Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Immer samstags blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: Luxemburg für Dummies und ein feucht-fröhlicher Oppositionsaufstand.
Endlich sind offiziell Sommerferien. Doch so kurz vor Schluss war diese Woche im Luxemburger Polit-Kosmos doch noch einiges los. Es gab nämlich einen Aufstand! Aber so richtig, mit Saalflucht, aufgeregten Gemütern und so. Was passiert war? Die gesamte Opposition hat am Montag den Plenarsaal verlassen, weil ihr eine Änderung der Tagesordnung verweigert worden ist. Ok, die Piraten Clement und Goergen sind erst noch sitzen geblieben und mussten dem Anschein nach von Ziehvater Gast Gibéryen angewiesen werden, doch bitte auch mitzukommen. Doch dann waren wirklich alle Oppositionsbänke leer.
Ein Skandal! Noch nie dagewesen! Unerhört! Parlamentspräsident Fernand Etgen wusste gar nicht, wie ihm geschieht, als die Politiker plötzlich alle weg waren. Dabei hatte er doch noch voller Selbstsicherheit und Strenge versucht, Ruhe in den Saal zu bekommen. Hat aber (mal wieder) nicht so ganz funktioniert.
Die Regierungsparteien beeindruckte der Abgang der Opposition aber wenig. Sie machten einfach weiter, als wäre alles wie immer. Und die Geflüchteten? Die zog es, nach der Evakuierung wegen Feueralarm vergangene Woche, schon wieder auf die Terrasse des Bistrot de la Presse. Wohin sollte man denn sonst? Es gab wohl wirklich keinen anderen Ort, immerhin gibt es im Parlament ja keine Versammlungsräume, wie Marc Goergen auf Twitter klar stellt.

Wir finden auch: Das kühle, frisch gezapfte Bier auf der Terrasse vor der Chamber war wohl verdient und quasi alternativlos. Die Wähler werden es sicher genau so sehen. Auch den Weg zurück ins Plenum, um über den schnöden nationalen Plan zur nachhaltigen Entwicklung zu debattieren, konnte man keinem der Aufständischen zumuten. Oder wie es Goergens ideeller Ziehvater Donald Trump ausdrücken würde: „Boring!“
Nicolas und Nicole Schmit
Weniger boring als geradezu outrageous kommt dagegen die Idee von Ursula von der Leyen daher. Die mögliche neue EU-Kommissionspräsidentin möchte eventuell alle Mitgliedstaaten dazu auffordern, zwei Kandidaten – einen Mann und eine Frau – für die bald zu vergebenen Kommissarposten vorzuschlagen. Das hieße: Nicolas Schmit (LSAP) würde am Ende vielleicht doch nicht seinen Lebenstraum als Brüsseler Top-Technokrat erfüllen.
In der vergangenen Woche begannen denn auch schon die Spekulationen, wen Luxemburgs Sozialisten denn im Fall des Falles als weibliche Kandidatin nominieren könnten. Eine erfahrene Ex-Ministerin wie Mady Delvaux oder Lydia Mutsch? Eine ehemalige Spitzenkandidatin wie Lisa Kersch? Eine Nation-Branding-Expertin wie Francine Closener? Alles denkbar.
Doch wie es am Freitag aus überaus gut unterrichteten, feucht-fröhlichen LSAP-Kreisen verlautete, gibt es noch einen anderen Plan C. Neben Nicolas Schmit könnte man auch dessen bisher unbekannte Schwester Nicole Schmit nominieren, so ein aus diversen Gründen lieber anonym zu behandelnder Abgeordneter. Wir finden: Bei diesem proletarischen Humor sollte man vielleicht doch lieber Plan A noch einmal eine Chance geben.

Luxemburg in Klischees erklärt
Luxemburg ist multikulturell, Luxemburg ist inklusiv, Luxemburg ist total open-minded. Nur nicht, wenn es um Luxemburg selbst geht. Dann werden lieber wieder die alten Klischees ausgepackt. Sie wollen wissen, was das Land wirklich ausmacht? Dann reicht ein Blick auf die aktuellen „Fact Sheets“, die die Regierung diese Woche veröffentlicht hat. Die sind kindgerecht aufbereitet, schön bunt und auch total angemessen. Oder denken Sie etwa nicht beim portugiesischen Bevölkerungsanteil an Sardellen? Oder bei Italienern, die hier wohnen, an Pizza? Nein? Dann werden Sie jetzt, so wie wir auch, wohl eines Besseren belehrt.

Wir finden nur, dass man den Luxemburger Bevölkerungsanteil dann nicht durch einen Teller „Bouneschlupp“, sondern durch ein Bündel Schwarzgeld hätte ersetzen können – es geht ja immerhin um knallharte Klischees.
Und dabei stimmen die nicht einmal alle. Um das Mudam zu illustrieren wurde die berühmte Hunde-Skulptur des US-Künstlers Jeff Koons gezeigt, Robert Schuman wird als „Luxemburger Politiker“ gefeiert, hatte aber nie die Luxemburger Staatsbürgerschaft und die „Luxembourg Space Agency“ wird mit einem UFO illustriert. Wir wissen es ja nicht zu 100 Prozent, gehen jetzt aber mal davon aus, dass die Agentur nicht wirklich was mit UFOs oder Außerirdischen zu tun hat.
Alles in allem ein weiterer Grund, um auch heute wie die Opposition die Arbeit ruhen zu lassen und sich einen kühlen Humpen zu gönnen.