Warum ist das „Centre hospitalier du Luxembourg“ in Strassen für die Behandlung von Schlaganfällen besser ausgerüstet als andere Krankenhäuser im Land? Und ist das ein Problem? Ein Überblick über die Einzelheiten der üblichen Behandlungsstandards.
Im Spitalgesetz von 2018 wurde festgehalten, dass nicht jedes Krankenhaus eine spezialisierte Schlaganfallstation anbieten muss. Außerdem wurde entschieden, dass im Land lediglich ein Krankenhaus eine „Stroke Unit level 2“ anbieten darf. Im Gegensatz zur „Stroke Unit level 1“ können dort auch Patienten behandelt werden, die nach einem Schlaganfall eine mechanische Thrombektomie benötigen. Bei dieser invasiven Behandlung wird das Blutgerinnsel mittels eines Katheters aus dem verschlossenen Gefäß herausgezogen.
Seine „Stroke Unit level 2“ bietet das „Centre hospitalier du Luxembourg“ (CHL) im „nationalen Auftrag“ in Strassen an. Ist die dortige Expertise für die Behandlung des Patienten nötig, überweisen andere Krankenhäuser ihre Patienten nach Strassen.
Reicht ein Standort aus?
Diese invasive Behandlung an mehr als einem Standort anzubieten, ist derzeit nicht geplant. Die Behandlung erfordert eine hohe Kompetenz der entsprechenden Ärzte, in der Regel Radiologen oder Neurologen. Hinzu kommt die nötige Praxis. Führt ein Arzt diese Behandlung nicht regelmäßig durch, kann es ihm an Routine und letztlich an Effizienz fehlen.
„Angesichts der Anzahl von Fällen in Luxemburg, die sich für eine Thrombektomie eignen, macht es aufgrund der nötigen Routine keinen Sinn, diese Behandlung an mehr als einem Standort anzubieten“, sagt Dr. Alexandre Bisdorff, Neurologe im „Centre hospitalier Emile Mayrisch“ (CHEM) in Esch. Generell gilt ein Einzugsgebiet von einer Million Menschen pro Behandlungszentrum.
Das CHL behandelt generell die meisten Schlaganfallpatienten. Laut den letzten verfügbaren Zahlen aus dem Jahr 2015 wurden dort damals 360 Patienten mit Schlaganfällen oder transitorisch ischämischen Attacken behandelt. Im CHEM waren es 320, im „Centre hospitalier du Nord“ (CHdN) in Ettelbrück 216, im „Hôpital Kirchberg“ 168. Damals wurden auch noch 84 Patienten in der Zithaklinik behandelt, was heute aufgrund der dort nicht vorhandenen spezialisierten Abteilung laut Empfehlungen des „Conseil scientifique“ nicht mehr erfolgen sollte.
Wird der Notdienstzentrale 112 ein Patient mit einem Verdacht auf Schlaganfall gemeldet, soll dieser die Ambulanz anweisen, den Patienten in eines der vier Krankenhäuser zu befördern, die über eine solche „Stroke unit“ verfügen. Sprich: CHL, CHEM, CHdN oder „Hôpital Kirchberg“.
Schnellere Reaktionszeit
Die Schlaganfallstationen haben eine viel kürzere Wartezeit als die Notaufnahme. Im Idealfall sollte der Patient dort zehn Minuten nach Eintreffen von einem Arzt untersucht werden können. Auch nach der Diagnose soll die Behandlung der intravenösen Thrombolyse falls angebracht schnellst möglich beginnen, im Idealfall binnen einer Stunde. „Auf unserer Schlaganfallstation ist das meistens innerhalb von 30 Minuten nach der Diagnose möglich“, versichert die Pressesprecherin der „Hôpitaux Robert Schuman“. Somit wende man alle internationalen Standards an.
Dieser Dienst verfügt über ein interdisziplinäres Expertenteam, das aus Neurologen, Radiologen, Intensivärzten und auf Neurologie spezialisierte Krankenschwestern besteht. Hinzu kommt ein direkter Zugang zur Computertomografie und Magnetresonanztomografie. Luxemburgs Krankenhäuser mit „Stroke Unit“ unterziehen sich einer jährlichen externen Bewertung gemäß der Kriterien des deutschen Schlaganfallregisters der Universität Münster.
2015 kam es zu 1.173 Krankenhausaufenthalten nach Schlaganfällen. Kumuliert verbrachten die Patienten 15.107 Tage im Krankenhaus – also im Durchschnitt 13 Tage. Nicht mit eingerechnet ist in diesen Zahlen ein darauffolgender Aufenthalt in einer Rehaklinik. Die Sterberate nach Einlieferung im Krankenhaus hat sich bei Schlaganfällen deutlich verbessert. Starben im Jahr 2005 noch 10,2 Prozent der Patienten innerhalb von 30 Tagen nach der Einweisung, so fiel die Sterberate 2015 auf 5,9 Prozent.