Urbane Kunstwerke sind beliebt wie nie. Früher waren sie für die einen cool – und von den anderen wurden sie belächelt. Doch längst nicht mehr alles davon gilt als klassisches Graffiti. Die Kunstrichtung hat sich mittlerweile in viele unterschiedliche Kategorien unterteilt.
Und plötzlich ist wieder ein neues Werk da: Wo es genau herkommt und vor allem von wem, weiß niemand. Mal ist es sozialkritisch, mal provokant, meist auch humorvoll. Banksy ist der wohl bekannteste Sprayer der Welt. Wer sich aber hinter dem Künstlernamen verbirgt ist bis heute nicht bekannt. Erst vor ein paar Tagen ist wieder ein Werk von ihm aufgetaucht – dieses Mal in der britischen Stadt Birmingham.
Künstler wie Banksy haben Street Art in der Kunstszene erfolgreich gemacht – es ist sogar eine regelrechte Hysterie um sie entstanden. Doch ist Banksy nun ein Graffiti-, ein Street Art- oder ein Urban Art-Künstler? Oft werden die Begriffe miteinander vermischt. Dabei haben sie ihren eigenen Stil und ihre eigene Geschichte.
Street Art
Street Art bezeichnet man, wie der Name es schon sagt, als Kunst auf der Straße oder an öffentlichen Orten. Die Kunstrichtung ist breit gefächert und könnte als Überbegriff anderer kleiner Gattungen wie Graffiti bezeichnet werden. Sie kann legal oder illegal sein, ein Wandbild, ein Schablonenbild wie bei Banksy, eine Skulptur, ein Sticker. Street Art ist normalerweise laut und bunt, oft kommen Fantasiefiguren, Tiere und surreale Räume in den Werken vor.

Street Art kann gesprayt werden, muss aber nicht. Viele Künstler greifen immer wieder die gleichen oder ähnliche Motive in ihren Werken auf, um ihnen einen Wiedererkennungswert zu geben. Street-Art-Künstler, die ihre Werke ausstellen oder kommerzialisieren, werden häufig dafür kritisiert. Ihnen wird vorgeworfen, Teil des „Systems“ zu werden.
Street Art ist eine Abweichung des klassischen Graffitis. Sie ist im Laufe der Zeit entstanden, weil die Graffiti-Szene immer mehr Anhänger fand und sich daraus neue Stile entwickelt haben.
Graffiti
Graffiti, wie wir es heute kennen, hatte seine Ursprünge in den 1960er und 1970er Jahren. weiter zurück. Die Szene entwickelte sich zunächst vor allem in den USA. Graffiti (eigentlich die Pluralform von Graffito) war das illegale Sprayen von Schriftzügen. Sprayer werden deshalb auch Writer genannt. Das Schreiben des eigenen Namens an Wände nennt man seitdem taggen.
Es galt damals, sein „Tag“ überall in der Stadt zu verbreiten, um Bekanntheit zu erfahren. Sprayen war rebellisch, verboten und sollte provozieren. Sprayer haben Züge oder U-Bahnen, Autobahnbrücken oder Wände möglichst schnell und im Geheimen beschrieben. Die Graffitis waren häufig unsauber gesprüht, wurden als Schmiererei abgetan.
Mit der Zeit wurden die Tags größer und dekorative Elemente wie Kronen oder Sterne eingearbeitet. In New York rief der damalige Bürgermeister John Lindsay den „War of Graffiti“ aus: Die Reinigungskosten für die Stadt beliefen sich damals auf rund 10 Millionen US-Dollar. Die Initiative wurde gestartet, weil sich die Einwohner an den immer häufiger auftretenden Schriftzügen störten.
Graffiti heute
Abgesehen von Auftragsarbeiten ist Graffiti auch heute noch illegal – es ist aber auch mainstream geworden. Die sogenannten Schmierereien von früher werden heute oft als Kunstwerke gefeiert.
Es geht immer noch darum, die Kunst für sich sprechen zu lassen und sich durch seinen Stil von anderen abzuheben. „Sumo ist Sumo“, sagt beispielsweise der Luxemburger Graffiti-Künstler Sumo nach seinem Stil gefragt. Mit der Kunst lässt sich mittlerweile aber auch Geld verdienen – wenn man sich denn bereits einen Namen gemacht hat.
Will heißen: Erst wer auf der Straße überzeugen konnte, kann vielleicht in einer Galerie richtig Geld machen. Die Kunstseite „The Art Story“ spricht auch noch von einer „Post Graffiti“ Ära.
Urban Contemporary Art
Als Urban Art oder Urban Contemporary Art werden legale Arbeiten und Auftragskunst im Stile von zeitgenössischer Street Art genannt. Darunter können aber beispielsweise auch kreative Garten- oder Musikprojekte fallen. In Luxemburg ist beispielsweise die Initiative „Urban Piano“ gestartet worden. In der Hauptstadt wurden Klaviere aufgestellt, auf denen Passanten spielen konnten. Urban Contemporary Art ist demnach alle Kunst im urbanen Raum.
Es ist aber vor allem auch eine Art Marktetingbegriff, der gerne als Slogan für Projekte genutzt wird. Mit klassischem Graffiti hat das nur noch wenig zu tun.
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