Der „Conseil Supérieur des Maladies Infectieuses“ empfiehlt weiterhin, zahlreiche Tests in den Alters- und Pflegeheimen durchzuführen. Besonders betonen die Experten die Notwendigkeit, die Impfquote beim Personal zu erhöhen. Die Regierung spricht sich weiter gegen eine Impfpflicht aus.
Der „Conseil Supérieur des Maladies Infectieuses“ (CSMI) empfiehlt der Regierung, sowohl genesene und geimpfte als auch ungeimpfte Mitarbeiter und Bewohner von Alters- und Pflegeheimen regelmäßig mit Schnelltests zu testen. Sollten die Fallzahlen wieder deutlich steigen oder eine noch ansteckendere Variante auftauchen, wäre der Einsatz von PCR-Tests zu prüfen, so das Gutachten. Die Regierung hatte dem Expertengremium die Teststrategie vorgelegt, die ab dem Ende des „Large Scale Testing“ Mitte September gelten soll.
Genesene oder Geimpfte sollten in den Betreuungsstrukturen alle zwei Wochen getestet werden, ungeimpfte Bewohner zweimal pro Woche. Die Experten raten zusätzlich zu den Regierungsplänen an, dass die Mitarbeiter von Pflegestrukturen bei jedem Arbeitsantritt einen Schnelltest machen. Die zuständige Familienministerin Corinne Cahen (DP) griff diesen Vorschlag im Gespräch mit „Radio 100,7“ bereits auf. Sie halte das „persönlich“ für eine gute Idee. Eine Entscheidung der Regierung gibt es aber bisher dazu nicht.
Genauere Untersuchung von Clustern
Der Waringo-Bericht zu den Alters- und Pflegeheimen stellte fest, dass in vielen Fällen der Ursprung und die Entwicklung der Cluster nicht im Detail nachvollzogen werden konnten. Die Experten vom CSMI betonen, dass beim Auftreten eines Clusters von Infektionen alle Mitarbeiter und Bewohner eines Heimes per PCR-Test getestet werden sollten. Dies solle zusätzlich zur Kontaktverfolgung stattfinden.
Das Durchtesten im Falle eines Clusters entspricht auch den Plänen der Regierung. Die neue Strategie umfasst sieben mobile Teams, die bis zu 11.200 Tests pro Monat durchführen können. Zusätzlich sollen die Proben sequenziert werden. Wie weit diese Analyse ausreichen soll, geht aus der Stellungnahme des CSMI nicht hervor. Im Waringo-Bericht wurde das Cluster im CIPA „Um Lauterbann“ aufgrund der auftretenden Varianten untersucht, wie sich das Virus verbreitet hat.
Überzeugung statt Pflicht
Im Waringo-Bericht waren die fehlenden Daten zum Impfschutz beim Personal ein wichtiges Thema. Der CSMI geht darauf auch ein. Die Quote liege beim Personal mindestens bei 60 bis 65 Prozent. Dabei fehlen aber die Informationen über Impfungen von Grenzgängern in den Nachbarländern. Die Experten betonen allerdings, dass die Infektionsrate unter dem Personal deutlich höher liege als unter den Bewohnern der Alters- und Pflegeheime. Die Verstärkung der kompletten Impfung bei den Mitarbeitern sei sehr wichtig, heißt es im Gutachten.
Die Regierung setze weiterhin auf Überzeugung, statt einer Impfpflicht nach französischem Vorbild, sagte Premier Xavier Bettel beim Pressebriefing am Mittwoch. Doch die Option ist nicht ausgeschlossen. „Wir wollen so lange wie möglich auf dieser Schiene bleiben“, betonte er. Die Regierung werde in den nächsten Wochen eine Bilanz ziehen.
Familienministerin Corinne Cahen hat den Einrichtungen des Pflegesektors einen Fragebogen zur Impfpflicht zugesandt, berichtete „Radio 100,7“. Es geht unter anderem um den Impfnachweis bei neueingestelltem Personal. Genauso wie das Virus könnten sich auch die Meinungen zur verpflichtenden Impfung ändern, so Corinne Cahen.