Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Jedes Wochenende blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: Demokratische Beißreflexe, gefährliches Plastik und glühende Ex-Stars.
Hach, Demokratie ist doch schön. Die Regierung regiert vor sich hin, das Parlament palavert. Der Premier hatte nichts Neues zum „déconfinement“ zu sagen, die Abgeordneten auch nicht. DP-Fraktionschef und Ex-Lehrer Gilles Baum verglich die letzten Wochen mit einem Marathon. Eine gefährliche Metapher, finden wir. Schließlich starb der erste Marathon-Läufer der Geschichte an seinem Ziel an Erschöpfung. Aber ok, auch DP-Redenschreiber sind seit Wochen im Homeoffice.
Der Höhepunkt der Woche war aber der Ceta-Showdown in der Chamber, pardon im Cercle. Selbst Neo-Hipster Jang Asselborn konnte die Gemüter nicht beruhigen. „Inhalt und Form mangelhaft: Ceta-Abkommen tumultartig angenommen“, fasste selbst das sonst so nüchterne „Wort“ zusammen.
Immerhin: Ceta löste den gewünschten Beißreflex bei der dunkelroten Wählerschaft aus. Debatten über alternativlose Handelsabkommen ersparen andere Diskussionen. Etwa warum rote Minister das Gesundheitssystem krank gespart haben. Oder warum Krankenpflegerinnen 60-Stunden-Wochen schieben müssen. Oder warum rote Minister_innen Krankenpfleger-Schülerinnen unbezahlt im Corona-Notstand schuften lassen wollen, wie die „Woxx“ berichtet. Ist schon praktisch, dieses Ceta.
Böse Plastik-Masken
Die Grünen haben ebenfalls überhaupt kein Problem mit Ceta – also jetzt nicht mehr. Was die nette Josée aber total aus dem Häuschen bringt, sind die Masken. Nein, nicht dass die Geldstrafe höher ist, wenn man seine Maske vergisst, als wenn man mit dem SUV durch die 30er-Zone rast. Die von der Regierung verteilten Masken sind aus Plastik!! Das geht nun wirklich gar nicht, denn die landen dann in der Natur. Deshalb will Josée, dass jeder seine 50 Masken an arme Kinder in Afrika spenden kann. Dort sieht der grüne Stammwähler die Masken dann zumindest nicht im Wald herumliegen.
Was die Fraktionschefin Lorsché aber nicht sagt: Der grüne Übervater François Bausch zahlte seiner Cargolux mindestens zehn Millionen Euro, um die Masken nach Luxemburg zu transportieren. „Déi Emissiounen, wat soll d’Carole soen??“ Fairerweise muss man sagen, dass Fränz das Material per Zug transportieren lassen wollte, doch die Chinesen lehnten ab. Ist dann wie bei Ceta: Kann man halt nix machen.
Etienne ist der hellste Star
Blau-Rot-Grün hat sich offenbar eine dicke Scheibe Nonchalance bei Ex-Shooting-Star Etienne Schneider abgeschnitten. Der Erfinder des Rolls-Royce-Sozialismus wird nun im Verwaltungsrat des Stahlkonzerns ArcelorMittal tagen – es winken knapp 170.000 Euro pro Jahr.
Zusätzlich hat Etienne jetzt seine eigene Firma: Beta Aquarii. Der Name kommt vom hellsten Stern im Sternzeichen Wassermann, wie uns „Paperjam“ netterweise erklärte. Der chinesische Name für diesen Stern lautet übrigens „The First Star of Emptiness“. Steht auf Wikipedia. Und das passt zu Supernova-Etienne – logisch.
Das Geschäftsmodell steht übrigens bereits fest: Möglichst publicity-wirksam das Geld anderer verbrennen. Damit hat Etienne ja durchaus Erfahrung – Stichwort „Space Mining“. Fragt sich nur, ob die unsichtbare Hand des freien Marktes ebenso gnädig ist wie der Sozi-Stammwähler aus dem Minett.
Kein Ausweg aus Capellen
So ähnlich wie Astro-Schneider plötzlich wieder vom Himmel in die Schlagzeilen fiel, ist auch Jean-Claude Juncker wieder aufgetaucht. Nein, nicht auf der politischen Bühne. Nein, auch nicht bei einem internationalen High-Profile-Medium. JCJ meldete sich von seinem klassischen beige-in-beige Wohnzimmer aus für ein Interview mit dem Luxemburger „Lokalradio“. Dort gesteht er Unfassbares. Denn während eine Ausgangssperre für jeden Normalo-Bürger ein Klacks zu sein scheint, sieht es bei dem Ex-Premier durchaus dramatischer aus: „Ech sinn eigentlech net gemaach fir des Zait.“
Irgendwie kann das political animal par excellence einem schon ein bisschen Leid tun. Auslandsaufenthalte sind gestrichen („Ich bin froh, wenn ich endlich mal wieder aus Capellen raus kann“), Treffen mit Freunden und Polit-Größen wie Angela oder Manu sind untersagt und Küsschen sowie kleine Freundschafts-Klapser sind sowieso strengstens verboten („Ech paken d’Leit gäer un“).
Keine einfache Zeit also für den früheren Langzeitpremier. Aber wohl noch weniger für seine Frau. In den 45 Jahren hätten die beiden noch nie so viel Zeit miteinander verbracht, gesteht Jean-Claude Juncker weiter. „Meine Frau sagt immer, es bestehe noch Hoffnung, dass wir geläutert hier wieder rauskommen.“ Ob er das genau so sieht, verriet JCJ allerdings nicht …