Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Immer samstags blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: US-amerikanische Twitterkunst und der wahre Grund für die Schwäche der CSV.

Als Botschafter schüttelt man ja so einige Hände. Die von wichtigen und die von weniger wichtigen Leuten. Da kann es dann schon mal vorkommen, dass man den einen oder anderen Namen dieser vielen Personen vergisst oder gar verwechselt. So ist es diese Woche auch US-Botschafter Randy Evans ergangen.

Er scheint sich dabei an seinem „Chef“ Donald Trump inspiriert zu haben. Trump kommt sowas regelmäßig vor. Jüngst vermischte der US-Präsident während eines Meetings mit Apple-Boss Tim Cook dessen Namen mit dem Namen seiner Firma und taufte ihn Tim Apple. Ähnlich verplapperte sich Randy Evans. Nach einem Meeting mit Luxemburger Parlamentspräsidenten Fernand Etgen postete er ein Foto auf Twitter und schreibt von einem tollen Treffen mit „Fernand Etienne“.

Zugegeben, einen Etienne gibt es ja tatsächlich. Der hat es aber nicht so mit repräsentativen Treffen mit Botschaftern, sondern eher mit dem Weltraum, Joghurtfabriken und imaginären Steuerzahlungen. Egal, denkt sich auch der US-Botschafter. Und wie Donald Trump versuchte auch Randy Evans sich auf Twitter für seinen Namens-Lapsus zu rechtfertigen. Das Problem war – welch Überraschung – die Autokorrektur.

Da war Donald Trump mit seinen Ausreden um einiges einfallsreicher. Erst behauptete er (natürlich auf Twitter), er habe „Tim Cook Apple“ gesagt und „Cook“ sei nur auf den Audioaufnahmen nicht zu hören gewesen. Dann legte er noch einen drauf und meinte, er habe mit „Tim Apple“ Wörter und Zeit sparen wollen. Mehr Wörter und Zeit kann man wohl nicht in Ausreden investieren. Sich einfach mal entschuldigen und einen offensichtlichen kleinen Fehler einräumen, scheint für die beiden älteren Herren mit dem auffällig ähnlichen Haarstil keine Option zu sein.

Skandal: Schüler „streiken“ während der Schulzeit

Alarm in den Kommentarspalten: Mindestens 7.500 Schüler wagten es, sich für Klimaschutz zu engagieren. Oder waren es doch nur 3.000? Oder vielleicht sogar 15.000? Wir sind an dieser Stelle ähnlich verwirrt wie die Medien und die Polizei, die wohl den ganzen Freitag damit verbracht haben, munter demonstrierende Jugendliche zu zählen.

Der wahre Skandal liegt aber eh woanders: Anstatt während ihren Mathe- und Deutschstunden durchzuschlafen, wagten die Abertausenden es tatsächlich mit Zügen und Bussen bei Regen in die Hauptstadt zu fahren. Diese Schulschwänzer! Besonders die Frage, warum die Schüler denn nicht am Wochenende streiken, trieb jene hart schuftenden Menschen um, die an einem normalen Arbeitstag nur knapp Zeit finden, stundenlang auf Facebook oder bei RTL zu kommentieren.

Die gestählten Profis durchschauen diese Jugendlichen mit einem Blick: Die demonstrieren kurz und gehen dann zu McDonald’s. Alternativ sind sie Marionetten der Regierung. Und überhaupt haben sie kein Recht sich zu beschweren. Sie sollen doch mal froh sein, dass sie mit dem SUV zur Schule gefahren werden – dieses undankbare Pack!

Staatsminister Xavier Bettel „begrüßte“ dagegen väterlich das Engagement der Schüler. Aber: „Die Regierung hat nicht auf diese Bewegung gewartet, um im Klimaschutz aktiv zu werden.“ Man habe einen Plan. Naja, also fast: Der Plan ist eigentlich noch ein Entwurf. Und unter Blau-Rot-Grün stiegen die CO2-Emissionen Luxemburgs erstmals wieder an. Aber was Schüler können, können Minister schon lange. So ließen Bettel und Turmes die Hausaufgaben liegen und besuchten eine Brauerei. Schließlich kann man an einem Freitag nicht noch kurz die Welt retten.

Skandal II: Das „Wort“ hat die Wahlen verloren

Ja, wir sind es auch langsam leid mit der medialen Selbstzerfleischung der CSV. Dennoch wollen wir Ihnen die „Wahlanalyse“ von Ex-CSV-Boss Marc Spautz nicht vorenthalten. „Ze optimistesch, ze sécher, kee Wort, kee Kompetenzteam, kee JCJ“ titelte RTL am Freitag mit Verweis auf ein Dokument, das Spautz im vergangenen Dezember verfasst haben soll.

Warum hat die CSV die Wahlen verloren? Dem früheren Vorsitzenden fallen gleich Dutzende Gründe ein. Einer davon klingt aber besonders richtig und wichtig: „Negativ fir eis war och Distanz vum Lëtzebuerger Wort vis-à-vis der CSV, wat iwwert Joerzéngten e Garant fir d‘CSV war.“ So weit, so gut. Aber Spautz wäre nicht Spautz, wenn er da nicht noch etwas ungehobelter einen raushauen würde: „Net nëmmen eng Distanz, d‘Wort huet massiv d‘Regierungsparteien ënnerstëtzt iwwert déi 5 Joer.“

In der Tat: Diese Beschwerden, dass das „Wort“ zu sehr für DP, LSAP und Grüne Partei ergreife, hat man in den vergangenen Jahren dauernd gehört. Es verging praktisch keine Woche, in der sich Premier Xavier Bettel oder sein Kabinettschef Paul Konsbruck nicht darüber beschwert hätten, dass die größte Tageszeitung ihre „massive Unterstützung“ der Dreierkoalition endlich einstellen sollte, weil es sogar ihnen unangenehm wurde.

Der oberste Chef des regierungsnahen Pressekonzerns, der als erbarmungsloser  CSV-Kritiker bekannte Luc Frieden, ließ aber leider nicht mit sich verhandeln. Bei der jüngsten spektakulären Layout-Reform des „Wort“ wurde dem Vernehmen nach sogar erwogen, den traditionellen Slogan „Für Wahrheit und Recht“ durch „Für Gambia und Mitte-Links“ zu ersetzen.