Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Pünktlich zum Wochenende blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: illusorische Forderungen und Fantasiezahlen.
Was sind schon ein paar grüne Hippies gegen glänzende SUVs. Da gilt für ein paar Monate eine Ausgangssperre und schon fordert jeder mehr Fahrradstrecken. Absoluter Wahnsinn, findet Lydie Polfer (DP). In der Hauptstadt können keine Fahrradstrecken gebaut werden, es sei „unrealistisch“, die Vergleiche mit anderen Städten „illusorisch“, der Ausbau „nicht machbar“. So viel Gegenwind kennt man von der DP sonst nur, wenn es um Steuererhöhungen geht. Oder die Tram.
Der Grund ist offensichtlich, man müsste Fahrbahnen für Autos streichen, um welche für Fahrräder zu schaffen. Und wie die Bürgermeisterin sagt, haben 95 Prozent der Einwohner ein Auto und nur 45 Prozent ein Fahrrad. Es sei ein „Potenzial“ da, aber mehr halt nicht. Sollte das nicht abschreckend genug sein, könnte die Bürgermeisterin noch immer Fahrräder aneinanderketten und durch die Stadt fahren lassen. Dann könnten alle Bürger sich ein Bild machen, was mehr Fahrräder bedeuten würden. Immerhin weiß man dann, dass die verkehrspolitische Wende nur noch 15 Jahre auf sich warten lassen wird – also rechtzeitig für ihr sechstes Mandat als Bürgermeisterin.
Nie mehr Risikogebiet (hoffentlich)
Fahrräder sind sowieso nur nebensächlich, das weiß auch die Regierung. Diese Woche hat sie ihren bis jetzt erfolgreichsten Schritt in der Bekämpfung der Pandemie erreicht. Stand Freitag verschwinden täglich 149 Neuinfektionen. Die Gesamtzahl der Infizierten nimmt also ab. Wahrlich eine Glanzleistung von Super-Paulette!
Möglich machen es die Grenzgänger. Sie tauchen nicht mehr in den Statistiken der Regierung auf und sorgen somit dafür, dass Luxemburg weniger als 50 Neuinfektionen pro Tag hat. Nach den ganzen Grenzschließungen und Quarantänepflichten ist das doch der beste Beweis von europäischer Solidarität! Gerade noch rechtzeitig bevor die letzten Luxemburger aus den Sommerferien „eise Kolleg“ mitbringen, konnte die Regierung so sicherstellen, dass die bösen Deutschen uns nie wieder als Risikogebiet einstufen.
Im Gesundheitsministerium nimmt man das mit den Zahlen sowieso nicht so ernst. Da kann es auch mal vorkommen, dass man eine vorausgefüllte Umfrage an Ex-Covid-Erkrankte sendet. „Et hätt een lo léiwer gehat, dat wär net geschitt, mee sou eppes kennt alt och emol fir“, sagt Super-Paulette bei „RTL„. Alles nur halb so wild. Interessiert eh niemanden, wie gut das Contact-Tracing funktioniert hat. Hauptsache, wir können wieder ins Ausland.
Das war vor allem – wie soll es sonst sein – dem „Jang“ wichtig. In einem Interview mit dem „Luxemburger Wort“ machte er klar worin seine Arbeit besteht: „Ein Außenminister ohne Ausland ist wie ein Finanzminister ohne Finanzen – das passt nicht.“ Und was nicht passt, wird bekanntlich passend gemacht.
„Erliefnis“ Baggerweier
Anpassen musste sich auch der Tourismussektor. Premier Xavier Bettel und Lex Delles zogen eine erste Bilanz. Die beiden DP-Politiker luden dafür zusammen mit der ASBL „Erliefnis Baggerweier“ zu einer Pressekonferenz am Minetter-See ein. „Vakanz doheem, hat es uns ermöglicht die Schönheit, Gelassenheit und Vielfältigkeit unseres Landes zu vergegenwärtigen“, so der Premier. Das schöne „Erlebnis“ am Baggersee ist hierfür ein weiteres Beispiel.
Das Land ist sogar so schön, dass verschiedene Minister und Abgeordnete eine Auszeit von der Schönheit benötigten. Manchmal muss man in die Ferne, um zu wissen, wie schön man es hier hat. Ein bisschen Toskana, Côte d’Azur oder Knokke hat noch niemandem geschadet. Der Besuch des Baggersees wird danach im Vergleich ein umso größeres Erlebnis.