Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Immer samstags blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: Ein Ex-Minister auf Reisen und machtlose Klimaschützer.

Nicht beachtet werden, ist für Politiker die Höchststrafe. Noch schlimmer sind wohl nur Politiker, die gar keine Politiker mehr sind. So geht es etwa Luc Frieden. Nach seinem Ausscheiden aus der Regierung, dann aus dem Parlament und der gescheiterten Wahl zum Spitzenkandidaten seiner CSV, hat der Ex-Minister auf Privatier und Lobbyist umgesattelt. Doch als Präsident der Handelskammer nähert sich Luc Frieden wieder der ganz großen politischen Bühne.

Dank Minister Etienne Schneider und Erbgroßherzog Guillaume, die Frieden mit auf Wirtschaftsmission nach Marokko nahmen, durfte sich der Ex-Finanzminister für einige Tage lang wieder wie ein ganz Großer fühlen. So lasen sich seine Tweets aus dem nordafrikanischen „Hub“ schon fast wie Mitteilungen eines Politikers, dem Beachtung gebührt. Nur einer schien der Sache noch nicht ganz zu trauen …

Foto: Chambre de Commerce/Twitter

„Interessante Gespräche“, „strategische Partnerschaften“, „diversifizierte Wirtschaft“: Die Inhalte von Luc Friedens Ausführungen in Marokko ähnelten dann doch sehr stark jenen Reden, die er früher als Finanzminister hielt. Wir finden: Politiker sein ist überbewertet. Wenn es um das Wohl des Wirtschaftsstandorts geht, sollte man sich nicht von solchen Formalitäten beirren lassen.

„Et ass net u mir“

„Mir si bei deenen, déi wierklech Ambitiounen hunn“, sagt Xavier Bettel. Im Interview mit „Radio 100,7“ sprach der Premier über seine Eindrücke vom Klimagipfel in New York. Andere Länder seien in Sachen Klimaschutz leider weit weniger „ambitioniert“ als Luxemburg. Namen wolle er aber nicht nennen, so Bettel. Denn: „Ech sinn net hei fir ‚Bashing‘ ze maachen, fir ze soen, wie gutt oder wie schlecht ass.“

Anscheinend war Luxemburgs Regierungschef aber auch nicht in New York, um konkrete Vorschläge zu machen, die dazu beitragen könnten, die globale Erwärmung zu begrenzen. Xavier Bettel lässt sich sogar zu der Aussage verleiten, dass es nicht an ihm sei, den Luxemburger Klimaplan zu konkretisieren.

„Wéini gëtt dee Klimaplang zu engem Klimagesetz?“, so die unerhörte Frage des Journalisten. Bettels Antwort: „Wann e mol fäerdeg ass da gëtt e presentéiert an dann ass d’Chamber, déi dat decidéiert. Et ass net u mir. Mir preparéieren d’Aarbecht an et ass d’Chamber, déi d’Texter stëmmt.“

Gleiche Frage nochmal, etwas angepasst. Bettels Antwort: „Wa mir fäerdeg sinn, gitt Dir et gewuer.“ Gleiche Frage nochmal, nochmals angepasst. Bettels Antwort: „Mir hu gemeinsam Ziler, mir hunn e gemeinsame Koalitiounsaccord an ech sinn do, fir ze kucken, datt dat och während deenen nächste véier Joer och ëmgesat gëtt. Dat ass meng Missioun, meng Aarbecht a mir hunn all gemeinsam Ziler, déi mir eis ginn, an do gëllt et net ee géint deen aneren ze sinn, mee all zesummen.“

„Villmools Merci fir d’Gespréich.“ – „Merci och.“

Et ass och net un eis…

In einer Videobotschaft für die Vereinten Nationen sagte der Premier dann noch, dass er genauso wie viele junge Menschen „ungeduldig“ sei, dass die Welt endlich gegen den Klimawandel vorgehe. Wir finden auch: Gerade als Regierungschef kann man schon ungeduldig werden, dass die Regierungen der Welt endlich handeln. Im Zweifel lieber die anderen.

Geradezu machtlos fühlten sich denn auch einige Koalitionspolitiker, die sich mit der Jugend des Landes auf den Marsch von „Fridays for Future“ machten. „Climate Justice“, „Act now“, „Change the System“: Hinter diesen Forderungen können sich doch letztlich alle Menschen versammeln.

Wann handelt die Politik endlich? Wann hält sie leidenschaftliche Reden? Wann verabschiedet sie Gesetze? Wir finden: Diese Machtlosigkeit ist wirklich unerträglich. Als Abgeordnete einer Regierungspartei bleibt einem nun wirklich nichts anderes übrig, als auf die Straße zu gehen, um für eine andere Politik einzustehen.

Foto: Djuna Bernard/Facebook

Alles in blau-rot-grüner Butter

Und wer sich in den vergangenen Tagen dachte, dass die Regierung angesichts der selbst heraufbeschworene Krise des grünen Koalitionspartners schwächelt, der hat sich gründlich getäuscht. Denn DP, LSAP und Déi Gréng verstehen sich weiterhin wunderprächtig. Glauben Sie nicht? Familienministerin Corinne Cahen liefert den ultimativen Beweis für die blau-rot-grüne Harmonie:

Foto: Screenshot Corinne Cahen/Twitter