Die „Wanteraktioun“ war 2020 geprägt durch die Corona-Pandemie. Als Reaktion auf die sanitäre Krise wurden die Übernachtungsmöglichkeiten und das Verteilen von Mahlzeiten bis in den Sommer verlängert. Zudem mussten Lösungen für infizierte Personen gefunden werden.

Während der „Wanteraktioun“ (WAK) wurden dieses Jahr 27.545 Mahlzeiten verteilt – über zehntausend mehr als im Vorjahr. Das geht aus einem Bericht des Familienministeriums hervor. Hauptgrund dafür ist die Verlängerung der Aktion um drei Monate. Sie fand nicht nur – wie gewöhnlich – im Zeitraum zwischen dem 1. Dezember und dem 31. März statt, sondern wurde wegen der Corona-Krise bis zum 30. Juni durchgeführt. Bis zu diesem Datum war das Nachtfoyer auf dem Findel-Areal für Obdachlose zugänglich. In dieses Gebäude wurden nach dem 31. März auch alle anderen WAK-Aktivitäten verlagert.

Auf die Corona-Pandemie wurde auch mit einer Reihe anderer Maßnahmen reagiert. So wurden mehr als 3000 Stoffmasken an die Nutznießer der „Wanteraktioun“ verteilt. Spender war eine luxemburgische Pfadfinder-Organisation. Darüber hinaus wurden den Obdachlosen Handschuhe und Desinfektionsmittel zur Verfügung gestellt sowie ein medizinischer Bereitschaftsdienst organisiert.

Zur Minimierung des Infektionsrisikos verließ man sich zudem auf die Messung der Körpertemperatur bei Eintritt in das „Foyer de Nuit“. Wies eine Person Symptome auf, so wurde sie in der ersten Phase des Lockdowns entweder zu einem „Centre de Soins Avancés“ gebracht oder vom Rettungsdienst betreut. Nach dem 21. April wurde bei einem Corona-Verdachtsfall der Betroffene auf dem Areal selbst getestet. Diejenigen, die an dem Virus erkrankt waren, wurden entweder in Räumlichkeiten der Croix-Rouge in Differdingen oder aber im Reha-Zentrum in Colpach untergebracht. Personen mit einem schweren Krankheitsverlauf wurden in ein Krankenhaus aufgenommen.

Anstieg der Übernachtungen im Winter

Das „Foyer de Nuit“ hatte dieses Mal 213 Tage geöffnet. Insgesamt wurden 27.635 Übernachtungen verzeichnet. Damit hat sich die Anzahl der Übernachtungen im Vergleich zur letzten Auflage fast verdoppelt. Auch dies ist größtenteils auf zeitliche Ausweitung der Aktion zurückzuführen. Dennoch: Auch innerhalb der traditionellen Öffnungsphase wurde das „Foyer de Nuit“ im Vergleich zum Vorjahr öfter besucht. Wurden 2018/2019 zwischen dem 1. Dezember und dem 31. März noch 14.192 Übernachtungen gezählt, so waren es dieses Jahr 16.299. Insgesamt übernachteten 784 verschiedene Personen in Findel.

Die meisten Nutzer des Angebots waren männlich: Sie machten 94 Prozent der Foyer-Besucher aus. 11 Prozent der Personen, die das „Foyer de Nuit“ aufsuchten, waren luxemburgische Staatsangehörige. 53 Prozent stammten aus einem Mitgliedsstaat der Europäischen Union und 36 Prozent waren Staatsbürger eines Drittlandes.

Was das Alter der Obdachlosen angeht, so war fast die Hälfte der WAK-Nutzer zwischen 26 und 45 Jahre alt. Ein Prozent war älter als 65 Jahre und 0,11 Prozent waren Minderjährige, die sich in Begleitung von mindestens einem Elternteil befanden.