Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Pünktlich zum Wochenende blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: Ein Premier im Hausarrest und zehn Gründe, warum Luxemburg einfach super ist!

Unheil liegt seit Sonntag über dem Staatsministerium. Nach einem Jahr der Vorsicht und der persönlichen Einschränkungen hat es den Xav nun doch erwischt. Der Premierminister wurde positiv auf das Corona-Virus getestet. Aber es sollte noch schlimmer kommen, wie das „Luxemburger Wort“ bereits am gleichen Tag zu berichten wusste. Denn während Normalsterbliche nur zehn Tage in Quarantäne müssen, gelten für Xav andere Regeln. „Bettel wird in den kommenden zehn Jahren das Haus nicht verlassen“, schrieb das ehemals in Gasperich ansässige Home-Office-Medium.

Ob Tage oder Jahre, egal, Bettel bleibt positiv. Was natürlich sofort die Spekulationen anheizte, wo der Premier sich wohl angesteckt haben könnte. Schnell wurde eine Verbindung zum EU-Gipfel vermutet. War es etwa ein Akt biologischer Kriegsführung durch Viktor Orban, den der Premier mit einem offenen Brief zu den Rechten der LGTBQI-Community vorgeführt hatte? Oder war es Mutti? Oder Manu?

Die Sache mit dem „Etablissement de Nuit“

Die Pressesprecherin des Premierministers entkräftete die Vermutungen. Und entlarvte gleichzeitig den Stellenwert den Xav bei seinen Regierungs- und Staatschef-Kollegen genießt. Die luxemburgische Regierung stufe keinen als enge Kontaktperson ein, so die Sprecherin knapp. Die Isolation des Premiers begann also schon vor seinem positiven Testergebnis. #Autsch

Wo sich Bettel tatsächlich mit dem Virus infiziert haben könnte, erfuhr die Öffentlichkeit erst auf Umwegen. Denn wie das „Lëtzebuerger Land“ am Freitag berichtete, hat sich der Premierminister möglicherweise in einem „établissement de nuit du quartier gare“ mit Corona angesteckt. Dies wohl schon am Dienstag vor einer Woche, also am Vorabend zu Nationalfeiertag.

Gäste am Nebentisch sollen den Premierminister angesteckt haben, weiß der Inhaber zu berichten, trotz Covid-Check-Überprüfung aller Gäste am Eingang. Damit erhält Heidi nach über sieben Monaten endlich eine zufriedenstellende Antwort auf ihre Frage, ob auch Nachtclubs im Bahnhofsviertel sich an die Regeln halten müssen. Die Antwort: Ja. Aber anstecken kann man sich trotzdem. Also immer positiv – äh –  vorsichtig bleiben.

Wer den Falschen Fragen stellt

Positiv bleibt auch Diane Adehm. Die CSV-Abgeordnete sieht die Umfragewerte ihrer Partei locker. Die CSV würde zwar vier Mandate einbüßen und somit die wenigsten Sitze seit dem 2. Weltkrieg im Parlament besetzen. An Regieren wäre dann auch nur noch in einem Dreier-Bündnis zu denken, aber kein Grund zur Panik. Denn Diane findet im Interview mit RTL eine einfache Erklärung für das Umfragetief ihrer geliebten Volkspartei: Es wurden schlicht die falschen Leute befragt.

„Bei 2.000 Befragten sind wir noch weit entfernt von der ganzen Population, die wählen geht“, erklärt Diane Adehm ihren Gedanken. Für den Fall, dass sich die Umfragewerte bei den nächsten Wahlen dennoch bestätigen sollten, empfehlen wir ein wenig Lyrik. Die hilft immer. Wie wäre es beispielsweise mit „Die Lösung“ von Bertolt Brecht. Ein Vorgeschmack: „Wäre es da nicht doch einfacher, die Regierung löste das Volk auf und wählte ein anderes?“ #CSV

Ein poetisches Verhältnis zu Arbeitslosen offenbarte diese Woche hingegen die Chefin der Arbeitsagentur ADEM, Isabelle Schlesser, im Gespräch mit Delano. Denn auf die Frage, ob Arbeitssuchende neue Anforderungen an die ADEM stellen würden, liefert die Behördenleiterin eine, sagen wir mal, konfuzianische Antwort: „Job seekers aren’t classical employees: they have no job, so they are more about finding a new job, whatever it takes.“

68 Seiten für Luxemburg

Whatever it takes um it zum happenen zu maken, diese Devise gilt auch immer noch beim Nation Branding. Nach sechs Jahren, in denen jeder erdenkliche Gegenstand –  von Tassen über Mousepads bis hin zu Einsatzwagen der Polizei –  mit einem  blau-rot-weissen X gebranded wurde (dt.: mit einem Brandzeichen kenntlich machen), war es nun an der Zeit. Ja wofür eigentlich? Na ist doch klar: Die hohle Floskel „Let’s make it happen“ endlich mit, halten sie sich fest, Bedeutung zu füllen. Kosten: 1,8 Millionen Euro.

Das Ergebnis: 68 Seiten auf denen das Team um Ex-Filmemacherin Beryl Koltz zeigt, was es mit dem Nation Branding so auf sich hat. Die Vorgehensweise erinnerte uns dabei ein wenig an unsere eigenen Deutsch-Klausuren im Gymnasium.

Sie wissen schon. Wieder irgend so ein Gedicht aus den 1920er-Jahren. Keine Ahnung, was es ansatzweise bedeuten soll, doch das Prüfungspapier will gefüllt werden. Was macht man da? Man interpretiert Wort für Wort und hofft auf eine Eingebung von oben. Bei Beryl Koltz liest sich das dann so: „Le US dans LET’S MAKE IT HAPPEN se compose de deux entités, le WE (le Luxembourg, émetteur) et le YOU (les groupes cibles, récepteurs).“ #Bullshitbingo

Im Zweifel für die Belgier

Zwei Tage, bevor mit den „Luxletters“ erneut dubiose Praktiken am Finanzplatz deutlich wurden, ist Luxemburg bereit zur Charme-Offensive. Wen es dabei treffen soll, auch das hat man beim Nation Branding bereits auf dem Schirm („You“).

Eine Skala zeigt dabei jene Länder, die Luxemburg besonders sympathisch oder unsympathisch finden. Zudem zeigt die Skala die Bekanntheit Luxemburgs. Besonders sympathisch findet man Luxemburg in Singapur. Nur kennt man uns dort nicht. In Frankreich kennt man uns zwar, dafür mag uns aber keiner. Einziges Land das uns sowohl kennt als auch mag ist: Belgien.

Damit irgendwann alle uns kennen und auch mögen, muss jeder im Land etwas tun, findet das Team vom Nation Branding. Auch die Presse, denn: „Les médias nationaux jouent un rôle important quant à la perception du Luxembourg à l’international. Ils sont un vecteur de messages sur le Luxembourg, d’un point de vue de la communication interne mais aussi, de manière indirecte, d’un point de vue de la communication externe.“

Uns Journalisten hat zwar keiner gefragt und wie das mit der Pressefreiheit in Einklang zu bringen ist, erschließt sich uns auch nicht. Aber hey: Am kommenden Donnerstag ist die Reform der Pressehilfe in der Chamber. Da wollen wir mal nicht so kleinlich sein. Deshalb hier unser voraussichtlich erster und letzter Beitrag zum Nation Branding. Natürlich als werbekonformer Listen-Artikel.

Grund 8 zeigt, wie groß unser Herz wirklich ist. Habt uns bitte alle lieb.

10 Gründe, weshalb man Luxemburg einfach lieben muss

  1. Arbeiten ohne lästiges Wählen. In Luxemburg werden demokratiemüde Ausländer privilegiert behandelt.
  2. Es gibt ausreichend Arme, damit die Reichen ihre Überlegenheit so richtig genießen können.
  3. In Luxemburg lieben selbst Grüne ihren SUV und versprechen, keine Politik gegen das Auto zu machen.
  4. Jeder Luxemburger ist ein Millionär und jedes Jahr werden es mehr. (Psst, angel auch Du dir deinen Immobilienerben)
  5. Luxemburger würden nie einem Ausländer den Arbeitsplatz wegnehmen. Damit „Frontaliers“ und Expats sich in der Wirtschaft frei entwickeln können, arbeiten Luxemburger beim Staat.
  6. Für „Schampes“ und Häppchen ist immer gesorgt. Selbst bei den Kommunisten.
  7. Premierminister Xavier Bettel mag einfach jeden (terms and conditions might apply).
  8. In der Pandemie war Luxemburg solidarisch. Wir haben jede neue Virus-Variante für unsere Nachbarn getestet, noch bevor sie in Europa verbreitet war.
  9. Luxemburg verbraucht sein CO2-Budget bereits im Februar. Nur so wird Klimaschutz wirklich ambitiös.
  10. Wir haben ein Herz für ungenutztes Kapital: Nicht nur Briefkästen und Soparfis, sogar die eigenen Immobilien stellen die Luxemburger mittlerweile als Zufluchtsorte für Investoren aus aller Welt zur Verfügung.

Nächste Woche übersetzen wir das Ganze natürlich auch noch auf Französisch, damit die doofen Franzosen uns auch endlich sympathisch finden.