Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Jedes Wochenende blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: Wackere CSV-Gemeindeväter und wahre Staatsfrauen.

„Mir hu nach keng Masken, well mir nach keng kruten“, erbost sich Michel Wolter, Vater aller Käerjenger. Der vom Lockdown tief gezeichnete CSV-Politiker – er trägt jetzt Vollbart – hat auch schon die Schuldigen gefunden – es sind natürlich Frauen. Jaja klar, man solle nicht kritisieren, sonst gibt es einen sozialmedialen Shitstorm, weiß der junggebliebene Polit-Profi. Er fordert: Masken für alle! Und die LSAP-Ministerinnen müssen jetzt liefern, sofort!

Paulette Lenert lässt sich auf die Debatte erst gar nicht ein. Und Taina Bofferding versteht das Problem nicht: Es habe sehr gute Gespräche mit den Bürgermeistern gegeben, so das politisch korrekte, nichtssagende Statement. Aber wie in jeder Beziehung ist das, was frau sagt, nicht unbedingt, was mann versteht.

Verwirrende Maskenpolitik

Wir geben zu: Das mit den Masken ist durchaus verwirrend: Erst soll man laut Regierung auf keinen Fall eine Maske tragen, weil das wenig hilft (oder man nicht genügend bestellt hat). Dann teilen die CSV-Bürgermeister Masken an ihre Alten aus. Das ist dann natürlich falsch, aber zwei Tage später sagt „Paulette nationale“ (® „Tageblatt“) es solle jeder jetzt aus „Höflichkeit“ eine „alternative“ Maske tragen. Am besten eine selbst genähte.

Für alte Männer im besten Alter (alternativ: alte weiße Männer) ist das natürlich kaum nachzuvollziehen. 1. Was ist „Höflichkeit“? 2. Wie geht das mit dem „Nähen“? Dabei erklärt die Gesundheitsministerin doch immer alles so gut und wiegt das ganze Volk in pandemischer Ruhe. Erst am Freitag hingen wir wieder an ihren Lippen.

Die Politprominenz hält sich denn auch prompt an die neue Devise der Ministerin. Obwohl: Dass man mit der Maske auch direkt zum Fototermin ins nächstgelegene Krankenhaus gehen soll, wie eine lebenslange Bürgermeisterin, ein Ex-Minister und ein ehrenvoller Staranwalt, gehörte eigentlich nicht zu den ausdrücklichen Vorgaben…

Geisterspiele fürs Parlament

Aber wir gehen fest davon aus, dass übers lange Osterwochenende bei jedem der Groschen gefallen ist. Dann wird die Maske bestimmt auch zum modischen Accessoire bei der nächsten Chambersitzung. Die mehrheitliche Fraktion der Pfadfinder-Heilsarmee kann bestimmt den Männern im besten Alter aushelfen. Bleibt aber die Frage nach dem Style – eher „Emergency Room“ oder doch „Mad Max“?

Immerhin: Die Egos der Parlamentarier sind durch ihre aktuelle Belanglosigkeit (sonst sind sie ja fundamental wichtig für das politische System) ordentlich geschrumpft. Damit passen sie jetzt auch alle in den vorübergehenden Plenarsaal im „Cercle“. Es ist aber schon schwer für unsere Volksvertreter: Es warten keine Journalisten vorm „Home Office“. Und: Niemand. Ruft. Sie. AN!

Jetzt kommen auch noch Geisterspiele vor leeren Tribünen. Und die wichtigste Frage bleibt offen: Wie viele Jetons gibt es für eine Videokonferenz?

Apropos „Ruf mich an“: Wollen Sie einfach mal reden? Mit jemandem, der nicht nur zuhört, sondern auch helfen kann? Dann versuchen Sie es doch mal mit dem „Bierger-TALK“ von der CSV. Die Fraktionsvorsitzende Martine Hansen sitzt offenbar während der Quarantäne zu Hause und betreibt ihr ganz persönliches Hilfetelefon. Na zumindest weiß man bei Hansen im Gegensatz zu anderen honorablen Deputierten, was sie während ihrer politischen Isolation so machen…

Foto: Martine Hansen/Facebook

Die Konstanten in allen Lebenslagen

Gott sei Dank gibt es aber noch Dinge im Leben, die sich nicht ändern. Am großherzoglichen Hof hat etwa „Senior Royal“ Maria Teresa die Zügel bzw. das Smartphone fest in der Hand. Sie zeigt dem armen ‚enri, wie das mit dem Krisen managen geht. Von ihr als Landesmutter können sich die CSV-Granden mal richtig was abschneiden. Denn sie hört nicht nur zu, sondern packt seit Jahren auch mit an, selbst bei Dingen, die sie eigentlich laut Verfassung nichts angehen. Gut, der freche „Regierungschef“ Xavier nervt seit ein paar Monaten, aber das bringt eine wahre Staatsfrau nicht aus der Ruhe.


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