochmal die ganze Nacht über Lösungen diskutieren. Tun wir das, muss ich das Meeting um Mitternacht verlassen“, so Juncker. „Et geet dann esoulues duer“, betont auch Luxemburgs Premier Xavier Bettel.

Ein Austritt im Oktober bedeutet auch, dass Großbritannien an den Europawahlen teilnehmen muss. Damit London wichtige EU-Entscheidungen während den nächsten Monaten nicht blockieren kann, wurde zudem festgehalten, dass Großbritannien die EU bei der Erfüllung ihrer Aufgaben konstruktiv unterstützen müsse.

Im Juni sollen die Fortschritte Großbritanniens bei der Suche nach einer Austrittslösung überprüft werden. Schafft es London vor Halloween eine solche Lösung zu finden, kann der Austritt vorgezogen werden. Für Theresa May wäre ein Austritt vor dieser Frist die bevorzugte Lösung: Als sie das britische Unterhaus am Donnerstag über die Ergebnisse des Brexit-Gipfel informierte, sprach sich die Premierministerin für einen Austritt vor dem 31. Mai aus: Damit Großbritannien eben doch keine Europawahlen abhalten müsste.

64 Menschen an Bord der „Alan Kurdi“

Wieder musste ein Rettungsschiff wochenlang vor der europäischen Küste ausharren. Dieses Mal war es die „Alan Kurdi“, der deutschen Organisation See-Eye. Das Schiff ist nach dem syrischen Jungen benannt, der im September 2015 im Mittelmeer ertrank und an der türkischen Küste angespült wurde. Die Bilder gingen um die Welt, wurden zum Symbol der Flüchtlingskrise. Das Schiff der See-Eye soll an sein Schicksal erinnern.

Die Crew der „Alan Kurdi“ rettete am 3. April 64 Migranten vor der libyschen Küste – darunter Frauen und Kinder. Doch die Retter erhielten keine Erlaubnis, um an einem Hafen einzulaufen, weder in Italien noch in Valetta. Obwohl das Trinkwasser knapp wurde und Migranten und Crewmitglieder an Erschöpfungszuständen litten.

Nun wurde eine Kompromisslösung gefunden: Da sich Luxemburg, Deutschland, Frankreich und Portugal bereit erklärt haben, die Menschen aufzunehmen, durften sie in Malta von Bord. Die „Alan Kurdi“ selbst durfte allerdings nicht in Valetta einlaufen : Die Migranten wurden deswegen erst auf ein maltesisches Schiff gebracht, welches sie dann an Land ließ.