Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Jedes Wochenende blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: eine philosophisch aufgerüstete CSV und eine einfache Lösung für alle Probleme.

Die Hitze ist bleiern, die Straßen leer. Doch die Leichtigkeit der Ferienzeit verführt manchen offenbar zur gedanklichen Besinnung. Die CSV ist dabei vorbildlich. Fraktionschefin Martine Hansen steht auf einer Anhöhe und blickt nachdenklich in die Ferne. „Aussiicht a Weitbléck – ëmmer gutt“, Zwinkersmiley, ist der geistreiche Urlaub-Facebook-Post betitelt. Deutlich politischer ist da der Kollege Laurent Mosar, der auf Twitter ein schlecht gelauntes rechtsphilosophisches Grundseminar abhält. Ein Auszug aus den gesammelten Tweets des Laurent M. (bitte beachten Sie die postmoderne Ablehnung jeglicher Kommasetzung):

  • „Ein Rechtsstaat der wegschaut wird nicht stärker sondern schwächer.“
  • „Der Versuch die Geschichte neu zu schreiben ist selten gut ausgegangen.“

Ein weiteres Herzensthema des Abgeordneten ist die grundlegende Lehre der Ethik und Moral. In mehreren Tweets macht sich der CSV-„Alderman“ (Auszug aus der Twitter-Biographie) Gedanken über die Meinungsfreiheit, das Recht und die Anarchie.

Screenshot: Twitter.com

Aber wie immer stellt Frank Engel alles in den Schatten. In einem locker-flockigen „Interview“ mit einem parteiinternen Fan und bei einem nicht weiter relevanten Kultgetränk deklariert der CSV-Präsident das Ende der Spaßgesellschaft. Und wie immer mangelt es ihm nicht an Selbstbewusstsein. Wussten Sie, dass Vizepremier François „Fränz“ Bausch dem heutigen CSV-Hoffnungsträger seine Karriere zu verdanken hat? Quasi als Jugendsünde war Engel nämlich Mitglied bei der Grünen Alternative und rettete laut eigener Aussage mit seiner Stimme das Rotationsprinzip. Sozusagen als unsichtbare Hand der Geschichte. Um selbst Minister zu werden, reichte es allerdings dann bisher nicht. Oder wie Trump es formuliert: „Nobody likes me!“

Chinesen kopieren nur das Beste

Frank Engel ist zwar ein Macher, aber für das Luxemburger Wohnungsproblem fällt ihm auch keine Lösung ein: „Et ass immens komplex.“ Dabei liegt sie eigentlich auf der Hand: Man baut einfach ein zweites Luxemburg. Geht nicht, sagen Sie! Geht doch, sagen die Chinesen. Huawei präsentierte diese Woche eine mehr oder weniger getreue Kopie der Luxemburger Altstadt – die „fairytale zone of Luxembourg“. Warum märchenhaft? Na, die Kopie hat schon eine Tram und keine Baustellen mehr.

Gerüchten zufolge arbeiten die Chinesen auch schon an einer Kopie des überaus erfolgreichen Mosar-Twitteraccounts. Das Grundgerüst für einen fleißigen „Bot“ soll bereits stehen: „Wenn + Moral/Meinung/Medien + zu viel/nichts (kein Komma) + X + in Gefahr/am Ende/Anarchie“. Die Täuschung ist nahezu perfekt.

Das Potenzial der Idee eines zweiten Luxemburgs ist enorm. Mit einem zweiten kleinen Großherzogtum bekommt man die Wohnungspreise endlich in den Griff, ohne das ganze Land zuzubauen. Es ist auch viel mehr Platz für Briefkastenfirmen und Tankstellen – die Finanzierung der chinesischen Kopie ist gesichert. Und bei der nächsten Pandemie kann man einfach von „Alt-Luxemburg“ ins „Neu-Luxemburg“ reisen. #Vakanzdoheem einmal anders. Dann braucht man keine doofen Deutschen, Belgier oder Briten mehr. Selber Risikogebiet!

Fern-Air macht (fast) alles möglich

Bis dahin verlangt die Pandemie uns schon einiges ab, vor allem den Politikern. Dabei sind sie ja auch nur Menschen, wie sie selbst gerne betonen. Aber der strenge erste Bürger des Landes kennt keine Gnade: „Im Mandat des Abgeordneten sind keine Ferien vorgesehen“, sagte Fernand Etgen. Komisch, wir dachten immer, Ferien von Juli bis Oktober seien ein Menschenrecht.

Aber: Wenn wir ungezogen sind und nicht auf Umfragekönigin Lenert hören, dann könnte das mit dem Virus noch schlimmer werden. Dann müsste das Parlament erneut zusammenkommen und die Abgeordneten mit Flugzeugen von der Rivieria zurück ins Land geholt werden. Gezahlt würde das natürlich mit Steuergeldern, das Abgeordnetengehalt ist ja ziemlich knapp bemessen. Wir warten schon gespannt auf den Charterjet der Fern-Air!