Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Immer samstags blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: eine heiße Parlamentssitzung, ein gekränkter Hase und der „Whataboutism“ der ADR. 

Heiß, heißer, Chamber. Parlamentssitzungen sind ja meist eine trockene Angelegenheit. Diese Woche war es aber so trocken, dass sich die Sitzung praktisch in Rauch auflöste. Das Gebäude Prince&Richard musste evakuiert werden, als plötzlich Rauchschwaden aufgestiegen sind. „Alle raus“, hieß es, als Martine Hansen noch am Rednerpult stand. Alle haben ihre Sachen zusammengepackt und sich schleunigst in Sicherheit gebracht. Naja, nicht alle. Fernand Etgen hatte offensichtlich keine Panik; er schloss seelenruhig seinen Ordner, schaute gemütlich nach links und rechts und hob sich schließlich laaaaaangsam aus seinem Stuhl.

Weit haben es die Evakuierten dann auch nicht geschafft. Im „Café de la Presse“, direkt gegenüber der Chamber, konnten sie sich den Einsatz der Feuerwehrleute aus sicherer Entfernung anschauen. Natürlich von der gemütlichen Terrasse aus. Mit Sonnenbrille. Und Getränken. War ja schließlich heiß.

Screenshot: Facebook/Max Hahn

Die semi-dramatische Situation freute vor allem Max Hahn. Nein, nicht wegen der Pause auf der Terrasse. Beim Anblick des Feuerwehrautos kribbelte es ihn regelrecht in den Fingern und er hätte am liebsten die Politik an den Nagel gehängt, um wieder Teil der Feuerwehr sein zu können. Gemacht hat er es dann doch nicht – ist ja schließlich Schwerstarbeit. Für ein Selfie mit den früheren Kollegen hat seine Motivation dann aber doch noch gereicht.

Viv und der gekränkte Stolz

Jahrzehnte lang war Viviane Reding in Brüssel. Sie weiß, wie der Hase dort läuft – und in welche Richtung. Muss sie auch, immerhin ist sie selbst ein alter Hase.

Für die Parlamentswahlen im vergangenen Jahr hoppelte Viv dann aber von Brüssel zurück nach Luxemburg und wollte wieder in die Nationalpolitik. Back to the roots, sozusagen. Eigentlich wollte sie auch Ministerin werden, ist aber jetzt „nur“ Parlamentarierin.

Wer sie kennt, der weiß: In der Chamber ihre Stunden absitzen, das ist nichts für sie. Sie will die Zeit lieber in Brüssel totschlagen – und hätte sich deshalb auch am liebsten für die Europawahlen aufstellen lassen.

Doch Frank Engel machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Der CSV-Präsident wollte nur neue Gesichter, und nicht das von Viv, auf den Wahlplakaten sehen. Das hat sie hingenommen, aber bis heute nicht so richtig akzeptiert. „Es wäre vernünftig gewesen, mich mitzunehmen“, sagte sie bei Radio 100,7. Klar, der Wähler gibt seine Stimme eher einem alten Hasen als einem unbeschriebenen Blatt.

Doch Viv hat Erfahrung und weiß, dass es nichts mehr bringt, über Engels Fehlentscheidung zu jammern. Sie könne einschätzen, wann sie nichts mehr sagen soll, sagt sie. Das Thema Europawahlen? Alles passé.

Oder doch nicht ganz… Im Interview muss sie dann doch noch schnell bestätigen, dass Engel sich mit seiner „jungen“ Europa-Liste ganz schön verpokert hat.

Die ADR und der „Whataboutism?“

Kennen Sie den Begriff „Whataboutism?“. Er bedeutet soviel wie: „Und was ist mit…?“ Eine alte populistische Taktik, die ein fulminantes Comeback feiert. Es ist quasi Jammern auf sozio-politischem Niveau. Sie wollen wissen, wie das geht? Wir hätten da ein Beispiel der ADR:

Fernand Kartheiser bedient sich nämlich des „Whataboutism“, um das Engagement von Großherzogin Maria Teresa infrage zu stellen. Die zieht doch tatsächlich in Erwägung, eine feministische Initiative zu unterstützten. Und dann auch noch eine, die sich NUR gegen die Gewalt an Frauen stark macht.

Und was ist mit den vielen geschlagenen Männern?, will Fernand Kartheiser wissen. Und was ist mit den vielen Frauen, die selbst Täterinnen sind? Der Maskulinist fühlt sich benachteiligt und klagt gegen Feministen – ein Klassiker. Als würden die vielen geschlagenen Männer das Leid der vielen geschlagenen Frauen mindern. Als wären die einen mehr Opfer als die anderen. „Whataboutism?“ at its best.

Kartheiser fragt sich dann auch, ob die Großherzogin nicht dauerhaft ihren Titel ablegen muss, wenn sie sich tatsächlich politisch engagieren will. Und dann auch noch so einseitig. Dass ihm das Thema häusliche Gewalt so nahe geht, hätten wir ja nicht gedacht. Er könnte sich doch jetzt eigentlich auch selbst engagieren, da er so im Thema vertieft ist. Natürlich nur für Männer. Quasi als Gegenpart zu Maria Teresa. Wir fragen dann auch sicher nicht: „Und was ist mit…?“ Versprochen!