Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Immer samstags blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: „Free Tilly“ und andere skandalöse Ferienaktivitäten.
Man lernt immer wieder dazu. Diese Woche: Anscheinend ist es verboten, sich unerlaubt Zugang zum Gelände eines Militärstützpunktes zu verschaffen. Ja, wir sind auch aus allen Wolken gefallen, als wir erfuhren, dass die EU-Abgeordnete Tilly Metz gemeinsam mit anderen grünen Aktivisten deshalb vorübergehend festgenommen wurde.
Ebenso schier überraschend war das Medienecho, das die Aktion hervorrief. Nahezu alle Medien des Landes berichteten über den Tilly-Vorfall. Auch die politischen Reaktionen blieben nicht aus. Der EU-Abgeordnete Christophe Hansen (CSV) war dabei am wenigsten amused. Er sieht in der Grünen-Sponti-Aktion ein Wahlkampfmanöver für die Europawahlen im Mai. Den ersten Preis der originellsten Stellungnahme gewannen dieses Mal aber wohl Déi Lénk mit ihrem Kommunique „Free Tilly“.
Und da wäre noch François Bausch. Das ganze Land rätselte, wie der kürzlich zum Polizei- und Armeeminister gewordene Parteikollege von Tilly Metz wohl auf die Kontroverse reagieren könnte. Man glaubte seinen Augen und Ohren kaum, als Realo-Bausch dann tatsächlich feststellte: „Die Protestaktion war unrechtmäßig.“
Alles außer Ski fahren
Etwas unspektakulärer verläuft dagegen der jährliche Exodus der Luxemburger in Richtung Alpen. Die heimischen Straßen waren diese Woche wie leer gefegt – Skiurlaub sei dank. Besonders beliebt bei den Luxemburger Schneehasen ist das österreichische Ischgl. Das war RTL sogar eine Reise dorthin wert (natürlich rein geschäftlich). Eine Woche lange berichtete der Radio- und Fernsehsender exklusiv aus Ischgl und begleitete dort Luxemburger Touristen auf die Piste.
Die Luxemburger Polit-Prominenz setzte dieses Jahr aber vor allem auf Alternativen zum beliebten Urlaub in den Bergen. Bei Paul Galles (CSV) stand etwa Kultur auf dem Programm (Besuch der Elbphilharmonie in Hamburg) und Parteikollege Marc Lies blieb gleich ganz Zuhause und verkaufte einen Stadtspaziergang auf Facebook heimatverbunden als „Vakanz doheem“.
Noch bodenständiger war nur Max Hahn unterwegs. Der DP-Abgeordnete nutzte den Urlaub, um seine handwerklichen Talente zur Schau zu stellen. Weil er an „Fuesent“ nicht komplett auf die Berge verzichten wollte, malte er sich die Alpen einfach mit Farbe an die Wand. Not macht ja bekanntlich erfinderisch. Der Auftrag für den liberalen „Usträicherbetrieb“ ist aber nur dann wirklich geglückt, wenn man das Ergebnis mit der ganzen Welt teilt.
Viele Engel… und ein Bengel
A propos Kinder: Differdingens Bürgermeister Roberto Traversini (déi gréng) postete diese Woche ein Foto von sich, als er tatsächlich noch grün hinter den Ohren war. Auf dem Bild zu sehen: Lauter Engel, die brav vor sich die Hände falten. Und unter ihnen dann Klein-Roberto, ganz in Schwarz gekleidet, wie er die Zunge rausstreckt. Die Geschichte zu dem Bild kennen wir leider nicht, aber mit so einer Einstellung war bereits damals abzusehen, dass eine Laufbahn bei der CSV wohl nie eine Option für Traversini werden würde.