Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Immer samstags blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: Viviane Reding freundet sich mit Kommunisten an und die akuten Heimatgefühle des Xavier B.

Viviane Reding ist bekannt dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Diese Woche hätte aber auch ein ganzes Gebüsch sie nicht vor ihrer eigenen Wortwahl retten können. In einer parlamentarischen Fragestunde rund um das eher trockene Thema 5G lief das CSV-Urgestein plötzlich zur Höchstleistung auf. Vor allem bei ihren Oppositionskollegen machte sie sich besonders beliebt. Dumm nur, dass sie deren Namen offensichtlich noch nicht kennt.

Als sie in ihrer Ansprache auf ihren Vorredner David Wagner (Déi Lénk) anspielen will, nennt sie ihn nämlich nicht beim Namen, sondern spricht ihn lieber mit „eise kommunistische Kolleg“ an. Gelächter zieht durch den verstaubten Saal, plötzlich sind alle wieder hellwach. Viv weiß gar nicht wie ihr geschieht, so viel Aufmerksamkeit bekam sie das letzte Mal nur in Brüssel. Also legte sie vorsichtshalber  gleich noch eins drauf. „Majo gesitt dir, ech sinn engt vu virgëschter. Fir mech ass e Kommunist ëmmer nach e Kommunist.“

Alte weiße Männer erklären die Nation

Bei der 5G-Debatte ging es immerhin ein bisschen kontrovers zu. Davon war nichts zu spüren als beim „politischen Mittwoch“ auf RTL Serge Tonnar und Frank Engel die Nation erklärten. Die Identität der Luxemburger bestehe darin, sich einmal im Jahr gemeinsam zu besaufen, so – leicht gerafft – die schlüssige Erklärung von zwei Männern mit leicht ergrauten Schläfen.

Überhaupt waren sich Luxemburgs Lieblingsvolkskünstler und der Präsident der einzigen und einst allmächtigen Volkspartei CSV fast in allen Punkten einig. Gemeinsam schwelgten sie dann auch in Heimatgefühlen. „Heemecht, dat ass wou een sech doheem spiert“, erklärte ohne intellektuellen Umschweif Luxemburgs Lieblingsbarde. Deshalb sei die „Belsch Plasch“ seine zweite Heimat.

Xavier Bettel ist kein Kandidat, wirklich!

Belgien oder Luxemburg? Diese Zerrissenheit verspürt aktuell auch Luxemburgs Lieblingspolitiker, „de Xav“. „Ich liebe Brüssel, aber mein Lieblingsplatz ist Luxemburg“, schwor der Premier am Donnerstag. Er sei deshalb „kein Kandidat“ für irgendeinen Spitzenposten in der EU. Genauso wenig, wie er je Bürgermeister oder Premier werden wollte. Aber es sei natürlich rührend, dass er trotzdem gefragt werde, schiebt er noch ganz beiläufig und bescheiden ein.

Vielleicht hilft es ja, wenn „Manu“ ihn ganz lieb fragt und Mutti Merkel nicht will oder kann – dann könnte er ja vielleicht doch noch … Sie wissen schon. Wäre ja auch toll für ihn: Kein Jang mehr, der ungefragt Fotos vom Krankenbett schickt. Kein Felix mehr, der immer dreimal die gleiche Geschichte erzählt. Kein Lex mehr, der sich langweilt und ständig anruft.

Und dann sagt Xav ganz leise: Féck Lëtzebuerg.

Ziemlich beste Freunde

Andrerseits ist der Job des EU-Kommissionspräsidenten natürlich auch ganz schön anstrengend. Schauen Sie sich nur JCJ an. Am Rande des EU-Gipfels klagte Jean-Claude Juncker seinem ziemlich besten Freund Xavier Bettel sein Leid. Der schaute ihn ganz verständnisvoll an und streichelte ihm zum Trost über den Nacken. Der eine hat Schnappatmung, der andere ist den Tränen nahe – so viel Bromance bringt selbst das Herz eines hart gesottenen britischen Journalisten zum Schmelzen.

Doch seinen Humor hat sich JCJ trotz aller Rührseligkeiten nicht verloren. Während sich alle fragen, wer denn nun sein Nachfolger wird, kann er sich entspannt zurücklehnen: „Ich habe mit großem Vergnügen zur Kenntnis genommen, dass es sehr schwer ist, mich zu ersetzen.“