Trotz Smartphone, Tablet und Computer: Wie aus einer internationalen Studie hervorgeht, fallen die digitalen Kenntnisse von Luxemburgs Schülern schlecht aus. Dabei sind die Schulen eigentlich bestens ausgestattet. Die Politik will ihre Strategie künftig anpassen.

Nur weil Jugendliche digitale Geräte besitzen, können sie nicht unbedingt kompetent damit umgehen. Von diesem Phänomen ist auch Luxemburg betroffen, wie die „International Computer and Information Literacy Study 2018“ ergab. Die ICIL-Studie untersuchte die digitalen Kompetenzen von 13- bis 14-Jährigen in 14 Ländern (bzw. zwei Regionen: Nordrhein-Westfalen und Moskau). Das Großherzogtum schnitt bei der Studie unterdurchschnittlich ab.

Die Macher der Studie haben insgesamt 46.000 Schüler an mehr als 2.200 Schulen computergestützte Aufgaben erledigen lassen. Am besten schnitten Dänemark und Korea ab, am schlechtesten Kasachstan. Doch auch Luxemburg war eines der Schlusslichter, was die digitalen Kenntnisse anbelangt, wie auch kürzlich das „Tageblatt“ berichtete.

Digitale Kompetenzen sind mangelhaft

Die Studie untersuchte zwei unterschiedliche Felder. Während manche Länder nur in einem Bereich teilnahmen, wurde Luxemburg gleich zweimal getestet: Einmal in der „Computer and Information Literacy“ (kurz CIL) und einmal im „Computational Thinking“ (CT). Belegt Luxemburg in der ersten Rangfolge (CIL) Platz zehn von 14, landet es in der zweiten (CT) sogar auf dem letzten Platz.

Beim CIL-Test wird getestet, inwieweit Schüler in der Lage sind, mit digitalen Medien zu recherchieren oder zu kommunizieren. Können junge Menschen einschätzen, ob die gefundenen Informationen glaubwürdig sind oder nicht? Und können sie diese Informationen nutzen, um erfolgreich am Schul- und Gesellschaftsleben teilzunehmen? Es geht nicht darum, den Umgang mit dem Computer zu beherrschen – sondern auch zu verstehen und zu interpretieren, welche Informationen er liefert.

Das Ergebnis ist eher ernüchternd: Luxemburgs Jugendliche können Computer zwar zweckmäßig nutzen, beispielsweise für Onlinerecherchen. Darüber hinaus gehen die Kompetenzen allerdings nur selten.

Beim CT-Test ging es darum, dass Jugendliche verstehen, wie Algorithmen funktionieren, um mit ihnen erfolgreich arbeiten zu können. Hier haben Luxemburgs Schüler so gut wie keine Kenntnisse.

Dabei setzt die Politik von Bildungsminister Claude Meisch (DP) seit Jahren auf die Digitalisierung des Klassenzimmers. iPad-Klassen gibt es seit einigen Jahren in den Secondaire-Schulen, ab dem Schuljahr 2020/2021 sollen Kinder in Grundschulklassen mit dem Programmieren anfangen. Was sich innovativ anhört trägt bisher nur wenig oder keine Früchte. Schulen und Schüler sind zwar mit den nötigen Geräten ausgestattet – es hapert aber bei den Kompetenzen.

Und nicht nur das. Die iPad-Klassen kosten den Staat eine Stange Geld. Für sie hat das Bildungsministerium in den vergangenen zwei Jahren 6,2 Millionen Euro ausgegeben. 14.100 iPads wurden davon gekauft und 649 Klassen arbeiten aktuell mit den Geräten. Claude Meisch schreibt außerdem in einer Antwort auf eine Anfrage des Abgeordneten Marc Goergen (Piraten), dass kontrolliert wird, wie iPads in den Schulen genutzt werden. Auch könnten Lehrer in Schulungen „das nötige technologische Knowhow bekommen“, so der Minister.

Tablets alleine reichen nicht aus

Aus seiner Antwort geht aber auch hervor, dass die Nachfrage nach Schulungen im Bereich der Digitalisierung eher zurückhaltend ist. Für die „Tablet“- Schulungen liegt der Anteil der Einschreibungen der Lehrer für 2019/2020 (bis November) bei lediglich 4,2 Prozent. Für das Schuljahr 2018/2019 waren es sieben Prozent aller Einschreibungen, im Jahr davor noch 9,5 Prozent.

Marc Goergen spricht in seiner parlamentarischen Frage sogar davon, dass in manchen iPad-Klassen die Geräte erst gar nicht zum Einsatz kommen würden. Das zeigt: Das Material ist zwar da, das Interesse daran scheint sich allerdings in Grenzen zu halten. Minister Meisch ist nicht auf diese Kritik in seiner Antwort eingegangen.

Dabei sind Luxemburgs Schulen sowohl von den digitalen Lernquellen als auch vom Internetzugang her für Secondaire und Secondaire Technique Klassen bestens ausgestattet. In diesen Bereichen der ICILS-Studie erreicht Luxemburg 100 Prozent und liegt damit über dem internationalen Durchschnitt.

Studie als „Anhaltspunkt“ nutzen

Die Studie zeigt allerdings auch, dass lediglich vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts in die Bildung fließen. In Dänemark sind es acht Prozent, in Frankreich 5,5 Prozent. Nur Russland (auch vier Prozent) und Kasachstan (drei Prozent) geben genau so wenig für die Bildung aus wie Luxemburg.

Für Marc Goergen könnte es am verstärkten Arbeiten mit Tablets liegen. „Die Schüler werden immer mehr vom klassischen Computer weggenommen. Und Tablets sind viel einfacher zu nutzen“, sagt der Parlamentarier. Das sei aber ein allgemeines Gesellschaftsphänomen. Es würden immer mehr Smartphones und Tablets, dafür aber weniger PCs und Laptops genutzt.

Die Pressesprecherin des Bildungsministeriums gab dem Tageblatt eine andere Erklärung: „In den iPad-Klassen wird mit dem Tablet als multimediales Werkzeug gearbeitet.“ Das Problemlösen, wie es von der Studie analysiert wurde, sei bisher nicht „Gegenstand des Bildungswesens in Luxemburger Schulen, auch nicht in den iPad-Klassen.“

Warum hat Luxemburg dann überhaupt an der Studie teilgenommen? Um sich für die Zukunft zu rüsten. „Man will einen Anhaltspunkt haben, um diese Bereiche künftig richtig angehen zu können“, heißt es auf Nachfrage von REPORTER.

Die Idee dahinter mag nicht falsch sein. Die Studie zeigt allerdings: Während Luxemburg noch dabei ist, sich zu rüsten, sind andere Länder bereits viel weiter.