Die Regierung hat das sehr ehrgeizige Ziel, bis 2025 den Anteil der Biolandwirtschaft auf 20 Prozent zu erhöhen. Doch unmöglich ist es nicht. Beispiele aus dem Ausland zeigen, wie der Bio-Boom gelingen kann.
„Wir inspirieren uns an Beispielen aus dem Ausland“, sagt Landwirtschaftsminister Romain Schneider (LSAP). Vor ihm liegt der Entwurf des Bio-Aktionsplans, ausgearbeitet von den Mitarbeitern des Ministeriums. Im Papierstapel darunter befinden sich auch ausländische Aktionspläne.
Erfolgreiche Strategien gibt es bereits. Luxemburg muss das Rad also nicht neu erfinden. Und gleich bei den Nachbarn gibt es solch eine Inspirationsquelle: Die Wallonie hat eine klare Strategie und ist erfolgreich damit.
Mit der Organisation „Biowallonie“ investiert die Region gezielt in die Beratung und Weiterbildung und in die Absatzmärkte. Die Anstrengungen haben sich gelohnt, denn bereits 13 Prozent der Betriebe wirtschaften biologisch. „Biowallonie“ verbindet auch die verschiedenen Akteure miteinander: in den Bereichen Produktion, Verarbeitung sowie Handel und Restauration. Die wallonische Biolandwirtschaft hat etwa Programme mit der Supermarktkette „Delhaize“ aufgestellt. Damit sind die Produkte auch in luxemburgischen Supermärkten zu finden.
Die Vermarktung mitdenken
In Luxemburg gibt es Kooperationen und alternative Vermarktungskonzepte, aber es mangelt noch an Optionen und auch die Vernetzung lässt zu wünschen übrig. Das liegt daran, dass es an einer Gesamtstrategie fehlt. Dabei zögern Bauern vor der Umstellung auf Bio, weil sie befürchten, dass sie trotz Mehraufwand bei der Produktion ihre Produkte nicht für den höheren Bio-Preis absetzen können.
In Dänemark wurde bereits früh erkannt, dass ein Bio-Aktionsplan verstärkt auch die Vermarktung mitdenken muss. „Organic Denmark“ ist eine Organisation, die sich allein um die Vernetzung von Produzenten und Käufern kümmert. Sie arbeitet national und international, um dänische Bioprodukte zu vermarkten. Unter dem Motto „bringing together the organic food sector“ wurde dort schon vor Jahren ein Label für Großküchen, Restaurants und Imbisse entwickelt. Hier kann ein Lokal entweder als 100 Prozent, zwischen 60 und 90 Prozent oder 30 und 60 Prozent Bio mit dem „organic cuisine label“ ausgezeichnet werden.
Die Organisation bezeichnet Dänemark als „world leading organic nation“. Damit meinen sie nicht nur die Produktion, sondern vor allem den Konsum. Mehr als 13 Prozent der Einkäufe seien biologische Erzeugnisse.
Über das Landwirtschaftsministerium hinaus
In diesen Beispiel-Ländern ist die Förderung der Biolandwirtschaft nicht allein Aufgabe des Agrarressorts. In Österreich ist die Landwirtschaft Teil des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus. Ungewöhnlich, aber auch in Luxemburg sind es die Landschaften, die Touristen anziehen. „Warum nicht ein ‚Nation Branding‘ entwickeln, das in diese Richtung zielt?“, fragt Daniela Noesen von Bio-Lëtzebuerg.
Auch in Luxemburg wird die interministerielle Zusammenarbeit betont. Völlig losgelöst von anderen Ressorts ist ein Aktionsplan nicht umzusetzen. Auch wenn sich die Koalition bei der Regierungsbildung im vergangenen Herbst gegen die Zusammenlegung von Landwirtschaft und Umweltministerium entschied.
Lesen Sie mehr zum Thema
