Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Immer samstags blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: Sozialistische Arbeitssucht und spielerische Homophobie.
Kennen Sie das Gefühl, wenn man wieder mal alles selbst machen muss. Ja, genau. Es ist wieder Muttertag (Blumen und Pralinen, bitte nicht vergessen!). Sozusagen Mutti der Nation ist Jean Asselborn. Auch er muss alles erledigen. Erst letzte Woche rettete er im Alleingang die Sozialdemokratie (Sie erinnern sich). Mittwoch wurde er ins Krankenhaus eingeliefert, weil er unglücklich stürzte.
Einen „Jang“ hält das aber nicht vom Regieren ab: Den Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen empfing der 70-jährige Außenminister kurzerhand im Spital. Seine Beamten und die Journalisten hatten schon gehofft, mal zehn Tage Ruhe zu haben. Da haben sie die Rechnung ohne den Jang gemacht! An dieser Stelle: Gute Besserung. Sowohl, was die körperlichen Beschwerden, als auch was das politische Workaholic-Syndrom betrifft.
Stammtischniveau am Lehrerpult
Mathematik? Damit beschäftigen sich wohl nur die wenigsten wirklich gerne. Diese Woche war das anders. Dem Abgeordneten und LSAP-Parteichef Franz Fayot bereitete eine ganz bestimmte Rechenaufgabe nämlich ganz schön Kopfzerbrechen – und plötzlich rätselten alle mit. Sie stammt aus einem Buch für Luxemburger Schulklassen. Knifflig war dabei nicht die Rechnung selbst, sondern vielmehr der Text der Aufgabe. In dem treten Xavier und Etienne auf, die ihr Zimmer, naja, rosa anstreichen wollen. Dafür haben sie weiße und rote Farbe, die sie richtig mischen müssen.
Während Marc Spautz sicherlich kein Problem bei einem rosa gestrichenen Zimmer feststellen würde, stellte sich für Fayot nicht nur die Frage, wie die Mischverhältnisse für einen sanften Rosa-Ton sein müssen – sondern auch, wie homophob ein Schulbuch eigentlich sein kann.
Fayot zögerte nicht lange und wollte Antworten auf seine parlamentarische Frage. Bildungsminister Claude Meisch war die Angelegenheit mit Xavier und Etienne und dem rosa Zimmer dann irgendwie leicht peinlich. Das Problem: Es waren (offensichtlich gelangweilte) Lehrer, die nichts besseres zu tun hatten, als die Namen 2015 im Mathebuch auf Xavier und Etienne ändern zu lassen. Ohne Rücksprache mit dem Ministerium natürlich. Das entspreche nicht den herkömmlichen Abläufen und sei „inakzeptabel“, sagt Meisch zu der Causa „Chambre rose“. Heute jedenfalls müsse jede Änderung erst von der zuständigen Abteilung abgesegnet werden.
Jetzt ist auf jeden Fall Schluss mit homophoben Anspielungen, die Bücher werden aus dem Verkehr gezogen. Wer die Rechenaufgabe noch lösen will, muss sich also beeilen.
„Delano“, lost in translation…
Nicht nur für Journalisten war diese Woche die Schließung der Wochenzeitung „Le Jeudi“ ein Top-Thema. Während die aktuelle Konzernführung von „Editpress“ die Entscheidung nüchtern bis kühl mit aussagekräftigen Zahlen untermauerte, gaben sich so manche frühere Verantwortlichen geschockt. Ein trauriger, böser, gnadenloser Akt des Kapitalismus an der Kanalstraße, lautete jedenfalls die Analyse von Alvin Sold und Danièle Fonck – also jenen früheren Chefs der turbo-kapitalistischen OGBL-Presse, die am rasanten Einbruch des Geschäftsmodells des französischsprachigen Titels natürlich zu 100 Prozent unbeteiligt waren.
Ob kapitalistische Verschwörung oder wirtschaftliche Notwendigkeit: Jetzt ist es eh zu spät, den „Thursday“ zu retten, wie „Delano“ das jüngste Opfer der luxemburgischen Pressekrise diese Woche nannte. In einer Auflistung der Medien des Landes nach Reichweite hatten die Schreiber von „Delano.lu“ wohl auf Google Translate zurückgegriffen. Denn neben dem „Thursday“ tauchte auch das traditionelle Familienmagazin „Review“ (wir sind uns ziemlich sicher, dass die „Revue“ damit gemeint ist) und die bekannte Publikation „Self-reported“ (nicht ganz so sicher, aber Indizien deuten auf die „Auto-Revue“ hin) in der Liste auf. Das „Telefon“ aus dem Hause „Saint-Paul“ schaffte es laut „Delano“ immerhin noch auf Platz 8.