Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Immer samstags blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: hungrige Parlamentspräsidenten, vegane Piraten und der Premier in Berlin.
Was es braucht, um Erster Bürger des Landes zu werden? Offenbar einen guten Appetit. Wie die Zuschauer von RTL diese Woche sehen konnten, dreht sich eine Reportage über den alten und neuen Chamberpräsidenten nämlich größtenteils um ein und dasselbe Thema: Essen.
Was der Film eigentlich zeigen wollte, war ein Tag im Leben von Fernand Etgen (der Neue) und von Mars Di Bartolomeo (der Alte). Was es aber vor allem zu sehen gab? Jede Menge Käsebrote (Fernand Etgen beim Frühstück), Pasta (Mars Di Bartolomeo beim Kochen), Pralinen (Fernand Etgen bei einem Besuch eines Tricentenaire-Ateliers). Abends sitzen beide dann beim belgischen Botschafter – natürlich zum Dinner. Dazwischen nur ein paar kurze Szenen der beiden in ihren Büros, bei Sitzungen und offiziellen Terminen. Was uns dabei klar wurde: Die Arbeit scheint ihnen zu schmecken.
Piraten fallen vom Fleisch (ab)
Schmecken tut es auch den Piraten. Neuerdings vor allem, wenn etwas Veganes auf den Teller kommt. Neu-Parlamentarier Marc Goergen zeigte sich diese Woche so begeistert von den fleischlosen Gerichten, die ihm nach den „internen Versammlungen“ geboten wurden, dass er seine Freude auf Twitter kaum noch bremsen konnte. „Mir Piraten iessen ab haut an der interner Versammlung an den Mëttesstonnen nëmmen nach Vegan“ heißt es dort (#GoVegan). Goergens Vorfreude auf den „Mango Vietnamese Vegan Burger“ – und der hat dann auch noch richtig gut geschmeckt!
So gut, dass Goergen sich (natürlich wieder auf Twitter) freute. „War wierklech lecker.“ Den Mund hat er sich danach wahrscheinlich mit einem seiner Star-Wars-Taschentücher abgewischt. Sie glauben uns nicht? Dann schauen Sie mal, was Kollege Sven Clement von ihm bekommen hat. Man fragt sich allerdings, warum die beiden Chamber-Piraten unbedingt über Twitter miteinander kommunizieren müssen, da sie doch Sitznachbarn im hohen Haus sind. Es ist wohl so wie mit dem Piraten-Veganismus: So richtig Sinn macht das alles nur, wenn man es mit der ganzen Welt teilt. Auch wenn man, wie das einsame dürftige Like (Marc Goergen) zeigt, dann doch irgendwie unter sich bleibt.
Brexit-Monster im Anmarsch
Was ist blau, hat wuschiges Fell und Kulleraugen? Einige von Ihnen denken sicher an das Krümelmonster der Sesamstraße. Doch „Sid“ (so heißt das Krümelmonster nämlich) hat diese Woche Konkurrenz bekommen.
Den Holländern geht der Brexit nämlich so auf den Keks, dass sie ihr eigenes Brexitmonster erfunden haben. Das krümelige Brexitmonster nistet sich mit Vorliebe in den Büros jener ein, die keine Vorkehrungen für einen No-Deal getroffen haben. Kekse mag es nicht, dafür aber ahnungslose Manager.
Gut, dass Luxemburg dem einen Schritt voraus ist und den EU-Brexit-Verhandler persönlich nach Luxemburg geholt hat, um gegen alle Katastrophen geweiht zu sein. Ein blaues Monster wurde bei den Meetings nicht gesichtet.
Heb jij al gecheckt welke gevolgen Brexit voor jou of je bedrijf heeft? Doe de Brexit Impact Scan op https://t.co/eytAlAwphK of kijk op https://t.co/U64nYectmE. Zorg dat Brexit jou niet in de weg zit….of ligt. pic.twitter.com/LWKOLnLPQl
— Stef Blok (@ministerBlok) February 14, 2019
Philosophieren in Berlin mit Xavier
Brexit war auch ein Thema als Premier Bettel am Mittwoch seine „liebe Bundeskanzlerin, liebe Angela“ besuchte. Wie man weiß, hat er großen Respekt vor Mutti. Da packt er natürlich seine schönsten Floskeln aus: „Wir haben der Europäischen Union sehr viel zu verdanken.“ Und er zeigte sich sehr konstruktiv gegenüber den Briten: „Wir haben das Referendum zu respektieren. Ich muss Ihnen sagen, dass ich das zu respektieren habe. Ich bedauere es, aber, wie gesagt, wir respektieren es.“ Da wird Theresa May aber gleich aufatmen. Die irische Grenze ist nur noch ein Problemchen.
Dem Premier geht es um große Ganze: „Gemeinsam kommen wir in einer globalen Welt besser voran, als wenn jeder seinen nationalen Sonderweg gehen will.“ Schön gesagt. Doch dann versaute der „Tageblatt“-Chefredakteur das traute Zusammensein und sprach – ungefragt! – das Thema Steuern an: Ob Luxemburg dann doch nicht ein klein bisschen bremse mit seinem Festhalten an der Einstimmigkeit. Nein, meinte Bettel, das sei ja was völlig anderes als etwa die Außenpolitik (oder Brexit). Ein völlig überflüssiges Thema. „Wenn das Tageblatt nicht gefragt hätte, würde hier niemand über Steuern reden“, witzelte Xav‘ später. So eine Blamage aber auch.