Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Immer samstags blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: Ein Präsident zerstört Kinder-Träume, ein Fast-Minister schüttet sein Herz aus und Claude Wiseler sagt leise Merci.

Populismus, Rassismus, die Gefährdung von Demokratie und freier Presse: Donald Trump wurde ja schon so einiges vorgeworfen. Dass er nebenbei auch noch Kinderträume zerplatzen lässt, ist allerdings neu. So geschehen während eines höchst spontan wirkenden Telefongesprächs mit der siebenjährigen Collman. „Glaubst du noch an den Weihnachtsmann? Denn mit sieben Jahren ist das grenzwertig, richtig?“, so die charmante Frage des Commander in Chief.

Dabei fragt man sich natürlich, warum der US-Präsident überhaupt Zeit für solche Telefonstreiche hat. Schließlich muss er doch regieren, oder zumindest ein wenig auf Twitter herumpöbeln. Nicht weniger als 19 ziemlich wirre, wütende oder auch schlicht selbstverherrlichende Tweets haute der mächtigste Mann der Welt etwa allein an Heiligabend raus. Anschließend stattete er den noch im Irak verbliebenen Soldaten der einstigen Weltmacht einen Überraschungsbesuch ab. Laut US-Medien blieb sich Trump dabei absolut treu. „Er belog Soldaten, beleidigte Iraker und verriet eventuell auch noch den Standort einer geheimen Spezialeinheit“, schrieb etwa der „Rolling Stone“. Ganz gewöhnliches Präsidentenzeug eben.

Einfach mal Danke sagen

Während wir bisher dachten, dass Claude Wiseler die Wahlniederlage seiner Partei ganz gut und durchaus würdevoll verdaut hat, haben wir seit dieser Woche wieder gewisse Zweifel. Denn auch nach dem Ende des Wahlkampfs und dem aufrechten Gang in die zweite Reihe der CSV-Fraktion hält der frühere Spitzenkandidat noch an der ihm von seine Beratern verordneten Kommunikation via Facebook-Videos fest. Unter dem treffenden Titel „Merci“ sagen Wiseler und seine Frau in der Tat „Merci“ – und zwar „all jenen, die uns in der letzten Zeit geholfen und unterstützt haben“.

Dabei schaut der einstige Premier-Herausforderer etwas müde, ja ziemlich traurig drein. Passend dazu postete Wiseler auf seinem Facebook-Account ein neues Titelbild, das ihn ganz allein, nachdenklich bis melancholisch beim Sonnenuntergang-Spaziergang am Strand zeigt.

Wir hätten jetzt fast irgendeinen Scherz in Anspielung an Hemingways „Der alte Mann und das Meer“ parat gehabt. Aber so alt ist der gefallene Stern der Christsozialen ja gar nicht. Im Vergleich zu Dauer-Außenminister Jean Asselborn, der im April seinen 70. Geburtstag feiern und dann gerade einmal läppische 15 Jahre in der Regierung sein wird, ist Wiseler mit seinen kaum 59 Jahren ja eher ein politischer Newcomer mit viel Luft nach oben.

So kriegt er im persönlichen Merci-Video auch gerade noch rechtzeitig die politisch korrekte Kurve und verweist auf die „großen Herausforderungen“ des kommenden Jahres. „Europa, unser Land werden viele Änderungen kennen und es geht darum, diese zu meistern“. Na, wenn das nicht mal eine Kampfansage ist. Mit diesem Mann ist also noch zu rechnen. Und sei es nur als mahnender, professoraler Großvater, der sich von seiner Partei in fünf Jahren noch einmal bitten lässt, weil sie sonst keinen vorzeigbaren Premier-Kandidaten hervorbringt. Bis dahin freuen wir uns schon einmal auf die authentischen Videobotschaften von Martine Hansen, Serge Wilmes und Co. …

Einfach mal enttäuscht sein dürfen

Marc Angel ist dagegen so gar nicht nach „Merci“ zumute. Schon eher nach „Merde alors“! Denn schon zum zweiten Mal ging der nette, joviale Hauptstadt-Sozialist bei der Verteilung der Ministerposten leer aus. „Natürlich wollte ich auch Minister werden“, vertraute er „Radio 100,7“ an. Aber manchmal sei es eben so, dass das nicht klappt. Ach?

Wie die Zuhörer erfahren, kam Angel letztlich der Bezirksproporz und… – na, wie heißt es noch gleich … genau – „Gender equality“ in die Quere. Da sei er schließlich „einen Schritt nach hinten gegangen“, obwohl er auch „teilweise darum gekämpft“ habe, um Minister zu werden.

Die Entscheidung sei schließlich „gemeinsam“, „ganz demokratisch“ getroffen worden. „Guer kee Problem“, sagt Angel. Sei er nicht doch enttäuscht, dass ihm nach 2013 mit Parteifreundin Francine Closener zum zweiten Mal eine nicht gewählte Frau vorgezogen worden sei, so die Nachfrage der kecken Journalistin: „Meine Wählerinnen und Wähler waren enttäuscht“, setzt der Politiker ganz staatstragend an. Aber natürlich sei er auch selbst „enttäuscht“ gewesen. „Ech muss jo lo hei éierlech sinn.“

„Klein-Luxemburg“ ganz groß!

Auch ganz ehrlich: Klein-Luxemburg ist gar nicht so klein. Und es denkt in vielen Sachen sogar ganz groß. Wussten Sie noch nicht? Dann haben Sie wohl die Liebeserklärung von „Bild-Reporterin Lisa“ verpasst. Dabei kommt sie doch „von nebenan“. „Lisa (31, Luxemburgerin)“ und (frühere Tageblatt-Journalistin, Anm. d. Red.), schreibt mittlerweile für die „Bild“-Zeitung und schwelgte wohl diese Woche ein wenig in Erinnerungen an die Vorzüge des kleinen, aber feinen Paradieses jenseits der Grenze.

Ganz schwärmerisch beschreibt sie jedenfalls Errungenschaften und neue Projekte des Großherzogtums, die die Saarländer vor Neid erblassen lassen. „Sei ein Fuchs, lern‘ von LUX!“ Allen voran natürlich der Nation-Branding-Knaller Gratis-Transport. Aber auch, dass man in Luxemburg überall billig tanken kann und, dass ein „Höhenunterschied von 40 Metern“ hier nicht mit Rolltreppen, sondern mit einer 92 Millionen Euro teuren Seilbahn überbrückt wird, gehört zweifellos zu den Vorzügen. Superjhemp und Space Mining dürfen natürlich auch nicht fehlen.

Lisa hat wohl ganz viel Heimweh. Oder sie hat sich Xavier Bettels rosarote Brille ausgeliehen. Was es auch immer ist, die größte, beste Boulevardzeitung des Universums könnte ihre Mitarbeiter ruhig mal öfter nach Luxemburg schicken. Spätestens wenn sie auf dem Weg dorthin im Stau stecken bleiben oder sich auf Wohnungssuche begeben, rückt die idealistische Verherrlichung des Fuchses unter den Staaten der Welt ganz schnell wieder ins Gleichgewicht.