Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Immer samstags blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: gefährliche Brexit-Einzeiler, ein SÜVchen und eine widersprüchliche ADR.

Die Aufgabe lautete: Finde den besten Vergleich à la „Brexit ist wie …“. Einem Ex-Kulturminister fällt das natürlich nicht schwer: „Das ist wie warten auf Godot. Nur es kommt einfach keiner“, tönte Xavier Bettel beim EU-Gipfeltreffen in die Mikros der Weltpresse.

Ein voller Erfolg: Hochkarätige Medien von „ZDF“ über „Guardian“ bis „Sky News“ übernahmen am Donnerstag Bettels Einzeiler. Nur einige böswillige Spaßverderber kommentierten, dass Luxemburgs Premier wohl schon länger nicht mehr im Theater war. Denn Samuel Becketts Theaterstück handelt eben vom vergeblichen Warten auf Godot. Aber man kann das Bettel und seinen engsten Beratern nicht vorwerfen: Die deutsche Wikipedia streikte am Donnerstag (aus Protest gegen die EU-Urheberrechtsreform).

Damit es nächstes Mal besser läuft, haben wir ein paar Vorschläge auf Vorrat:

  • „Brexit ist wie Titanic, nur dass das Schiff untergeht.“
  • „Brexit ist wie ein James-Bond-Film, nur dass der Typ die Frau rumkriegt.“
  • „Brexit ist wie Fight Club, nur dass man nicht drüber spricht.“

Klimademo war letzte Woche, jetzt fahren wir „SÜVchen“

Politik, das ist ein hartes Geschäft. Das weiß auch Martine Hansen. An einem Tag sagt man das eine, am nächsten ist wieder alles anders. Noch vor einer Woche besuchte die CSV-Fraktionschefin die Klimademo der Schüler. Toll, wie sich diese junge Menschen engagieren. Aber sie findet es total unfair, Menschen zu kritisieren, die sich mit einem Drei-Tonnen-Gefährt fortbewegen, das nur zehn Liter verbraucht. Sie selbst fährt ja nur ein „SÜVchen“, wie sie „Radio 100,7“ erzählte. Schließlich müsse sie auch im Schnee zurück ins Ösling fahren. Das leuchtet den „Stater“ natürlich ein.

Djuna Bernard, frisch gebackene grüne Co-Parteipräsidentin, kennt da gar nichts. Sie ist ein totaler Klima-Ultra. Zum Vorschlag des LSAP-Präsidenten Franz Fayot, „SUVs und andere Drecksschleudern“ höher zu besteuern, bezieht sie knallhart und kristallklar Stellung: „Déi Debatt musse mir nach eng Kéier intern féieren“. Aber als Vorsitzende und Abgeordnete einer Mehrheitspartei ist sie leider völlig machtlos. Sie könnte natürlich Politik machen, etwa eine Änderung am Budgetgesetz einreichen. Andererseits bliebe dann ja keine Zeit mehr, Selfies von der Klimademo in den sozialen Netzwerken zu posten.

Von Zebras, Rentnern und Römern

Die Karneval-Saison ist eigentlich offiziell vorbei. Am vergangenen Wochenende wurde trotzdem noch einmal kräftig geschunkelt, getanzt und gesungen. Für die Karnevalssitzung KaGePe in Lamadeleine durfte jeder noch einmal in sein schönstes, schrägstes oder lustigstes Kostüm schlüpfen.

Auch die Politiker haben ihren schnöden Anzug mit Krawatte gegen ausgefallenere Outfits getauscht und konnten sich von einer ganz anderen Seite zeigen. Jean-Marie Halsdorf tanzte als Zebra auf den Stühlen, Max Hahn kam als Römer, Claude Lamberty als Pirat und Gast Gibéryen trug ein Schottenkaro. Flapsige Kommentare und Entgleisungen à la Annegret Kramp-Karrenbauer blieben in Lamadeleine aber leider aus, selbst Michel Wolter hielt sich wie ein grauer, gebrechlicher Greis vornehmlich zurück.

Screenshot: Max Hahn, Facebook

 

Screenshot: Michel Wolter, Facebook

Historisches von Herrn Kartheiser

Die ADR-Abgeordneten nehmen ihre Aufgabe ernst. Sehr ernst. Um konstruktive und brandaktuelle parlamentarische Fragen an die Regierung zu stellen, lesen sie viel. Sehr viel. Zum Beispiel die „Forum“-Ausgaben der letzten Jahrzehnte.

Es geht um eine rezente parlamentarische Anfrage an den Staatsminister, die die ADR als „ganz kritesch“ bezeichnet. In dieser fragt Fernand Kartheiser, ob bald ein Minarett das „Bild vun eisen iwwer Joerhonnerten gewuessen Stied an Dierfer“ verunstaltet.

Kartheiser bezieht sich auf ein Interview, das 2013 im „Forum“ erschienen war. Und macht sich in seiner Anfrage einen Spaß – oder eine Pflicht – daraus, dieses schon fast historische Dokument bis aufs Äußerste zu zerlegen.

So sagte Bettel damals, dass er es bevorzuge, wenn in Zukunft keine neuen „ostentativ religiösen Gebäude“ Luxemburgs Kulturlandschaft prägen. Kartheiser ist da etwas selektiver. Denn der ADR-Abgeordnete ist nur über den möglichen Bau einer Moschee in Luxemburg – womöglich sogar mit einer Lautsprecheranlage, die die Muslime zum Gebet ruft – zutiefst besorgt.

Nicht ganz so weit in der Vergangenheit wie Bettels „kritische“ Aussage liegt hingegen das Wort von Kartheisers Parteifreund Gast Gibéryen, wonach auch der Islam zu Luxemburg gehöre. In einem Interview mit dem „Luxemburger Wort“ (Anno 2016) legte das ADR-Urgestein seine Grundposition in religiösen Fragen wie folgt dar:

„Ich würde sagen, dass unsere Gesellschaft katholisch bzw. durch die christliche Tradition geprägt ist. Wir sind aber auch ein offenes, demokratisches Land, in dem laut der Verfassung die Religionsfreiheit garantiert ist. Alle darunter fallenden Religionen haben ihren Platz im Land, auch der Islam. “ Und nun, Herr Kartheiser?