Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Immer samstags blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: Spekulationen, Frauenstärken und ein falscher „Jang“.

Das Warten hat endlich ein Ende, also fast. Die drei Koalitionsparteien haben ihre Verhandlungen abgeschlossen. Damit geht insbesondere auch für manche Medien des Landes eine harte Zeit der munteren Spekulationen zu Ende. Die gute Nachricht aber vorweg: Thematisch waren „RTL“, „100,7“ und Co. ziemlich nah dran. Die Meldungen über die Einführung des Gratis-Transport, die Mindestlohn-Erhöhung und die Legalisierung von Cannabis wurden jedenfalls am Donnerstag von den Koalitionären im Kern bestätigt.

Warum haben sich die Koalitionsparteien ausgerechnet auf diese Maßnahmen geeinigt? Aus politischem Kalkül? Aus Überzeugung? Weil sie das zum Teil alle drei in ihren Wahlprogrammen stehen hatten? Nein, weit gefehlt. Wie die Piratenpartei dieser Tage in die sozialen Medien herausposaunt, ist der wahre Grund nämlich, dass die Dreierkoalition auf den „Druck“ der Piraten reagiert habe bzw. auf deren Forderungen „eingegangen“ sei.

Foto: Screenshots Facebook

Jetzt ergibt jedenfalls alles einen Sinn: Die politische Drohkulisse der frisch gebackenen Zwei-Sitze-Partei war wohl einfach zu furchterregend für die Greenhorns aus den Koalitionsverhandlungen. Wir ziehen jedenfalls den Hut vor dieser als Politik-PR verkleideten satirischen Meisterleistung. So viel Sinn für Humor hätten wir Sven Clement, Marc Goergen und Co. gar nicht zugetraut.

Spekulationen befördern die Karriere

Anders sieht es jedoch bei den Personalfragen aus. In der vergangenen Woche meldeten Luxemburgs Leitmedien „exklusiv“, dann aber doch eher gleichzeitig, wer denn Teil des neuen Kabinetts sein wird. Wie sich jetzt zeigt: Auch hier lagen die meisten jetzt, zwei Tage vor der offiziellen Verkündung der Personalien, ziemlich richtig.

Doch man darf daran erinnern: Die tagesaktuellen Medien haben bis hierhin einen langen Weg zurückgelegt. Denn vor einigen Wochen jonglierten manche Medien auch schon mit Ministernamen und durchaus abenteuerlichen Ressortverteilungen, die sich letztlich nicht bestätigten.

So hatte etwa „RTL Radio“ Mitte November gemeldet, dass der Grüne Felix Braz künftig Vizepremier (so weit, so gut) sowie Minister für Immigration, Kooperation und innere Sicherheit werden könnte. Romain Schneider von der LSAP sei hingegen als „Super-Minister“ für (unter anderem) Gesundheit und soziale Sicherheit in der Verlosung, Tess Burton als Neu-Ministerin gesetzt. Das „Wort“ meldete hingegen, dass das Wohnungsbauministerium an das Innenressort angegliedert werden soll, das wiederum von Dan Kersch geleitet werde. Und alle waren sich ein paar Wochen lang einig, dass die Grünen mit Erfolg nach dem Landwirtschaftsministerium gegriffen hätten.

Machen wir es kurz: Laut Informationen von REPORTER waren so manche Informationen in Luxemburgs Medien falsch – oder zumindest noch nicht ganz gar. Aber sei’s drum! Denn auch vor fünf Jahren haben manche Journalisten die Gerüchteküche angeschmissen und heute erinnert sich keiner mehr daran. Darunter ein gewisser Paul Konsbruck, damals noch hoffnungsvoller Nachwuchsjournalist bei RTL.

Kurz nach den Wahlen vom 20. Oktober 2013 teilte der heutige Kabinettschef des Premiers auf Facebook seine „Tipps“ für die Zusammensetzung der neuen Regierung. Ganz richtig lag er dabei nur bei Xavier Bettel und Etienne Schneider. An alle heutigen Informationsspekulanten also die beruhigende Botschaft: Selbst wenn man mit dem nach außen getragenen Insiderwissen mal ordentlich daneben liegt, muss das der weiteren Karriere nicht schaden. Eher im Gegenteil.

Foto: Screenshot Facebook

„Auf eine gute Zusammenarbeit“

Dan Kersch ist ein Mann. Taina Bofferding eine Frau. Allein diese Tatsachen stellen wohl so manchen Gemeindevertreter vor eine intellektuelle Herausforderung. Das jedenfalls wurde in der letzten Pressemitteilung der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten zur Neubesetzung des Innenministeriums ersichtlich. Hervorgehoben wurden im Schreiben der FGFC nämlich nicht unbedingt die Kompetenzen der LSAP-Politikerin, sondern viel mehr das Geschlecht der „Frau Innenministerin“.

Erwähnt werden insbesondere die „Unverbrauchtheit“ und die „persönliche Ausstrahlung“ der „jungen“ Politikerin, die in die großen (männlichen) Fußstapfen des Dan Kersch treten soll.

Dass gerade eine Frau dessen Amt übernehmen soll – scheinbar ein Skandal. Wir erinnern an dieser Stelle daran, dass auch Frauen andere Kompetenzen als nur eine tolle Ausstrahlung haben können und hätten auch geich ein paar Lektüreempfehlungen impetto: Etwa Judith Butler, oder Chimamanda Adichie.

Foto: Screenshot fgfc.lu

De „falsche“ Jang

Plötzlich war er da – und eigentlich auch genauso schnell wieder weg. Mitte der Woche feierte Jean Asselborn mit seinem eigenen Twitter-Account endlich sein Social-Media-Debüt. Sofort wurde er vom „Who is Who“ der Luxemburger Twittersphäre gefollowed. Doch die Euphorie über den Social-Media-Account des alten und (höchstwahrscheinlich) neuen Außenministers hielt nicht lange an. Denn wie es sich herausstellte, war die Seite ein Fake. Eigentlich schade. Denn verbale Eskapaden wie „Merde alors!“ würden sicher auch auf Twitter gut laufen. Siehe ein gewisser Donald Trump. Also Jang, überleg es dir doch noch einmal.

Foto: Screenshot Twitter

Küsschen von Juncker

Jean-Claude Juncker ist bekanntlich ein großer Küsser. Ja, sogar dem US-Präsidenten Donald Trump hat unser ehemaliger Premierminister schon mal einen Schmatzer auf die Wange gedrückt. Doch was ist das Geheimnis hinter den juncker’schen Küsschen fragen Sie sich? Und was können Sie tun, um in den Genuss eines Juncker-Busserls zu kommen?

Die Schweizer haben das Geheimnis diese Woche enttarnt : Je mehr Küsse, je mehr schätzt einen Juncker – es ist also also quasi eine Wertschätzungsskala in Küssen. So hat das Schweizer Radio und Fernsehen den Kommissionschef gefragt, wie viele Küsse er denn wohl der Bundesrätin Doris Leuthard zum Rücktritt gibt. Junckers Antwort: Alle Küsse der Welt. Na, wenn das nicht Liebe ist.

 

Tessys starke Klunker

Seit einiger Zeit entwickelt sich Prinzessin Tessy von Luxemburg zu einer Botschafterin für Feminismus, Selbstbestimmtheit und Aktivismus. Werbung dafür macht sie besonders gerne auf ihrem Instagram-Account. Zu den Bildern von Galas, Dinnern und Events postet sie deshalb am liebsten inspirierende Bildunterschriften für ihre Follower. Beispiel gefällig? „Never underestimate the strength of a woman“ („Unterschätze niemals die Stärke einer Frau“). Der Satz ist zwar nicht gerade neu, dafür aber aussagekräftig und bleibt hängen.

Foto: Screenshot Instagram

Soweit, so gut. Dumm nur, dass unser Blick nicht wirklich am Spruch, sondern an etwas ganz anderem hängen geblieben ist. Nämlich dem funkelnden Diamantcollier, das Tessy auf dem Foto trägt. Ja, es sieht gut aus. Es lenkt aber auch irgendwie von ihrer frauenstärkenden Botschaft ab. Aber zugegeben: Eine Frau, die so schwere Klunker trägt, muss auch stark sein. Das wird sicher auch die Gewerkschaft der Gemeindebediensteten FGFC bestätigen können.