Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Immer freitags blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: Umstürzlerische Konservative und bodenständige Liberale.

Das Sommerloch ist die Zeit der Porträts und der CSV-Politiker Paul-Henri Meyers kam gleich zweimal zum Zuge. Der Großherzog kann jedoch endlich aufatmen, der 81-jährige „Reformator“ (dixit RTL) geht endgültig in Rente, obwohl seine Revolution unvollendet ist. Sie erinnern sich vielleicht: 2009 legte Meyers einen Entwurf für eine neue Verfassung vor, der die Rolle des Staatschefs ordentlich stutzte.

Regierung und Staatsrat mussten eingreifen, damit der Großherzog doch noch mehr zu tun hat als den Grüßaugust zu spielen und das Volk mit Urlaubsfotos aus Cabasson zu belustigen. Aber wie gesagt, alles gut. Nach fast 30 Jahren im Parlament ist nun für den alten Weisen Schluss. Sein wichtigstes Gesetz? Die Einführung der Ehe für alle.

Meyers nutzte die Aufmerksamkeit aber noch, um über die Ex-Kollegen zu lästern. Die Parlamentsdebatten seien doch schon etwas dröge, sagte er RTL: „Fir mech ass dat verlueren Zäit. […] Well een den dohi kënnt an den dann nëmme virliest, wat och nach een Anere preparéiert huet, dat ass net dat Ideaalt.“ Aber Paul-Henri, das macht man doch nicht!

Was wird nun aus Paul-Henri Meyers? Er kümmert sich fortan um seinen Garten – ganz wie Voltaires Candide.

„Mäin Numm ass Pierre“

Die neue Verfassung irgendwie unter Dach und Fach zu bekommen wird wohl die Aufgabe von Alex Bodry bleiben. Der LSAP-Politiker kumuliert immerhin auch schon ein Vierteljahrhundert auf den weichen Polstern eines Parlamentssitzes. Doch Bodry geht nochmals mit in die Wahlen. „Ech maan dat nët aus Gewunnescht“, betont er gleichmal präventiv.

Für Pierre Gramegna ist Wahlkampf dagegen noch ganz was Neues und Aufregendes. Damit das mit dem Ministerbonus bei den Wahlen trotzdem etwas wird, hat sich seine Partei etwas ganz Besonderes ausgedacht. „Mäin Numm ass Pierre, dir hutt mech wahrscheinlech scho mol an der Zeitung oder an der Télé gesinn“: So bescheiden beginnt das Promo-Video der DP für ihren Finanzminister und Süd-Spitzenkandidaten, der – so erfährt man – nicht nur aus Esch stammt, sondern auch im dortigen Rathaus „angemeldet“ wurde und geheiratet hat.

Wichtiger ist aber: Pierre hat seine Wurzeln nicht vergessen. „Ech sinn virun allem e Jong vun Esch.“ Und als solcher kennt er sich natürlich aus in den Gassen der Quasi-Minett-Metropole, wobei die „Uelzescht Strooss“ auch dem überzeugten Nicht-Escher ein Begriff sein sollte. So begleiten ihn die Kameras bei einer absolut authentisch und spontan wirkenden Stippvisite bei Gabriella, der Betreiberin einer Pizzeria. Dass man in der Folge „Ënnerwee mam Pierre“ mehr über die bodenständige Escherin Gabriella als über den aus Zeitung und Fernsehen bekannten DP-Spitzenkandidaten erfährt, ist dabei lediglich ein Schönheitsfehler, den wohl nur Journalisten interessieren.

War sonst noch was? Tatsächlich, denn Etienne Schneider ist nicht nur Super-Sicherheits-Minister, sondern macht Luxemburg auch noch zur Seemacht, wie das „Tageblatt“ triumphierend meldete. Die Regierung unterstützt Kap Verde mit Militärlaster und Satellitentechnik. Denn bekanntlich wird Luxemburg auch am Atlantik verteidigt.

Weniger Triumph als Frust herrscht dagegen beim Presserat vor. Eine „gemischte Bilanz“ der auslaufenden Legislaturperiode zogen die Vertreter von Luxemburgs Journalisten in der vergangenen Woche. Vor allem beim Dauerbrenner Informationszugang bedauert der Presserat den andauernden politischen Stillstand. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass sich Luxemburgs Schreiberlinge längst daran gewöhnt haben, keine oder nur wenige oder nur sehr spät Informationen zu erhalten. Ein explizites Recht auf eine Auskunft aller staatlichen Verwaltungen wäre jedoch trotzdem ein Garant dafür, um noch mehr „flott Artikel“ zu produzieren.