Was hat REPORTER mit anderen unabhängigen Medien gemeinsam? Was können die Vertreter der „neuen Generation“ von Online-Medien voneinander lernen? Darum ging es bei einer Diskussionsrunde des diesjährigen „International Journalism Festival“ in Perugia.
REPORTER ist nicht allein. Unabhängiger, leserfinanzierter, werbefreier Journalismus ist in mehreren europäischen Ländern auf dem Vormarsch. Das zeigen allein die Erfolgsgeschichten von innovativen Medienprojekten wie „De Correspondent“, „Zetland“ oder „Republik“.
„Changing the rules of the game: a new generation of media outlets“, lautete das Motto einer Diskussionsrunde des „International Journalism Festival“ in Perugia. Die neue Generation unabhängiger Online-Medien war durch Maaike Goslinga („De Correspondent“), Lea Korsgaard („Zetland“) und Richard Hoechner („Republik“) vertreten. Etwas mehr als ein Jahr nach dem Launch nahm „Reporter.lu“ mit Gründer und Geschäftsführer Christoph Bumb zum ersten Mal am Festival teil.

Was haben „De Correspondent“, „Republik“, „Zetland“ und „Reporter.lu“ gemeinsam? Sie alle grenzen sich ganz bewusst von traditionellen Medien ab – sowohl konzeptuell als auch von ihren Geschäftsmodellen. Sie gründeten sich durch Crowdfundings und finanzieren sich bis heute vor allem durch die Beiträge ihrer Abonnenten. Dabei sehen sie in ihren Unterstützern mehr als nur zahlende Kunden, sondern eine Community. Sie wollen sich die nötige Zeit für ihre Recherchen nehmen und aus der Gefangenschaft des ständigen 24-Stunden-News-Zyklus ausbrechen.
Eine „neue Generation“ von Online-Medien
„De Correspondent“: Die niederländische Webseite „decorrespondent.nl“ gilt als Vorreiter für eine ganze Generation von Medienprojekten, die sich dem Konzept des „slow journalism“ verschrieben haben und sich fast ausschließlich durch die Beiträge ihrer Abonnenten finanzieren. In einem Crowdfunding sammelten die Gründer um Rob Wijnberg und Ernst-Jan Pfauth 2013 über eine Million Euro von mehr als 15.000 Unterstützern. Mittlerweile hat die Seite laut eigenen Angaben mehr als 60.000 Abonnenten. Im vergangenen Dezember vollzogen die Gründer einen erfolgreichen Ausbau ihres Projekts in den englischsprachigen Raum. „TheCorrespondent.com“ soll am 30. September 2019 mit den ersten Publikationen online gehen.
„Republik“: Nach dem Vorbild von „De Correspondent“ gründete sich auch das digitale Magazin „Republik“ in der Schweiz. Mit 3,4 Millionen Schweizer Franken bzw. über drei Millionen Euro brach das Team um die Journalisten Constantin Seibt und Christof Moser den Weltrekord unter den per Crowdfunding finanzierten Medien. Hinzu kamen noch einmal mehr als drei Millionen Euro an Startkapital, das von privaten Investoren stammt. Republik.ch ging im Januar 2018 online. Anders als bei ähnlichen Modellen sind die aktuell knapp 17.000 Abonnenten der „Republik“ gleichzeitig „Verleger“ bzw. über den Weg einer Genossenschaft auch Aktionäre des Medienunternehmens.
„Zetland“: Die dänische Online-Plattform „Zetland.dk“ startete bereits im Jahre 2012 mit der Publikation von sogenannten „e-singles“ – ein Format, das länger als ein gewöhnlicher Artikel und kürzer als ein Buch sein soll, wie es die Gründer beschreiben. 2015 startete „Zetland“ einen Relaunch per Crowdfunding. Heute verfügt das digitale Magazin laut eigenen Angaben über rund 10.000 Abonnenten. „Zetland“ publiziert multimedial, Podcasts werden mittlerweile mehr konsumiert als Texte. Zudem setzt das Geschäftsmodell auf Live-Events, bei denen die Journalisten ihre Arbeit vortragen und unmittelbar mit den Abonnenten in einen Dialog eintreten.
Bei den Ansätzen werden aber auch wesentliche Unterschiede deutlich. So verschieden die Länder sind, in denen die Projekte gestartet wurden, so divers sind auch die Gründe, warum sich Menschen einen „anderen“ Journalismus wünschen. Dennoch sind die Herausforderungen der Online-Medien zum Teil sehr ähnlich. So hatte das Zusammentreffen der „neuen Generation“ denn auch etwas von einer familiären Selbsthilfegruppe, wie es der Moderator Richard Hoechner („Republik“) ausdrückte. Zumindest war es ein Austausch, bei dem sich die Teilnehmer von ihren jeweiligen Geschwistern im Geiste inspirieren lassen konnten.
Hier können Sie die gesamte Diskussion im Video-Replay verfolgen: