Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Immer samstags blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: Chefermittler Pierre Gramegna und hübsche Fotos vom Hofe.

Sie sind froh, dass die Woche rum ist und Sie Ihr Wochenende jetzt genießen können? Wir kennen da noch jemanden, dem es bestimmt ähnlich geht. Finanzminister Pierre Gramegna muss ganz schön erschöpft sein nach seinem Einsatz diese Woche. Am Dienstag eilte er geschwind zum Flughafen, weil der Zoll dort 462.000 geschmuggelte Zigaretten entdeckte. Ein klarer Fall für „de Jong vun Esch“, wie er sich selbst sieht.

Der Finanz- und Zollminister wollte sich höchstpersönlich ein Bild des Ausmaßes machen. Ganz vorsichtig hielt er die gefundenen Päckchen zwischen Zeigefinger und Daumen, um sie genauer ins Visier zu nehmen. Die erfolgreiche Spurensuche wurde dann noch schnell mit ein paar Fotos für die Presse (als hätte der Banner der „Administration des Douanes et Accises“ im Hintergrund nur auf seinen Auftritt gewartet) festgehalten.

Finanzminister Pierre Gramegna hat die Schmuggelware ganz genau unter die Lupe genommen. (Foto: SIP)

Am Donnerstag dann ein Tapetenwechsel. Nein, Gramegna hat nicht sein Haus renoviert. Er hat am Eurogruppen-Treff in Luxemburg teilgenommen. Dort ging es dann um weniger dubiose Kriminalfälle als am Flughafen. Und auch die üblichen Suchtmittel sind seit dem Abgang des vorletzten Eurogruppen-Chef Tabu.

Bei den Gesprächen in Kirchberg ging es um Banken und ein gemeinsames Budget der Eurozone. Da kann man schon mal die Zeit vergessen. Bis in die frühen Morgenstunden mussten es Minister, Beamte und die hartgesottetsten Journalisten aushalten. Dann schleppen sich Gramegna und seine Schatzmeister-Kollegen vor die Kameras. Fazit des Gesprächsmarathons: Es wurde viel erreicht, es gibt aber auch noch Baustellen, die zu klären sind. Bleibt nur die Frage, warum diese Treffen der Eurogruppe dann nicht öfter zustande kommen. Das wäre vielleicht produktiver und die Beteiligten müssten nicht immer bis um sechs Uhr morgens im Halbschlaf zusammensitzen.

Bitte lächeln!

Während Luxemburg sich diese Woche mit eher unwichtigen Themen wie einem umstrittenen Auszug aus dem Strafregister, dem Eurogruppen-Treffen oder einem neuen Waffenschutz-Gesetz beschäftigte, ist es manchen Medien gelungen, sich auf das wirklich Wesentliche zu konzentrieren. Sie haben keine Ahnung, wovon wir hier reden? Dann haben Sie wirklich etwas verpasst! Es gibt endlich neue Bilder zu bestaunen.

Nein, nicht nur aberhunderte Schnappschüsse der „Sprangprozessioun“, sondern Fotos vom großherzoglichen Hof. Darauf abgebildet: Großherzogin Maria-Teresa mit einem kürzeren Haarschnitt. Mehrere Medien griffen diese Sensation auf, RTL feierte den „freschen a neie Look“ regelrecht, und das „Luxemburger Wort“ ließ es sich nicht nehmen, aus den zwei Fotos gleich eine ganze Bildergalerie zu erstellen. Große journalistische Arbeit – und ein gelungener PR-Coup für die Großherzogin.