Die hohe Zahl an Neuinfektionen bleibt nicht ohne Einfluss auf die Belegung der Intensivbetten. Sollte sich der aktuelle Trend fortsetzen, müssen die Krankenhäuser zur nächsten Phase ihres Stufenplans übergehen. Diese Entscheidung könnte schon kommende Woche fallen.

666 Neuinfektionen binnen eines Tages: Der am Mittwoch vermeldete Rekordwert für 2021 verdeutlicht es, die Infektionszahlen steigen. Und damit auch das Risiko, dass zunehmend Patienten im Krankenhaus und dort auch auf der Intensivstation behandelt werden müssen. Den rezenten Zahlen des Gesundheitsministeriums zufolge befanden sich am Dienstag 72 Covid-Patienten in den Kliniken, davon 21 auf der Intensivstation. Die ganze Woche schon lag die Zahl der Intensivpatienten über der 20er-Marke. Heute vor genau einer Woche waren noch zwölf Intensivbetten belegt.

Vor allem der Blick auf die Intensivstationen treibt den Gesundheitssektor mit Sorge um, denn laut Stufenplan würden die Krankenhäuser bei einer Belegung von landesweit mehr als 19 Intensivbetten in die nächste Phase, sprich Stufe 3 übergehen. In dieser dritten von insgesamt fünf Phasen sind die Ärzte angehalten, stationäre Behandlungen von Patienten auf einen anderen Zeitpunkt zu verlegen. Das würde bedeuten, dass nicht zwingend notwendige Operationen, die einen stationären Aufenthalt nach sich ziehen, verschoben werden könnten.

Informationen von Reporter.lu zufolge bereiten sich die Krankenhäuser derzeit darauf vor, in absehbarer Zeit auf Phase 3 umzustellen. Ob und wann dies der Fall sein wird, hängt von der weiteren Entwicklung bei der Intensivbettenbelegung ab. Sollte sich die dortige Situation im Laufe dieser Woche nicht entspannen, beziehungsweise auf dem aktuellen Niveau bleiben, werde der Covid-Krisenstab voraussichtlich kommende Woche die Phase 3 des Stufenplans ausrufen, erklärt das Gesundheitsministerium auf Nachfrage.

Gleichmäßige Patientenverteilung

Besagter Krisenstab war laut Informationen von Reporter.lu bereits am Dienstagnachmittag zusammengekommen und hatte sich mit dem Thema befasst. Im Gespräch mit Reporter.lu erklärt der Direktor der Gesundheitsbehörde, Jean-Claude Schmit, erneut, dass die Intensivbettenbelegung für das Krisenmanagement ein essenzieller Faktor sei und dass es angesichts der aktuell steigenden Infektionszahlen leider wahrscheinlich sei, dass weiterhin vermehrt Patienten im Krankenhaus und auf der Intensivstation behandelt werden müssen.

Auf Nachfrage bestätigen auch die einzelnen Krankenhäuser, dass sie sich auf die dritte Phase einstellen. Die „Hôpitaux Robert Schuman“ (HRS) teilen schriftlich mit, dass man sich „angesichts der aktuellen Tendenz bei den Infektionszahlen“ auf eine Phase 3 einstellen würde. Ohne auf konkrete Maßnahmen einzugehen, erklärt ein Sprecher des „Centre Hospitalier Emile Mayrisch“ (CHEM) gegenüber Reporter.lu, dass ein möglicher Übergang zu Phase 3 Gegenstand der aktuellen Diskussionen sei, betont aber, dass dies bei steigenden Infektionszahlen stets der Fall sei. Antworten vom „Centre Hospitalier de Luxembourg“ (CHL) und dem „Centre Hospitalier du Nord“ (CHdN) standen bis Redaktionsschluss noch aus.

Der Stufenplan, der die gleichmäßige Verteilung der Covid-Patienten auf die vier großen Krankenhäuser vorsieht, wurde im Frühjahr 2020 aufgestellt. Er umfasst fünf Phasen und sieht in Phase 4 eine maximale Aufnahme von landesweit 96 Covid-Patienten auf den Intensivstationen vor. Aktuell befinden sich die Kliniken in Stufe 2, die auf eine Behandlung von maximal 43 Patienten in den „Soins normaux“ und 19 auf der Intensivstation ausgerichtet ist. In Phase 3 sind es maximal 83 Personen in normaler stationärer Behandlung sowie 42 in Intensivbetten.

Keine systematischen OP-Aufschübe

Im Normalfall werden die Patienten in jenem Krankenhaus behandelt, das sie aufsuchen oder in das sie eingeliefert werden. Wenn ihr Gesundheitszustand eine spezielle Behandlung erforderlich macht, können sie in spezifische nationale Abteilungen transferiert werden, erklärt Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) in ihrer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage des Abgeordneten Sven Clement (Piraten).

Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie überwache eine spezielle Arbeitsgruppe, in der auch die „Féderation des Hôpitaux Luxembourgeois“ (FHL) sowie der „Commissaire aux Hôpitaux“ vertreten sind und die im Austausch mit dem nationalen Covid-Krisenstab stehe, die Auslastung der Krankenhauskapazitäten und vereinfache, wenn nötig, Patiententransfers zwischen den Kliniken, so Paulette Lenert.

Bis dato seien Operationen jedoch noch nicht systematisch verschoben worden, schreibt die Ministerin in ihrer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der DP-Abgeordneten Gilles Baum und André Bauler. Auf die Frage, welche chirurgischen Eingriffe von solchen Verschiebungen betroffen seien, erklärt Paulette Lenert, dass dies Operationen seien, bei denen ein Aufschub geringe Konsequenzen auf die Gesundheit und die Lebenserwartung der Patienten hätte und solche, deren Verschiebung einen vorher bereits erfolgten Eingriff nicht infrage stellen würden. Diese Kriterien habe man mit den Krankenhausverantwortlichen während der ersten und zweiten Corona-Welle festgelegt, so die Gesundheitsministerin.